Landwirtschaft: Warum der US-Maisgürtel dem Klimawandel trotzt
Die Erderwärmung schreitet voran; manche Regionen wie die Arktis oder die Antarktische Halbinsel heizen sich schneller auf als der Planet im Ganzen. Andere Regionen wie Teile der Tropen erwärmen sich dagegen langsamer. Aber nur ganz wenige Gebiete der Erde haben sich in den letzten Jahrzehnten gegen den Trend sogar abgekühlt – wie der Mittlere Westen und Nordwesten der USA, wo die Durchschnittstemperaturen während der letzten Jahrzehnte sogar um ein Grad Celsius zurückgegangen sind, während die Niederschläge um 35 Prozent zugenommen haben. Den wahrscheinlichen Grund dafür erläutern Ross Alter vom Massachusetts Institute of Technology und sein Team in den "Geophysical Research Letters": die veränderte Landnutzung, die seit den 1980er Jahren verstärkt eingesetzt hat.
Die Region ist traditionell von Landwirtschaft und Viehzucht geprägt, doch hat sich ihr Charakter grundlegend gewandelt. Auf Kosten von Weizen und Viehweiden hat der Maisanbau einen beträchtlichen Aufschwung erfahren. Der "Brotkorb Nordamerikas" erzeugt heute 400 Prozent mehr Mais als vor einem halben Jahrhundert – jährlich fast 400 Millionen Tonnen. Und dieser Mais macht sich laut den Modellierungen von Alter und Co mittlerweile einen Teil des Klimas selbst: Die großen Blätter der Maispflanzen verdunsten sehr viel Wasser, das letztlich kondensiert und abregnet. Gleichzeitig hat dieser Prozess eine kühlende Wirkung. Ohne diesen Einfluss hätte sich die Region ebenfalls erwärmen müssen, schließen die Geowissenschaftler aus ihren Berechnungen. Ebenfalls zu beobachten sei das Phänomen im Osten Chinas, das gleichermaßen von sehr intensiver Landwirtschaft geprägt ist, so die Autoren.
Der Effekt könnte allerdings mit großen Problemen erkauft sein: Mais ist eine bewässerungsintensive Kultur und wird in Teilen des Mittleren Westens mit Grundwasser versorgt. Der Regen stammt dann aus jahrtausendealtem Wasser, das nach oben gepumpt wird – während gleichzeitig die Vorräte im Untergrund schrumpfen.
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