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»Alle Wege führen nach Rom«: Wir brauchen das Wissen über die Antike

Das Buch erklärt, wie bedeutend das Verständnis der Antike und der alten Sprachen für die moderne Welt ist und inwieweit historische Ereignisse, Denkweisen und Ideen bis heute für Europa und die Welt prägend sind. Eine Rezension
Schule von Athen

Es klingt zu gut, um wahr zu sein, was uns der Professor für Alte Geschichte Michael Sommer verspricht: die Antike zusammengefasst auf 272 Seiten. Und doch ist das Buch mehr als nur ein Resümee der römischen und griechischen Geschichte: Gleich einer Parenthese ist die historische Betrachtung eingebettet in den aktuellen Diskurs über den Stellenwert antiker Sprachen und Werte für unser Bildungssystem.

Mehr Antike wagen!

Der Einführungstext auf der Rückseite wie auch der Titel von Kapitel acht wären ein passenderer Untertitel gewesen: »Mehr Antike wagen!« Denn genau darum geht es dem Autor. Er beginnt autobiografisch mit seiner ersten persönlichen Berührung mit der Antike (wer Asterix-Comics vermutet, liegt richtig). Anschließend präsentiert er die aktuellen bildungspolitischen Forderungen nach mehr Technik, praktischen Anwendungen und Weltgeschichte in Schulen auf Kosten der »nicht mehr zeitgemäßen, klassischen Bildung«. Das kann ein Professor für Alte Geschichte natürlich nicht unkommentiert stehen lassen. Und so folgt Sommers Gegenantwort in Form einer Widerlegung und der Aufstellung von Gegenthesen.

Im Anschluss gibt es je zwei Kapitel zum antiken Griechenland, zur Römischen Republik und zur Kaiserzeit beziehungsweise Spätantike. In jedem Abschnitt stellt der Autor den historischen Bezug zu aktuellen geo- und sozialpolitischen Themen her. Das stellt die geteaserte »kürzeste Geschichte der Antike« dar, was nicht von ungefähr ist: kurz, aber treffend!

Das Abschlusskapitel macht hingegen deutlich, wie wichtig ein Verständnis der Antike zur Lösung – oder zumindest für das Verstehen – der skizzierten Weltprobleme ist. In diesem Teil des Buchs wagt Sommer ein weiteres Stilmittel, indem er drei Gegenthesen aufstellt und diese anhand von Gesprächen mit vier Mitmenschen, die er zum Teil wörtlich zitiert, erörtet.

Natürlich kann er die umfassenden historischen Ereignisse nicht in der vollen Tiefe darstellen, doch es gelingt Sommer, die Kerninhalte der Epochen zusammenzufassen und nachhaltig zu vermitteln. Durch die wiederkehrenden Verweise auf spätere Epochen, etwa die Zunahme von Demagogie und Populismus in der Politik oder historisch-aktuelle Konflikte (beispielsweise Ex-Jugoslawien), wird der Gegenwartsbezug sehr deutlich.

Obwohl die Dreiteilung komplex klingt, ist sie es nicht. Vielmehr gleiten die Passagen ineinander über, so dass man erst bei der Abschlussreflexion wieder über die in der Einleitung formulierten Thesen nachdenkt. Denn die Abschnitte sind alles andere als trocken und kompliziert geschrieben, vielmehr zeichnen die Vergleiche und Anekdoten ein feiner Witz und spitze Pointen aus. Der Text liest sich leicht, flüssig und eingängig, ist witzig und griffig. Umfassende Literaturangaben sowie eine Zeittafel am Ende runden das Ganze ab, sind aber für das Verständnis eher untergeordnet. Geschickt baut der Verfasser nämlich die Kapitel um antike Epochen auf, verortet diese jedoch nur mit wenigen Zahlen und Daten, sondern fokussiert sich darauf, die Veränderungen und Neuerungen der Zeitabschnitte sowie deren gesellschaftlichen Wandel aufzuzeigen. Dabei nimmt er im Wesentlichen die politisch-gesellschaftlichen Änderungen in den Blick, zudem Neuerungen in Wissenschaft, Kultur, Religion und Technik. Somit ist das Buch auch denjenigen zu empfehlen, die sich erstmals Geschichte nähern wollen und zum Beispiel eine Ergänzung zu Schulbüchern suchen. Gleichzeitig bietet es Geschichtsinteressierten gute Unterhaltung und eine fesselnde Auseinandersetzung mit der Antike.

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