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Ein Brettspiel für Beziehungskrisen

Mit Würfeln und Spielkarten verschiedene Probleme in der Partnerschaft angehen.

Untreue, Schwiegereltern und offene Zahnpastatuben – Auslöser für Krisen in der Partnerschaft gibt es viele. Manchmal ist die Situation so verfahren, dass ein Paartherapeut helfen muss. Ganz klassisch heißt das: ein Therapieraum, drei Stühle, ein Therapeut und zwei Partner, die bereit sind, die Perspektive zu wechseln. Mit ihrem Therapiespiel »play-emotion PAAR« wollen Manuela Pfefferle (Heilpraktikerin für Psychotherapie) und Christine Kempf-Schwer (Erzieherin) ein bisschen Schwung in dieses Setting bringen.

Karten auf den Tisch

Die Aufmachung erinnert an den Spieleklassiker »Trivial Pursuit«: ein kreisrundes Spielfeld, Spielsteine, ein Würfel und Spielkarten in allerlei Farben. Nur dass die Spieler hier nicht gegeneinander, sondern im Team antreten. Und dass Fachwissen wenig hilft. Mit Hilfe erwürfelter Wortkarten schildern beide Partner nacheinander, wie sie ein zuvor festgelegtes Thema (etwa »Christian ist eifersüchtig«) bewerten – körperlich, emotional, kognitiv und auf Verhaltensebene. Die unangenehmen Empfindungen, die das Paar dabei preisgibt, werden in Runde zwei mit Ressourcenkärtchen bearbeitet. Können zum Beispiel Dankbarkeit, Disziplin, Reife oder Kreativität helfen, die Situation anders zu erleben? Und welches gemeinsame Fazit können die Partner daraus ziehen?

Aus psychologischer Sicht ergibt »play-emotion PAAR« Sinn. Sowohl die Situationsanalyse als auch die anschließende Ressourcenarbeit könnten ebenso Bestandteil einer klassischen Paartherapiesitzung sein. Ansprechende Verpackung, warme Farben und angenehme Haptik überzeugen ebenso. Spielen, so die Autorinnen, sei »ein Prozess, der bewegt und das Körpersystem entspannt«. Zur Entschärfung der Situation trägt außerdem bei, dass kein Spiel ohne Regeln funktioniert. Der Dialog ist klar strukturiert, jeder darf ausreden.

play-emotion PAAR Spiel

Der erste therapeutische Effekt stellt sich so schon nach einer Runde ein, nämlich, wenn die Karten buchstäblich auf dem Tisch liegen. Zu erkennen, wie man selbst und der Partner sich fühlt – allein das kann eine festgefahrene Situation ändern. Aber helfen Spielbrett und Würfel zwei Streithähnen tatsächlich aus der Krise?

Wichtig ist da sicher der Einsatz eines Therapeuten, der die Partie begleitet. Er hilft, wenn nötig, ein gemeinsames Thema zu finden. Erklärt die Regeln (die in der Anleitung eher kurz gehalten sind). Und hat einen Blick darauf, dass der Dialog ausgewogen bleibt. Da die Anzahl der Wortkarten erwürfelt wird, kann es passieren, dass ein Spieler sein Innenleben mit bis zu 24 Wortkarten ausschweifend beschreiben kann, weil er auf den Feldern »Körper«, »Gedanke«, »Gefühl« und »Verhalten« viermal die 6 wirft, während sein Gegenüber nur vier Karten zur Verfügung hat. Das ist vor allem dann ungünstig, wenn das Ungleichgewicht zu den mitgebrachten Rollen passt, à la »Christian kriegt ja nie den Mund auf« oder »Anna redet sowieso wie ein Wasserfall«.

Alles in allem präsentieren Pfefferle und Kempf-Schwer einen kurzweiligen Werkzeugkasten für innere Baustellen in der Partnerschaft. Die Selbstbeschreibungs- und Ressourcenkarten sind originell ausgewählt und ermöglichen es, Gefühle zu äußern, Missverständnisse aufzudecken und sich gegenseitig zu verstehen.

Allein des Preises wegen lohnt sich eine Anschaffung aber am ehesten für eine therapeutische Praxis. Vorteilhaft: Da mit jeder Partie ein neues Konfliktfeld bearbeitet werden kann, lässt sich »play-emotion PAAR« immer wieder spielen. Bei weniger vertrackten Alltagsrangeleien auch ganz ohne Therapeuten im heimischen Wohnzimmer – natürlich auf eigene Gefahr.

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