Im Kopf des anderen
Menschen lesen Gedanken. Immer und überall. Sei es bei anderen Menschen, sei es bei Tieren oder sogar Maschinen – wobei es sich hier eher um ein "Hineinlesen" handelt. Homo sapiens größte evolutionäre Leistung besteht darin, solche Theories of Mind (kurz ToM) zu bilden. Denn sie ermöglichen uns nicht nur Mitgefühl, sondern auch Vorhersagen über das Verhalten unserer Nächsten.
Ein faszinierendes Forschungsthema also, dem sich Michael Moskowitz da widmet. Der New Yorker Psychoanalytiker streift in seinem Buch viele Themen: Das empathische Talent von Microsoft-Gründer Bill Gates, die Evolution an und für sich, Pawlows Konditonierungsversuche, das Elend der Psychologie, Autismus, die Geschichte der modernen Wissenschaft, die eigenen traumatischen Erlebnisse vom 11. September 2001.
Das meiste davon ist weder uninteressant noch falsch. Doch, ach, der Autor kommt einfach nicht zum Punkt. Besser gesagt, er scheint keinen zu haben. Jedenfalls nicht im Sinn einer klaren Argumentation, die den Leser von A nach B führt.
Moskowitz reiht mehr oder weniger zutreffende Aussagesätze aneinander. Das klingt bisweilen banal: "Während der Pubertät hält das rasche Wachstum des Gehirns an. Die neuronale Reorganisation kann auch im hohen Alter fortdauern. Ein Nerv ist ein Bündel von Neuronen."
Da kann man selbigen (den Nerv) schon einmal verlieren. Auch grenzt Moskowitz’ Hang zu Vereinfachungen oft an Schwarz-Weiß-Malerei: etwa wenn er die Menschheit in "niedrigreaktive" versus "hochreaktive" Temperamente einteilt oder kategorisch zwischen einem kognitiven Denkstil und einem emotionalen unterscheidet.
Am spannendsten sind jene Ausführungen, in denen Moskowitz typisch menschliche Schwächen neu deutet: Viele psychische Erkrankungen wurzeln ihm zufolge in einer Art ToM-Manie – der Tendenz nämlich, versteckte Absichten dort zu wähnen, wo gar keine sind. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Summe vieler Einzelfakten noch kein gutes Buch ergibt und jeder Autor vor dem Schreiben tunlichst eins lesen sollte: die Gedanken seiner (potenziellen) Leser.
Ein faszinierendes Forschungsthema also, dem sich Michael Moskowitz da widmet. Der New Yorker Psychoanalytiker streift in seinem Buch viele Themen: Das empathische Talent von Microsoft-Gründer Bill Gates, die Evolution an und für sich, Pawlows Konditonierungsversuche, das Elend der Psychologie, Autismus, die Geschichte der modernen Wissenschaft, die eigenen traumatischen Erlebnisse vom 11. September 2001.
Das meiste davon ist weder uninteressant noch falsch. Doch, ach, der Autor kommt einfach nicht zum Punkt. Besser gesagt, er scheint keinen zu haben. Jedenfalls nicht im Sinn einer klaren Argumentation, die den Leser von A nach B führt.
Moskowitz reiht mehr oder weniger zutreffende Aussagesätze aneinander. Das klingt bisweilen banal: "Während der Pubertät hält das rasche Wachstum des Gehirns an. Die neuronale Reorganisation kann auch im hohen Alter fortdauern. Ein Nerv ist ein Bündel von Neuronen."
Da kann man selbigen (den Nerv) schon einmal verlieren. Auch grenzt Moskowitz’ Hang zu Vereinfachungen oft an Schwarz-Weiß-Malerei: etwa wenn er die Menschheit in "niedrigreaktive" versus "hochreaktive" Temperamente einteilt oder kategorisch zwischen einem kognitiven Denkstil und einem emotionalen unterscheidet.
Am spannendsten sind jene Ausführungen, in denen Moskowitz typisch menschliche Schwächen neu deutet: Viele psychische Erkrankungen wurzeln ihm zufolge in einer Art ToM-Manie – der Tendenz nämlich, versteckte Absichten dort zu wähnen, wo gar keine sind. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Summe vieler Einzelfakten noch kein gutes Buch ergibt und jeder Autor vor dem Schreiben tunlichst eins lesen sollte: die Gedanken seiner (potenziellen) Leser.
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