Vernetzung : Wer X mag, hört auch Y gern
Niemals zuvor war die Identität eines Menschen so wichtig wie in den Zeiten von Internet und "Krieg gegen den Terror". Und niemals zuvor wurde sie so häufig angezweifelt. Darum entwickeln Forscher immer neue Varianten, wie wir belegen können, dass wir wirklich wir sind. Zum Beispiel mit der Musiksammlung auf unserem MP3-Player.
In Wahrheit hatten die Physiker Renaud Lambiotte und Marcel Ausloos von der Universität Liège natürlich nicht vor, Identitätskontrollen anhand des Musikgeschmacks zu entwickeln. Doch wer weiß, ob ihre Ergebnisse nicht eines Tages übereifrigen Sicherheitsministern in die authentisierten Finger geraten und sie auf musikalisch-dumme Gedanken bringen. Denn immerhin erstellen sich Nutzer im Zeitalter der MP3-Player mit Gigabyte großen Speichern individuelle Sammlungen von Stücken, die sie aus dem Internet geladen haben und deren Kombination den meisten anderen Menschen ein kaltes Ohrensausen aufzwingen würde. Gewissermaßen eine musikalische Signatur eben – und so etwas ist ja gefragt in gewissen Kreisen.
Den belgischen Forschern ging es vielmehr um die Frage, wie vernetzt eigentlich der klingende Kosmos ist und ob sich seine Einzelteile tatsächlich in die klassischen Kategorien wie Pop, Rock oder Jazz einordnen lassen. Material in Hülle und Fülle bot ihnen eine Website, auf der Nutzer einen persönlichen virtuellen Musikschrank einrichten können, in den alles kommt, was ihnen gefällt. Als zusätzlichen Service schlägt die Site mitunter Stücke aus den Schränken anderer Nutzer vor, die irgendwie zum Geschmack des Surfers passen könnten. So kamen im Laufe des Januars 2005, in dem sich die Wissenschaftler bedienen durften, Daten von 35 916 Nutzern und 617 900 Musikgruppen zusammen. Für Chart-Enthusiasten sei gleich gesagt: An der Spitze standen Radiohead, Nirvana, ColdPlay, Metallica und die Beatles.
Diesen Wust analysierten Lambiotte und Ausloos mit den Methoden der Theorie komplexer Netzwerke. Zuerst verbanden sie alle Nutzer miteinander, die wenigstens ein Musikstück vom gleichen Interpreten in ihrer Liste hatten. Anschließend ließen sie einen immer strenger werdenden Filter über dieses stark verzweigte Netz laufen. Das Kriterium war dabei, wie weit sich die Gesamtsammlungen der Personen glichen.
Es ergab sich so eine Art Baumstruktur mit dichten Büscheln, die durch Bereiche mit wenigen Verknüpfungen verbunden waren. Recht einfach ließen sich daraus Trends im Musikkonsum ablesen, auch wenn jeder Nutzer letztlich seine ganz spezielle Mischung besaß. Und die war meistens variabler, als man das aus dem Bauch heraus vermuten würde. Da ging es durchaus quer durch Funk, Rock, Heavy Metal und Pop. Vor diesem Hintergrund sollte sich die Musikindustrie fragen, ob ihre Einteilung in recht starre Sparten überhaupt Sinn macht. Im Computer mischt sich sowieso reine Stimme mit knarschender Gitarre.
Wer bei der Autofahrt Uriah Heep hört, könnte zu Hause vielleicht den Tag mit Bach ausklingen lassen. Angesichts solcher Kombinationen dürfte es schwierig sein, den Charakter eines Menschen aus seiner "Schallplattensammlung" zu lesen. Da werden die Kontrollen am Flughafen vermutlich auch in Zukunft auf Gesicht und Fingerabdruck angewiesen bleiben.
Den belgischen Forschern ging es vielmehr um die Frage, wie vernetzt eigentlich der klingende Kosmos ist und ob sich seine Einzelteile tatsächlich in die klassischen Kategorien wie Pop, Rock oder Jazz einordnen lassen. Material in Hülle und Fülle bot ihnen eine Website, auf der Nutzer einen persönlichen virtuellen Musikschrank einrichten können, in den alles kommt, was ihnen gefällt. Als zusätzlichen Service schlägt die Site mitunter Stücke aus den Schränken anderer Nutzer vor, die irgendwie zum Geschmack des Surfers passen könnten. So kamen im Laufe des Januars 2005, in dem sich die Wissenschaftler bedienen durften, Daten von 35 916 Nutzern und 617 900 Musikgruppen zusammen. Für Chart-Enthusiasten sei gleich gesagt: An der Spitze standen Radiohead, Nirvana, ColdPlay, Metallica und die Beatles.
Diesen Wust analysierten Lambiotte und Ausloos mit den Methoden der Theorie komplexer Netzwerke. Zuerst verbanden sie alle Nutzer miteinander, die wenigstens ein Musikstück vom gleichen Interpreten in ihrer Liste hatten. Anschließend ließen sie einen immer strenger werdenden Filter über dieses stark verzweigte Netz laufen. Das Kriterium war dabei, wie weit sich die Gesamtsammlungen der Personen glichen.
Es ergab sich so eine Art Baumstruktur mit dichten Büscheln, die durch Bereiche mit wenigen Verknüpfungen verbunden waren. Recht einfach ließen sich daraus Trends im Musikkonsum ablesen, auch wenn jeder Nutzer letztlich seine ganz spezielle Mischung besaß. Und die war meistens variabler, als man das aus dem Bauch heraus vermuten würde. Da ging es durchaus quer durch Funk, Rock, Heavy Metal und Pop. Vor diesem Hintergrund sollte sich die Musikindustrie fragen, ob ihre Einteilung in recht starre Sparten überhaupt Sinn macht. Im Computer mischt sich sowieso reine Stimme mit knarschender Gitarre.
Wer bei der Autofahrt Uriah Heep hört, könnte zu Hause vielleicht den Tag mit Bach ausklingen lassen. Angesichts solcher Kombinationen dürfte es schwierig sein, den Charakter eines Menschen aus seiner "Schallplattensammlung" zu lesen. Da werden die Kontrollen am Flughafen vermutlich auch in Zukunft auf Gesicht und Fingerabdruck angewiesen bleiben.
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