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Insekten: Die Bienenbibel

Dieser Band fasst das gesammelte Wissen zu Deutschlands Wildbienen zusammen. Auch Laien kommen dank zahlreicher Bilder auf ihre Kosten.

Hand aufs Herz: Wer hat schon einmal von der Reseden-Maskenbiene oder der Schwarzbürstigen Blattschneiderbiene gehört? Wer kennt die Böhmische Kuckuckshummel oder die Vierbindige Furchenbiene? Das sind nur vier der mehr als 550 Wildbienenarten Deutschlands. Sie gehören zu den bestäubenden Insektenarten, um deren Fortbestand sich momentan viele Menschen Sorgen machen. Denn im Gegensatz zu unserem Haustier Honigbiene sind zahlreiche in ihrem Bestand hier zu Lande bedroht; das Schlagwort vom Insektensterben hat längst den Weg aus den Diskussionen von Naturwissenschaftlern und Naturschützern hinaus in die breite Öffentlichkeit gefunden. Und das zu Recht, denn rund 60 Prozent aller heimischen Wildbienenarten sind im Bestand bedroht oder bereits ausgestorben – häufig handelt es sich dabei um Spezialisten, die auf bestimmte Lebensräume oder Nahrungspflanzen angewiesen sind, welche wiederum nicht ohne ihre Bestäuber überleben könnten.

Paul Westrich ist mit seinem Buch »Die Wildbienen Deutschlands« angetreten, die Wissenslücke für Interessierte zu schließen. Und den Fachleuten gibt er ein einzigartiges Werk an die Hand, welches den wahrscheinlich gesamten aktuellen Forschungsstand über unsere Wildbienen zusammenfasst. Mehr als 3000 Veröffentlichungen hat Westrich ausgewertet und zusätzlich in anderen Teilen Europas viele Arten selbst beobachtet, die bei uns nur (noch) selten vorkommen.

Schönheit der Goldwespen

Dabei ist kein trockener Wälzer entstanden, sondern dank der mehr als 1500 Bilder zugleich ein hervorragender Fotoband. Die Aufnahmen zeigen die einzelnen Arten, teils im Detail, ebenso ihre Lebensräume sowie Verhaltensweisen, ihre Fressfeinde oder Nahrungspflanzen. Wer einmal die Schönheit der Goldwespen betrachtet hat, geht zukünftig sicher noch aufmerksamer durch die Natur. Fehlen darf selbstverständlich nicht ein Kapitel über die natürlichen Feinde dieser Insekten: von Mikroroganismen über Spinnentiere und Insekten bis hin zu Wirbeltieren wie dem Bienenfresser, der den Namen seiner Lieblingsbeute trägt.

Etwa die Hälfte des Buchs ist den einzelnen Gattungen und Arten gewidmet, von denen manche keinen deutschen, sondern nur ihren lateinischen Namen tragen. Viele der Tiere sind kaum erforscht, so dass Biologen nicht wissen, wo ihre bevorzugten Lebensräume sind, ob es Kuckucksbienen zu diesen Arten gibt oder welche Nahrungspflanzen sie ansteuern. Bei weiter verbreiteten Spezies sind die Informationen naturgemäß ausführlicher. Man erfährt etwas über ihre Verbreitung, die Nistweise und wann die Tiere während des Jahres aktiv sind.

Die andere, vordere Hälfte des Werks geht auf die verschiedenen Bienenlebensräume ein, die von Küstendünen bis zu alpinen Wiesen und von Trockenrasen bis zu Mooren reichen. Wildbienen sind also in einer Vielzahl von Ökosystemen wichtige Bestäuber, und ihr Verlust gefährdet entsprechend die Vielfalt jener Lebensräume. Das zeigt sich auch im Kapitel »Bienen und Blüten«, das auf die wesentliche wechselseitige Bedeutung eingeht – ohne Blumen und ihre Pollen keine Bienen, ohne Bienen weniger Wildkräuter. Eine Hummel oder Biene kann mehrere tausend Blüten pro Tag besuchen und bestäuben. Etwa 80 Prozent aller Wildblumen und 150 Nutzpflanzen sind auf ihre Tätigkeit (mit) angewiesen, da die Honigbiene dies allein nicht bewerkstelligen könnte.

Westrichs »Die Wildbienen Deutschlands« wird sicher auf Jahre »das« Standardwerk zu dieser Insektengruppe bleiben, was den hohen Anschaffungspreis rechtfertigt. Laien wie Fachleute finden darin eine Fülle an Informationen, die ihresgleichen sucht. Und die zahlreichen Bilder sorgen zusätzlich dafür, dass man immer wieder gerne zu dem Buch greift. Eine Liste mit bevorzugten Pollenquellen kann dazu auch noch eine praktische Anleitung sein, wie man zumindest manchen Arten im heimischen Garten gute Nahrungsquellen bietet. Nur eines sollte man tunlichst vermeiden: das Werk in die Natur mitzuschleppen, um damit Arten zu bestimmen – die drei Kilogramm werden auf Dauer sicher zu schwer.

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