Stellers Seekuh – in wenigen Jahren aufgegessen |
Im Juni 1741 begab sich der deutsche Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller auf eine abenteuerliche Erkundungsreise von der sibirischen Küste in die Beringstraße und nach Alaska. Während dieser Reise entdeckte und beschrieb er als erster Wissenschaftler einen im Westen bis dahin unbekannten Giganten der Meere: die nach ihm benannte Stellers Seekuh (Hydrodamalis gigas), die bis zu acht Meter lang und mindestens fünf Tonnen schwer werden konnte. Damit übertrifft der Riese seine tropischen Verwandten jeweils um ein Mehrfaches. Steller blieb aber auch der einzige Forscher, der jemals eine lebende Seekuh in den nördlichen Gewässern erblickte. Ihr Gesamtbestand betrug damals vielleicht 2000 Tiere. Übrig geblieben sind weltweit nur 20 Skelette und wenige Hautproben. Denn innerhalb von nur 27 Jahren rotteten Pelztierjäger die Art rund um die Kommandeursinseln in der Beringstraße aus: Die Tiere lieferten ergiebigen Proviant. Stellers Entdeckung war Glück im Unglück, da er damals zusammen mit der Crew seines Forschungsschiffs St. Peter ums Überleben kämpfen musste. Während eines Sturms strandete das Schiff am 16. November 1741 an der Beringinsel, wo Kommandeur Vitus Bering einen knappen Monat später auch starb. Mehr als neun Monate war der Rest der Mannschaft dort isoliert, bis es ihr gelang aus den Überresten der St. Peter ein neues Boot zu bauen, mit dem die Überlebenden im September 1742 in den Hafen von Petropawlowsk-Kamtschatski zurückkehren konnten. Heute vermutet man, dass die Seekühe am Ende der letzten Eiszeit noch weiter verbreitet waren und von Baja California entlang der nordamerikanischen Pazifikküste bis Nordjapan verbreitet gewesen sein könnten und durch Jagd langsam bis zu den Kommandeursinseln zurückgedrängt wurden.
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