Seuchen: Wie schnell mutiert Ebola?
Vor wenigen Tagen erklärte die Weltgesundheitsorganisation die Ebolaepidemie in Liberia offiziell für beendet, doch die Grundlagenforschung geht natürlich weiter. Zwei neue Studien widerlegen nun frühere Analysen, nach denen sich das Virus schneller verändere und eine hohe Mutationsrate aufweise. Zwar traten auch während des jetzigen Ausbruchs zahlreiche Veränderungen im Erbgut von Ebola auf, doch lag die Rate nicht höher als bei früheren Erkrankungswellen, wie ein Team um Taj Azarian von der University of Florida in Gainesville bei einem Vergleich von Virenstämmen aus der Zeit zwischen 1976 und 2014 feststellen konnte. Die meisten der rund 440 der von einer anderen Gruppe um Wu-Chun Cao vom State Key Laboratory of Pathogen and Biosecurity in Peking beobachteten Mutationen betrafen bestimmte Glykoproteingene des Virus: Sie kodieren die Bauanleitung der Oberflächenproteine, mit deren Hilfe sich der Erreger an menschliche Zellen heftet. Ob diese Evolution allerdings von der Gegenwehr des Immunsystems angetrieben wird oder reiner Zufall ist, konnten die Wissenschaftler nicht abschließend klären.
Die Arbeit von Azarian und Co zeigte, dass sich die meisten genetischen Veränderungen zwischen den einzelnen Ausbrüchen wieder verlieren – wahrscheinlich weil das Virus normalerweise nicht zwischen Menschen zirkuliert, sondern immer wieder neu von einem tierischen Reservoir übertragen wird. Zudem fanden sie keine Anzeichen dafür, dass das Virus aggressiver wird oder sich so weiterentwickelt, dass es über die Luft übertragen werden kann – eine Befürchtung, die immer wieder geäußert wurde, aber die Biologie von Ebola gründlich verändern würde. Seit 1976 habe sich das Virus vor allem über neutrale genetische Drift verändert, das plötzliche Auftreten einer leichter übertragbaren Ebolavariante sei daher höchst unwahrscheinlich, so Azarian und Co.
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