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»Foellig nerdiges Wissen«: Wenn es beim Lesen im Hirn kribbelt

Vom letzten Biss der Zombie-Ameise bis zu den Kotbeuteln auf dem Mond: ein unterhaltsames Buch, das man kaum aus der Hand legen mag.
Nacktmull beim Fressen

Das Buchcover zeigt das Porträtfoto des Autors, der seinen Nachnamen Foell in den Buchtitel quetscht und auch noch ein eigenes Nerdwappen – mit seinem Namen – kreiert. Ein Autor, der mir zudem völlig unbekannt war. Das Buch »Foellig nerdiges Wissen« wollte ich eigentlich nicht lesen. Doch auf dem Cover leuchtet das Urteil »verdammt unterhaltsam« der ziemlich bekannten Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim in goldgelben Farben, die im Vorwort vom Glück schreibt, »das man im Hirn kribbeln spürt, wenn man etwas Spannendes oder Witziges gelernt hat, das man ursprünglich gar nicht wissen wollte«. Spätestens nach dem exzellent geschriebenen Vorwort kann man der Lust am Weiterlesen kaum mehr widerstehen.

Der Autor Jens Foell ist Neuropsychologe und hat als Hirnforscher gearbeitet, bis er Mitarbeiter der oben genannten Wissenschaftsjournalistin und Ideengeber für ihre maiLab-Videos und die Sendung MAITHINK X von ZDFneo wurde.

Schon das erste Kapitel ist mit großem Genuss zu lesen und erzeugt dieses »Kribbeln im Hirn«. Foell startet mit Golfbällen, die auf dem Mond herumliegen, leitet dann über zu den von Astronauten hinterlassenen Kotbeuteln, um dann auf extrem überlebensfähige Bakterien in Alpaka-Kot zu kommen, in deren Genom Forschende ein Kinderlied geschrieben haben, das auch nach 100 Generationen noch super erkennbar ist. Foell springt von einem Thema zum anderen, aber er verzettelt sich nicht, und es macht Spaß, ihm zu folgen. Das Ziel, der Kern ist immer ein spezieller Wissenshappen, wie hier sehr widerstandsfähige Mikroben. Foell schafft es, dass man beim Lesen immer hochkonzentriert dabei ist, wenn er Informationen auf so amüsante Weise verpackt. Und wer denkt, das Buch zur Seite legen zu können, um später weiterzulesen, merkt schnell: Das ist nicht so einfach. Foell beendet jedes kurze Kapitel mit einer Art Cliffhanger, der Lust auf das nächste Wissenshäppchen macht.

Und die handeln davon, wie John Wayne verstrahlt wurde, auf welcher Frequenz man am besten Außerirdische sucht, was Asterix im Eis gefunden hat oder dass wir Menschen voll Spam aus Viren-DNA sind. Oder von einer Ameise, deren Kontrolle ein Pilz übernommen hat, von Professorinnen, die erkennen, wann ihre Studenten schummeln, oder warum auch innovative Forschung meist Vorgänger hat. Doch so skurril oder nerdig die Themen klingen, dazwischen bringt er Physik, Psychologie, Astronomie, Archäologie oder Mathematik unter. Foell schildert also nicht nur nette Anekdoten, sondern verpackt darin, warum das Genom von Bienen besonders ist, wie Parasiten arbeiten, was man von ihnen über Entzündungsreaktionen lernt oder wie man mit bestimmten Formeln Fälschungen aufdeckt.

Ebenso wie Mai Thi Nguyen-Kim fordert er dazu auf, Forschung kritisch zu betrachten, und erklärt, warum manchmal das Ergebnis einer Studie eher, die Erwartungen der Forschenden erfüllt. So ist zwar auf bestimmten römischen Münzen auf einer Seite eine Zahl und auf der anderen Seite ein Sexualakt abgebildet. Aber das muss noch lange nicht bedeuten, dass es sich um eine Währung handele, die dazu gemacht ist, um in einem Bordell zu bezahlen, da man kein Geld mit Kaiserporträt in diesen Ort tragen wollte. Oder er spricht den Rassismus an, der darin besteht, die Zellen einer afroamerikanischen Frau ohne ihr Wissen oder Zustimmung für die Forschung zu verwenden.

Foell ist zudem nicht nur ein Wissens-Nerd, sondern auch Fan von Filmen, Comics und Videospielen, die er zuhauf in seinen Texten an passenden Stellen erwähnt. Die Glorreichen Halunken, der erste Zombiefilm »Night of the Living Dead«, der Film »Gravity«, die Fernsehserie »Lucifer«, Forrest Gump, der Filmemacher Tarantino oder das Überlebens-Videospiel »Resident Evil« – er findet immer einen erheiternden, zum Thema passenden Beitrag.

Sina Loriani wird nur kurz erwähnt. Der Physiker für Quantensensorik arbeitet jetzt in der Klimaforschung und hat das nerdige Foell-Wissen mit wunderbaren Comic-Illustrationen aufgelockert und sehr kreativ umgesetzt. Ja, das Buch ist »foellig« zu Recht verdammt unterhaltsam.

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