News: Zersplitterte Gen-Hoffnung
Vencill und seine Kollegen stellten die Wachstumsbedingungen im Labor in Klimakammern nach. Bei Tagestemperaturen von nur 25 Grad Celsius zeigte sich noch kein Unterschied zwischen den gentechnisch veränderten und normalen Sojabohnen. In wärmeren Böden erschienen die Hightech-Pflanzen dagegen verkrüppelt, und bei 45 Grad Celsius waren die Unterschiede offensichtlich. "Wir stellten eine geringere Wachstumshöhe, niedrigeren Ertrag und Gewicht bei Monsantos Bohnen fest", sagte Vencill. Bei nahezu allen modifizierten Pflanzen splissen die Triebe auf, sobald die ersten Blätter zu sprießen begannen. In den Kontrollen mit normalen Sojabohnen ereilte rund 50 bis 70 Prozent dieses Schicksal.
Es waren genau die gleichen Symptome, von denen auch die Farmer berichtet hatten. Damals wurden Pilzkrankheiten dafür verantwortlich gemacht, doch die Wissenschaftler sehen darin nun nicht mehr den Grund, sondern eher eine Folge der Aufsplitterung. Erst dadurch wird der Stengel für die Pilze angreifbar.
Nach Ansicht der Forscher ist das Phänomen auf die veränderte Physiologie der Pflanzen zurückzuführen. Die genetischen Veränderungen sollten die Sojabohnen gegen das von Monsanto vertriebene Herbizid Glyphosat resistent machen. Gleichzeitig kurbeln sie allerdings die Produktion des Holzstoffes Lignin um bis zu 20 Prozent an. "Wir glauben, das macht die Pflanzen spröder", meint Vencill.
Interessanterweise stören sich Pflanzen, die durch ähnliche gentechnische Veränderungen gegen ein anderes Herbizid – Gluphosinat – resistent gemacht wurden, nicht an der Hitze. Das Problem besteht darum wohl nicht in der gentechnischen Modifikation an sich, sondern hängt mit dem speziellen Eingriff in den Stoffwechsel um Glyphosat zusammen.
Beim Riesenkonzern Monsanto hält man sich noch bedeckt. Kommentare zu Vencills Arbeit möchte man dort erst abgeben, wenn ein überprüfter Artikel in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift vorliegt. Bis dahin empfiehlt ein Sprecher den Bauern, auf gentechnisch veränderte Sojabohnen umzusteigen, die besser mit der Hitze fertig werden.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 2.9.1999
"Gen-Früchte ohne Risiko?"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 22.7.1999
"Transgene Weinreben im Test"
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.