News: Wanderjahre
Hinweise für dieses Szenario finden die Anthropologen nicht nur in Fossilfunden. Unsere Ahnen hinterließen ihre Spuren auch in unserem Erbgut. Insbesondere die DNA aus den Mitochondrien, den "Kraftwerken" der Zellen, ist bei Ahnenforschern sehr beliebt. Da sie fast nur von den mütterlichen Eizellen weitergegeben wird, finden hier keine Neukombinationen zwischen väterlichen und mütterlichen Genen statt – die mtDNA verändert sich allein durch Mutationen. Unter der Annahme, dass die Mutationsrate über die Generationen einigermaßen konstant bleibt, tickt hier also eine molekulare Uhr.
Und diese molekulare Uhr machten sich Nicole Maca-Meyer und ihre Kollegen von der Universidad de la Laguna auf Teneriffa zu nutze. Die Forscher wollten wissen, was passierte, als die ersten Menschen Afrika verließen. Hierfür analysierten sie bestimmte Genkombinationen – so genannte Haplotypen – der mtDNA von 42 heute lebenden Personen aus Europa, Asien und Afrika.
Ihre Daten bestätigen die Out-of-Africa-Hypothese. Demnach verließ ein erster Trupp vor 59 bis 69 Tausend Jahren den Kontinent, erreichte zunächst Westasien und Indien und drang dann bis nach Ostasien vor. Vor 39 bis 52 Tausend Jahren verbreiteten sich die Einwohner von Westasien rapide über den Kontinent und erreichten neben Japan und den südpazifischen Inseln auch Europa. Einige der Wanderer kehrten schließlich zurück nach Nordafrika, sodass sich der Kreis hier wieder schließt.
Die Wissenschaftler erweitern somit das Bild zu einer "Out-of-Africa-and-back-again-Hypothese". Doch die Wanderjahre der Menschheit sind noch längst nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Heute ist Homo sapiens so mobil wie nie zuvor. Zukünftige Genetiker werden der Geschichte unserer Ahnen wohl nur mit Mühe nachspüren können.
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