Sonnensystem: Wird Merkur uns irgendwann zerschmettern?
Unser innerster Planetennachbar Merkur zieht heute schon auf einer sehr stark elliptischen Bahn seine Kreise um die Sonne. Und das könnte sich noch weiter verstärken, da nicht nur die Sonne an ihm zerrt, sondern auch Jupiters Gravitation diesen Orbit beeinflusst. Einzelne Astronomen kalkulieren sogar damit, dass der Einfluss des Gasplaneten ausreichen könnte, um Merkur endgültig aus seiner Bahn zu werfen: Er könnte dann durch das innere Sonnensystem in Richtung Jupiter driften – und auf seinem Weg unsere Erde direkt oder indirekt gefährden, weil er mit ihr zusammenstößt oder Venus beziehungsweise Mars auf einen Crashkurs schickt. Dieses Szenario träfe zwar erst in Milliarden von Jahren ein, dennoch beschäftigen sich heute schon Wissenschaftler wie Richard Zeebe von University of Hawaii in Manoa mit diesem Gedankenspiel und berechnen, wie sich die Planetenkonstellationen über die Äonen hinweg verändern könnten – in Zeebes Fall mit einem momentan beruhigenden Ergebnis.
Die Forscher hatten die einmalige Gelegenheit, den neuen Supercomputer der Universität sechs Wochen lang ununterbrochen für ihre Simulationen nutzen zu dürfen: Zukünftig wird wohl kein Wissenschaftlerteam mehr so lange an einem einzigen Projekt arbeiten dürfen. In dieser Zeit absolvierten sie 1600 Zeitläufe, in denen Merkur jeweils von einer geringfügig veränderten Position in seinem Lauf um die Sonne startete. In keinem Fall jedoch reichte Jupiters Schwerkraft aus, um Merkur auf eine noch extremere Bahn zu zwingen, die ihn in die Nähe unseres eigenen Orbits brachte: In den nächsten fünf Milliarden Jahren soll uns demnach von dieser Seite keine Gefahr drohen. Merkur selbst kam dennoch nicht bei allen Simulationen glimpflich davon: Ein Prozent aller Modellläufe zeigte, dass seine Bahn noch elliptischer wurde; in drei Fällen kollidierte er dann mit der Sonne, in sieben weiteren immerhin mit Venus.
"Von der Erde aus sähe man dann ein ziemliches Spektakel", meinte Zeebe, dessen Arbeit allerdings von Jacques Laskar vom Pariser Observatorium kritisiert wurde: Sie umfasse wesentlich weniger Simulationen als Laskars Arbeit aus dem Jahr 2009, bei denen es in einem Fall zum Zusammenstoß zwischen Erde und Merkur gekommen war. Um derart seltene kosmische Ereignisse überhaupt erfassen zu können, müsse man deutlich mehr Modellläufe absolvieren, so der Forscher. Zeebe widersprach dieser Ansicht jedoch, da die Simulationen seiner Gruppe bessere Daten verwendeten: Sie zeigten Merkurs Bahn deutlicher, wenn er sich schnell bewegt – was der Fall ist, sobald er sich auf seiner elliptischen Bahn noch enger der Sonne annäherte.
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