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Der Psychiater Nathan A. Shapira und seine Kollegen von der University of Florida und der University of Cincinnati untersuchten das geistige Profil von Personen, deren Internetgewohnheiten als problematisch einzustufen sind: unkontrollierbar, destruktiv, zeitraubend sowie zu sozialen und finanziellen Schwierigkeiten führend. Die meisten der 20 Teilnehmer, welche die Psychiater persönlich anhand von standardisierten Fragebögen interviewten, hatten schon seit etwa drei Jahren erhebliche Probleme. Die Internetgewohnheiten der elf Männer und neun Frauen mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren führten zu verheerenden sozialen Konsequenzen: ernste Eheprobleme oder sogar Scheidungen, Versagen in Schule oder Beruf und enorme Schulden sowie Isolation von Familie und Freunden.
Im Durchschnitt verbrachten die Befragten etwa 30 Stunden pro Woche ihrer Freizeit online (Journal of Affective Disorders vom März 2000). Die meisten von ihnen hielten sich bevorzugt in so genannten Chatrooms auf, tauschten Emails aus oder beteiligten sich in multi-user domains. "Es überraschte mich, wie destruktiv das Internet für die Befragten war und wie gerne sie dennoch online waren", sagt Shapira.
Überraschend war auch ein weiteres Resultat der Studie: Jede der untersuchten Personen zeigte deutliche Symptome einer Familie psychischer Störungen, die als Impuls-Kontroll-Störungen bezeichnet werden. In diese Kategorie fallen auch die Kleptomanie und die Trichotillomanie, bei der die Betroffenen den Drang, sich die Haare auszureißen, nicht unterdrücken können. Außerdem wiesen die Teilnehmer der Studie noch eine Reihe anderer psychischer Probleme auf. Nahezu alle offenbarten Anzeichen von einer manisch-depressiven Störung, hatten Angstzustände, Drogenprobleme oder Ess-Schwierigkeiten.
"Die Personen zeigten eine erhebliche Menge an behandelbaren psychologischen Störungen, was die Frage aufwirft, ob wir es mit einer eigenen Erkrankung oder nur mit einem Symptom der anderen Störungen zu tun haben", erklärt Shapira. "Gefährdet das Internet die Menschen? Hatten die Personen auf Grund einer bereits bestehenden Erkrankung Schwierigkeiten, ihren Internetkonsum zu regulieren, oder entwickelten sie eine Störung erst durch das Benutzen des Webs?"
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 28.3.2000
"Keine Angst vor neuen Medien"
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