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»Faktencheck Psyche«: Eigenlob stinkt doch nicht

Viele unserer vermeintlichen Gewissheiten über unsere Psyche sind aus wissenschaftlicher Sicht überholt oder schlicht falsch. Sacha Bachim räumt mit 50 dieser »Mythen« auf.
Mann und sein Spiegelbild zeichnen sich selbst

Viele Informationen rund um die psychische Gesundheit scheinen »einfach da« zu sein – wir haben manches irgendwo mal gehört, anderes ist in der Gesellschaft so anerkannt, wieder anderes entspricht schlicht unserem Bauchgefühl. »Immer positiv denken«, »Eigenlob stinkt« und »Stress fördert die Leistung« sind nur einige dieser vermeintlich gesicherten Erkenntnisse. Aber: Vieles von dem, was wir zu wissen glauben, stimmt so gar nicht und kann uns sogar das Leben schwer machen. Das jedenfalls ist die These des Psychologen und Psychotherapeuten Sacha Bachim, und er widmet sein Buch einem »Faktencheck«.

50 »Mythen« hat er dafür zusammengetragen und in fünf große Themengebiete gegliedert: psychische Gesundheit, gesellschaftliche Normen, Gefühle, Selbsthilfe sowie Beziehungen und Familie. Zu jedem »Mythos« erklärt er, wie er entstanden ist, was die Forschung zum jeweiligen Sachverhalt sagt und wie wir unsere Denkmuster verändern können. Er arbeitet dabei gern mit Aufzählungen von Maßnahmen, die zu einem gesünderen Umgang mit uns selbst führen sollen. Am Ende jedes Kapitels gibt es zudem einen konkreten Übungsvorschlag.

Es ist eine vergnügliche, leichte Lektüre, obwohl Sacha Bachim teils ausführlich über die wissenschaftliche Evidenz schreibt. Die veränderten Sichtweisen, die er vorschlägt, können sich durchaus stark auf das Leben mancher Personen auswirken, etwa wenn es um den Umgang mit Medikamenten oder die Sicht auf psychische Erkrankungen geht. Die Anzahl der Tipps mag auf den ersten Blick erschlagend wirken. Letztlich kann aber jede/jeder genau die Tricks und Übungen für sich auswählen, die für sie oder ihn wirklich relevant sind. Denn schon kleine Veränderungen in der Gedankenwelt, so der Autor, können viel bewirken und möglicherweise ein entspannteres Leben ermöglichen.

Nicht alle Lesenden werden sich in allen »Mythen« wiederfinden. Vielleicht funktioniert die Beziehung zur Partnerin oder zum Partner bereits ohne größere Probleme, oder man ist allein glücklich und zufrieden. Vielleicht hat man schon genügend Erziehungsratgeber gelesen, um zu wissen, dass Strafen keine Lösung sind. Vielleicht trinkt man keinen Alkohol und weiß, dass es keine Schande ist, eine Psychotherapie zu beginnen. Dann gibt es aber möglicherweise andere Überzeugungen, an denen man lange festgehalten hat und die das Buch mit guten Argumenten ins Wanken bringt. Was einem nicht interessant oder hilfreich erscheint, lässt sich im Buch einfach überspringen.

Hilfreiche Impulse

Manche Übungen sind allerdings ein wenig verkopft. Muss ich wirklich eine Liste mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden von mir und meiner Partnerin oder meinem Partner machen, um zu verstehen, über welche »Ressourcen« wir in unserer Beziehung verfügen und wo wir vielleicht jeweils mehr Raum für uns selbst benötigen? Nun, vielleicht gibt es Menschen, denen eine solche Übung hilft. Generell geht es in diesem Buch viel um Selbstreflexion und um die Analyse der eigenen Einstellungen und Ansichten – aber sie bestimmen schließlich auch maßgeblich unser Denken, Fühlen und Handeln.

Sacha Bachim ist ein angenehmer Mix aus wissenschaftlichen Fakten, verständlichen Schlussfolgerungen und praktischen Tipps gelungen. Über fast jeden »Mythos« könnte man selbstverständlich ein eigenes Buch oder zumindest ein sehr viel umfangreicheres Kapitel schreiben. So erhebt das Buch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern bietet eher eine interessante Sammlung von Denkanstößen.

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