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News: Wir hören, was wir sehen

Je nachdem wohin wir unsere Augen richten, bekommen wir nicht nur Unterschiedliches zu sehen, sondern auch zu hören. So lassen wir uns durch Bauchredner täuschen und sind davon überzeugt, dass Schauspielern im Fernsehen die Worte direkt aus dem Mund fallen, obwohl sie alle aus dem selben Lautsprecher an unser Ohr dringen. Verantwortlich hierfür ist ein spezieller Bereich des Gehirns, in dem die Verknüpfung beider Sinne stattfindet: dem Colliculus inferior. Hier werden die eintreffenden Klangsignale verarbeitet. Und offensichtlich wirkt sich die Stellung der Augen auf bestimmte Zellen in diesem Gehirnbereich aus.
Hören wir ein Telefon klingeln, vergleicht unser Gehirn die unterschiedlichen Geräusche, die am rechten und linken Ohr eintreffen. Hieraus ermittelt es dann, woher das Klingeln kommt und bringt gleichzeitig die Position unserer Ohren und Augen miteinander in Einklang. Aber wir können die Augen unabhängig vom Kopf bewegen – zwar nicht so grazil wie ein Chamäleon –, sodass zwei unterschiedliche "Ansichten" der Welt bei uns eintreffen. Das Gehirn muss Gesehenes und Gehörtes miteinander vergleichen und versuchen, aus den unterschiedlichen Informationen ein übereinstimmendes Bild zu entwerfen.

Um die vermittelnde Stelle im Gehirn zu finden, trainierten Wissenschaftler des Center for Cognitive Neuroscience in New Hampshire Affen, ihren Blick gezielt nach rechts, links oder geradeaus zu richten, während sie in einem Halbkreis von Lautsprechern saßen. Das Team um Jennifer Groh maß die Signale, die den signalverarbeitenden Colliculus inferior verließen. Hier werden die Informationen der Ohren zu den klangverarbeitenden Zentren des Gehirns weitergeleitet.

Die Wissenschaftler machten eine erstaunliche Entdeckung: Ein Drittel der Nervenzellen sendete in einer unterschiedlichen Frequenz Signale aus, je nachdem wohin die Augen gerade sahen. Bislang galt der Colliculus inferior nur als untergeordnete Schaltstelle; die Koordination zweier Sinnesreize erwarteten die Wissenschaftler zu einem späteren Zeitpunkt des Signalwegs. Doch offensichtlich verknüpft das Gehirn bereits hier die Signale von Augen und Ohren. Warum jedoch sich nicht alle Nervenzellen des Colliculus inferior von der Augenposition beeinflussen lassen, können die Forscher bislang nicht beantworten. Aber die Ergebnisse bringen uns dem Verständnis, wie unser Gehirn arbeitet, ein wenig näher.

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