Das Ich entscheidet
Es gibt ihn doch, den viel diskutierten freien Willen. Das behauptet der Neuropsychologe Reinhard Werth von der Universität München. Für ihn steht fest, dass wir über unser Handeln sehr wohl frei bestimmen – wenn wir die Wahl haben. Ein Profiboxer hingegen, der dem Angriff eines Gegners ausweicht, reagiere reflexartig. Und bei Menschen mit Zwangsstörungen dürfte die Entscheidungsfreiheit etwa für oder gegen das Händewaschen ebenfalls eingeschränkt sein.
Viele Neurophilosophen glauben jedoch, dass es grundsätzlich keine freien Willensentscheidungen geben kann: Sie basierten auf Hirnfunktionen, die schon vor dem bewussten Entschluss ablaufen. Nach Ansicht des Autors ist das falsch. Die neurologischen Mechanismen in unse-rem Denkorgan seien zwar eine notwendige Voraussetzung für unser Handeln, doch steuern könnten sie es nicht. So benötige ein Auto Räder, um fahren zu können, sie reichten allein aber nicht aus, um die Fortbewegung zu erklären.
Werth erkundet den freien Willen auf rein naturwissenschaftlichen Pfaden. Und er wartet mit einer Reihe von Experimenten auf, um seine Ansicht zu begründen. Einen »harten« Beweis für die Exis-tenz des freien Willens liefert er dabei zwar nicht. Aber er deutet vorliegende Befunde in origineller Weise um. Ein Beispiel: In einer Studie sollten Probanden zu einem beliebigen Zeitpunkt wahlweise mit dem rechten oder linken Zeigefinger einen Knopf drücken. Im Schnitt berichteten die Versuchspersonen, sich eine Sekunde vor dem Drücken für den jeweiligen Finger entschieden zu haben. Hirnscans mittels funktioneller Magnetresonanztomografie zeigten jedoch, dass ihr Denkorgan schneller war. Bereits sieben Sekunden vor dem bewussten Entschluss stieg unter anderem die Aktivität im frontopolaren Kortex, einem Teil der Hirnrinde, der Handlungen steuert und kontrolliert.
Nach Ansicht des Autors ist der Befund aber keineswegs ein Beleg dafür, dass unser Handeln neurobiologisch determiniert wäre. Werth deutet die dem Entschluss vorangehende Hirnaktivität als eine Art Vorschlag, in einer bestimmten Art und Weise zu agieren. Erst wenn der Mensch zustimme – und dafür blieben mehrere Sekunden Zeit –, würde dies als bewusste Entscheidung empfunden.
Die Lektüre lohnt sich auch für Leser, die eigentlich auf handfeste Belege für den freien Willen gehofft hatten. Denn Werth nimmt viele spannende Befunde unter die Lupe und lehrt uns ganz nebenbei eine Menge über die Funktionsweise des Gehirns, zum Beispiel über neuronale Prozesse, die der bewussten und unbewussten Wahrnehmung zu Grunde liegen. Das Ganze erläutert er kompakt und leicht verständlich mit vielen Beispielen aus Forschung und Klinikalltag.
Viele Neurophilosophen glauben jedoch, dass es grundsätzlich keine freien Willensentscheidungen geben kann: Sie basierten auf Hirnfunktionen, die schon vor dem bewussten Entschluss ablaufen. Nach Ansicht des Autors ist das falsch. Die neurologischen Mechanismen in unse-rem Denkorgan seien zwar eine notwendige Voraussetzung für unser Handeln, doch steuern könnten sie es nicht. So benötige ein Auto Räder, um fahren zu können, sie reichten allein aber nicht aus, um die Fortbewegung zu erklären.
Werth erkundet den freien Willen auf rein naturwissenschaftlichen Pfaden. Und er wartet mit einer Reihe von Experimenten auf, um seine Ansicht zu begründen. Einen »harten« Beweis für die Exis-tenz des freien Willens liefert er dabei zwar nicht. Aber er deutet vorliegende Befunde in origineller Weise um. Ein Beispiel: In einer Studie sollten Probanden zu einem beliebigen Zeitpunkt wahlweise mit dem rechten oder linken Zeigefinger einen Knopf drücken. Im Schnitt berichteten die Versuchspersonen, sich eine Sekunde vor dem Drücken für den jeweiligen Finger entschieden zu haben. Hirnscans mittels funktioneller Magnetresonanztomografie zeigten jedoch, dass ihr Denkorgan schneller war. Bereits sieben Sekunden vor dem bewussten Entschluss stieg unter anderem die Aktivität im frontopolaren Kortex, einem Teil der Hirnrinde, der Handlungen steuert und kontrolliert.
Nach Ansicht des Autors ist der Befund aber keineswegs ein Beleg dafür, dass unser Handeln neurobiologisch determiniert wäre. Werth deutet die dem Entschluss vorangehende Hirnaktivität als eine Art Vorschlag, in einer bestimmten Art und Weise zu agieren. Erst wenn der Mensch zustimme – und dafür blieben mehrere Sekunden Zeit –, würde dies als bewusste Entscheidung empfunden.
Die Lektüre lohnt sich auch für Leser, die eigentlich auf handfeste Belege für den freien Willen gehofft hatten. Denn Werth nimmt viele spannende Befunde unter die Lupe und lehrt uns ganz nebenbei eine Menge über die Funktionsweise des Gehirns, zum Beispiel über neuronale Prozesse, die der bewussten und unbewussten Wahrnehmung zu Grunde liegen. Das Ganze erläutert er kompakt und leicht verständlich mit vielen Beispielen aus Forschung und Klinikalltag.
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