Direkt zum Inhalt

Chinesische Hauskatzen: Wurden Katzen doppelt domestiziert?

Hatten die alten Chinesen andere Hauskatzen als wir heute? Offenbar. Vor rund 5000 Jahren stammten domestizierte Katzen in China wohl von der asiatischen Bengalkatze ab.
Bengalkatze

Heute sind alle unsere Stubentiger weltweit Nachkommen der Wildkatze (Felis silvestris), davon gehen Wissenschaftler seit geraumer Zeit aus. Das gilt aber offenbar nicht für domestizierte Katzen, die vor rund 5000 Jahren in China lebten. Wie Forscher nun zeigen konnten, stammten diese von der in Süd- und Ostasien verbreiteten Bengalkatze (Prionailurus bengalensis) ab. Hauskatzen wurde also höchstwahrscheinlich zweimal unabhängig voneinander an den Menschen gewöhnt: zum einen im Nahen Osten und ein zweites Mal in China. Allerdings scheint letztere Annäherung von Tier und Mensch nur von begrenzter Dauer gewesen zu sein, da alle heute in Ostasien lebenden Hauskatzen, wie andernorts auch, auf die Wildkatze zurückgehen.

Die Forscher um Jean-Denis Vigne von der Université Paris-Sorbonne in Paris untersuchten in ihrer Studie dabei die rund 5300 Jahre alten Knochen von halbwegs domestizierten Katzen, die vor geraumer Zeit in China nahe dem modernen Dorf Quanhucun entdeckt worden waren. Zusätzlich arbeitete das Forscherteam mit Skeletten aus zwei weiteren chinesischen Dörfern und verglich die Unterkieferknochen mit jenen der Bengalkatze, verschiedener Wildkatzenunterarten und heutiger Hauskatzen. Das Ergebnis war eindeutig: Alle untersuchten Kiefer ließen sich der Bengalkatze zuordnen. Die Forscher hatten dabei ein geometrisches Morphometrieverfahren benutzt, das die Form der Knochen computergesteuert anhand diverser Messpunkte erfasst.

Die damals lebenden Katzen sind also nicht, wie zunächst vermutet, aus dem Nahen Osten nach China gebracht worden, sondern waren Abkommen der asiatischen Bengalkatze. Dass diese frühen Hauskatzen wenigstens teilweise domestiziert waren, schließen die Forscher aus diversen Indizien. So waren alle untersuchten Unterkiefer vergleichsweise klein, was ein Zeichen für eine Anpassung an den Menschen sein könne, meinen die Forscher. Außerdem seien die Zähne eines der entdeckten Tiere flächenhaft abgenutzt gewesen, was darauf hinweise, dass Menschen es gefüttert hatten. Die Tatsache, dass ein anderes Tier vollständig beerdigt gefunden worden war, spreche ebenfalls für eine engere Beziehung zum Menschen.

Nicht verwechseln sollte man die asiatische Bengalkatze übrigens mit der gleichnamigen Hauskatzenrasse. Diese gibt es erst seit etwa 50 Jahren: Sie entstand aus einer Kreuzung der wilden Bengalkatze mit gewöhnlichen Hauskatzen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.