Ideen aus der Natur
Seit Jahrtausenden lassen sich Menschen von der Natur inspirieren, um neue Technik zu erfinden. Schon in der griechischen Mythologie baute Dädalus Flügel nach dem Vorbild der Vögel. Leonardo da Vinci versuchte sich im 15. Jahrhundert an der Konstruktion von Flugmaschinen, angeregt durch seine Naturbeobachtungen. Heute liefern Vögel und Fische Ideen für moderne Flugzeuge, Schiffe und Hochgeschwindigkeitszüge.
Im vorliegenden Band nimmt die französische Journalistin Mat Fournier ihre Leser mit auf einen Streifzug durch die faszinierende Welt der Bionik – jener Disziplin, die sich mit dem Übertragen von Naturerscheinungen auf die Technik befasst. In der ausführlichen Einleitung umreißt Fournier die historische Entwicklung dieses Fachs und verweist dabei auf viele Beispiele, die später im Buch genauer nachzulesen sind. Der Hauptteil des Werks fokussiert auf Tiere und Pflanzen, von denen sich Ingenieure, Architekten, Materialwissenschaftler oder Chemiker etwas abschauen können. Das behandelte Spektrum umfasst klassische Beispiele wie Spinnenseide und Geckofüße, aber auch überraschende Anwendungen: So dienen Tintenfische als Vorbilder für energiesparende Displays, und Seegurken können womöglich die Entwicklung flexibler medizinischer Implantate inspirieren.
Fliegen lernen von Stockenten, Gleithörnchen und Lianensamen
Die Texte sind recht oberflächlich gehalten, vermitteln aber einen guten Eindruck davon, dass die Natur für zahlreiche Probleme elegante Lösungen "gefunden" hat, die Erfindern als Vorlage dienen können. Da das Buch nach Lebewesen sortiert ist und nicht nach Technologien, treten einige inhaltliche Dopplungen auf. Für Flugzeuge und Gleitflieger etwa standen etliche Lebewesen Pate – von der Stockente über das Gleithörnchen bis zum Samen der Alsomitra macrocarpa, einer tropischen Lianenart. Ihnen allen ist jeweils eine Doppelseite gewidmet. Die rechte Seite nimmt dabei immer ein großformatiges Foto ein, in der Regel von einem ausgestopften Exemplar der Tierart oder einem Präparat der Pflanzenspezies; das Museum für Naturgeschichte von Toulouse stellte hierfür seine Sammlung zur Verfügung. Daneben erscheinen veranschaulichende Infografiken. Auf der linken Seite findet man erklärende Texte im Stil von journalistischen Artikeln.
Die geschickt inszenierten Fotos sowie das mehr als DIN-A4-große Format verleihen dem Buch die Anmutung eines Bildbands. Das Werk ist weniger dazu gedacht, von vorn nach hinten durchgelesen zu werden, sondern lädt vielmehr zum Hin- und Herblättern und gelegentlichen Verweilen ein. Ein Stichwortverzeichnis ermöglicht, gezielt einzelne Themen nachzuschlagen. Insgesamt bietet der Band eine kurzweilige Lektüre und macht neugierig auf künftige Entwicklungen der Bionik.
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