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Nudging: Wie die Glasform unser Trinkverhalten beeinflusst

Martini- oder Sektglas? Je nachdem, ob ein Glas eine gerade Form hat oder unten spitz zuläuft, trinken wir mehr oder weniger daraus, zeigt eine Serie von Experimenten.
Freunde stoßen in einer Bar mit Cocktails an

Manchmal reichen schon subtile Manipulationen aus, um das Verhalten von Personen in eine bestimmte Richtung zu lenken. So zeigen etwa Untersuchungen, dass Besucher einer Kantine häufiger zum Apfel statt zum Schokoriegel greifen, wenn man Obst und keine Süßigkeiten in der Nähe der Kasse platziert. Psychologen bezeichnen den Einsatz solcher Interventionen als »Nudging« – als eine Art sanftes Stubsen in die richtige Richtung. Man schreibt nichts vor und verbietet nichts, und dennoch verhalten die Menschen sich am Ende eher wie gewünscht.

Das nicht völlig unumstrittene Konzept erfreut sich vor allem im Gesundheitsbereich großer Beliebtheit. Wissenschaftler um Tess Langfield von der University of Cambridge wollten deshalb nun herausfinden, ob man Menschen auch subtil dazu »nudgen« kann, weniger Alkohol oder zuckerhaltige Limonaden zu trinken – indem man einfach die Form der Gläser anpasst, in denen entsprechende Getränke ausgeschenkt werden.

In drei verschiedenen Experimenten verglichen die Forscher, wie Probanden Säfte zu sich nahmen, die sie mal in Gläsern mit geraden Wänden servierten (zum Beispiel in einem Sektglas) und mal in solchen, die nach unten hin schmal zulaufen (etwa in einem Martiniglas). Dabei entdeckten Langfield und ihre Kollegen: Die Teilnehmer tranken anfangs schneller aus einem schmal zulaufenden Glas. In einem anderen Versuch konsumierten sie aus einem Martiniglas zudem auch mehr als aus einem Sektglas und nahmen außerdem größere Schlucke zu sich.

Aus Gläsern mit großer Öffnung trinkt es sich angenehmer

Den Daten der Forscher zufolge hatte dies nur begrenzt damit zu tun, dass es den Teilnehmern mitunter auch schwerer fiel, einzuschätzen, wann ein schmal zulaufendes Glas bis zur Hälfte gefüllt war. Als entscheidender kristallisierte sich die Größe der Glasöffnung heraus, wie ein Experiment offenbarte, bei dem die Wissenschaftler zusätzlich die Aktivität der Gesichtsmuskeln von 40 Teilnehmern mit Hilfe von Elektroden maßen: Aus einem Martiniglas scheint es sich einfach angenehmer zu trinken als aus einem vergleichsweise schmalen Sektglas.

»Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Umstellung auf Gläser mit geradem Rand den Konsum von gesundheitsschädlichen Getränken gemeinsam mit anderen Maßnahmen reduzieren könnte«, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin »Scientific Reports«. Ob das aber außerhalb des Labors ebenso gilt – und inwiefern sich derselbe Effekt auch bei alkoholischen Getränken einstellt –, werden erst weitere Untersuchungen klären können.

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