Interstellarer Raum: Wassereis ist älter als die Sonne
Ein Forscherteam um L. Ilsedore Cleeves von der University of Michigan modellierte die Entstehung von Wassereis in der protoplanetaren Scheibe, in der sich die Körper unseres heutigen Sonnensystems bildeten. Dabei untersuchten sie das Verhältnis derjenigen Wassermoleküle, die Deuteriumkerne aufwiesen, zu denen, die aus gewöhnlichem Wasserstoff bestanden. Sie stellten fest, dass ihre Simulationen die Verhältnisse, wie sie heute etwa in Meteoriten vorliegen, nicht reproduzieren konnten. Das legt nahe, dass ein signifikanter Anteil des heutigen Wassers im Sonnensystem bereits in der molekularen Wolke vorhanden war, aus der die Sonne entstand.
Während ein Wasserstoffatom nur aus einem Proton besteht, enthält ein Deuteriumkern zusätzlich ein Neutron. Dieser Massenunterschied reicht aus, um chemische Reaktionen zu beeinflussen. Deswegen ist es Wissenschaftlern möglich, aus dem Verhältnis der beiden Isotope in chemischen Verbindungen Rückschlüsse auf die Bedingungen zur Zeit der Molekülbildung zu ziehen. Zum Beispiel weist wegen der sehr niedrigen Temperaturen während seiner Bildung interstellares Wassereis ein verhältnismäßig hohes Verhältnis von Deuterium zu Wasserstoff auf.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe sind bedeutend, denn sie zeigen, dass die Menge des heutigen Wassers im Sonnensystem weniger als bisher angenommen von Prozessen während der Sternentstehung oder von Bedingungen in der protoplanetaren Scheibe abhängt. Somit sollte Wasser, das für die Entstehung von Leben von hoher Bedeutung ist, in Form von Eis bereits vielfach im interstellaren Raum vorhanden sein und könnte auch in Planetensystemen um andere Sterne häufig vorkommen.
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