News: Wie mache ich mich beliebt?
Alle Jugendlichen sollten eine süße, wohlschmeckende und eine ungesüßte, sehr saure Flüssigkeit trinken und wurden anschließend von einem Interviewer gefragt, wie ihnen das Getränk geschmeckt hat. Diese Frage sollten sie unabhängig vom wirklichen Geschmack entweder positiv oder negativ beantworten. Damit hatte also jeder Teilnehmer einmal gelogen und einmal die Wahrheit gesagt. Die Befragung der Jugendlichen hatten die Forscher auf Video aufgenommen und 58 Studenten vorgespielt. Die Studenten beurteilten, welche der Antworten überzeugend klangen. Diese Ergebnisse wurden mit den getesteten Getränken, dem Alter, dem Geschlecht und der sozialen Kompetenz, die sich aus den Aussagen der Eltern ergeben hatte, in Zusammenhang gebracht.
Als Ergebnis der Studie betrügen ältere Schüler geschickter als jüngere und Mädchen besser als Jungen. Außerdem waren, unabhängig von Alter und Geschlecht, Jugendliche mit höherer sozialer Kompetenz die talentierteren Lügner. Sie konnten die Unwahrheit besser zum Ausdruck bringen, weil sie ihr nonverbales Verhalten, also ihre Mimik, die Stimmlage, ihre Körperhaltung und ihren Blickkontakt, besser kontrollieren konnten. Schüler mit dem niedrigsten sozialen Geschick hatten die meisten Schwierigkeiten, sich nicht durch Mimik und Gesten beim Lügen zu verraten.
"Diese Studie sagt einiges über Menschen: Es ist unrealistisch, immer von allen die Wahrheit zu erwarten. Ganz im Gegenteil: Wir wollen gar nicht, daß Menschen sich so verhalten", sagte Feldman. "Schon sehr früh erklärt man Kindern, daß sie freundlich sein und in bestimmten Situationen nette Dinge sagen sollen, egal ob das die Wahrheit ist oder nicht. Wenn man es genau nimmt, gehört verstellen zu dem Spiel, das wir Menschen spielen."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 26.3.1999
"Schau mir in die Kamera, Kleines!"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.