Lexikon der Biologie: Nashörner
Nashörner, Rhinozerosse, Rhinocerotidae, Familie der Unpaarhufer (Perissodactyla; Unterordnung Ceratomorpha); zum Teil bis über 4 m lange, plump wirkende, dreizehige ( Homologie ) Säugetiere mit 1 oder 2 hintereinanderstehenden epidermalen Hörnern (aus Keratin) auf dem Nasenrücken (Horngebilde) und dicker, nur wenig behaarter Haut (auffällige Hautfalten finden sich nur bei den asiatischen Nashörnern). Nashörner sind meist Einzelgänger; sie ernähren sich von Gräsern oder Laubblättern. Sie haben nur eine geringe Fortpflanzungsrate: Nach einer Tragzeit von 420–570 Tagen bringt ein Nashorn jeweils nur 1 Junges zur Welt. Fossil kennt man etwa 170 Arten; ihre Blütezeit (mit – zum Teil hornlosen – Riesenformen als größte Landsäuger, z.B. Indricotherium) war im Tertiär, als Nashörner auch in Nordamerika und in Europa lebten (u.a. Aceratherium, BaluchitheriumBrachypotherium, Elasmotherium, Elasmotheriini, Iranotherium). Heute gibt es weltweit nur noch 5 Arten, davon 3 in Asien und 2 in Afrika, die – vor allem durch Biotopzerstörung und wegen der aus Aberglaube für ihr Horn (Aphrodisiakum) gezahlten Phantasiepreise und damit in Zusammenhang stehender Wilderei – in ihrem Fortbestand unterschiedlich stark gefährdet sind. – Unmittelbar vor dem Aussterben dürfte sich das wie eine „Kleinausgabe“ des Indischen Panzernashorns aussehende Javanashorn (Rhinoceros sondaicus; männliches Nashorn mit schwachem, weibliches Nashorn oft ohne Horn) befinden, das früher von Hinterindien bis Java vorkam. Von ihm lebten kürzlich nur noch 60 Tiere im Udjung-Kulon-Reservat in Westjava sowie weitere 15 im Cat-Tien-Nationalpark in Südvietnam. Vom großen Indischen Panzernashorn (Rhinoceros unicornis; Kopfrumpflänge 2,1–4 m, 1 Horn; ö vgl. Abb. und Asien VII , Aussterben I ) mit seinen an genietete Stahlplatten erinnernden Hautplatten (vgl. eine Zeichnung von Albrecht Dürer) gibt es heute im östlichen Indien und in Nepal zusammen wieder etwa 2000 Individuen, hauptsächlich in Reservaten lebend. Früher war die Art von Nordindien bis Assam verbreitet. Zuchterfolge gibt es auch in einigen Zoologischen Gärten (z.B. Basel). Das einst in ganz Südostasien vorkommende Sumatranashorn (Dicerorhinus sumatrensis; 2 Hörner) lebt heute nur noch vereinzelt in Sumatra, Malaysia, Thailand und Burma. Der Gesamtbestand beträgt derzeit noch ca. 150 Tiere in Indonesien und 120 in Malaysia; sie verteilen sich auf 3 Unterarten. Es ist die ursprünglichste und kleinste Art (Kopfrumpflänge etwa 2,5 m), stärker behaart als alle anderen und näher verwandt mit dem eiszeitlichen Wollhaarnashorn (Coelodonta). – In Afrika leben noch etwa 2400 Spitzmaulnashörner (Diceros bicornis, „Schwarzes Nashorn“; Kopfrumpflänge 3–3,7 m, 2 Hörner; Aussterben I ), verteilt auf 4 Unterarten, hauptsächlich in Nationalparken von Südafrika, Namibia, Kenia und Zimbabwe. Mit der fast fingerartig verlängerten Oberlippe (Name!) ergreift das Spitzmaulnashorn geschickt Zweige und Blätter bei der Nahrungsaufnahme. Das einst weitverbreitete afrikanische Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum, „Weißes Nashorn“; Kopfrumpflänge 3,6–4 m, 2 Hörner; ö vgl. Abb. und Afrika IV ) kommt gegenwärtig noch in 2 Unterarten vor. Mit seinen fast quadratischen Lippen (Name!) ist es an das Grasfressen angepaßt. Von der südlichen Unterart (Ceratotherium simum simum) gibt es wieder etwa 7500 Tiere; die meisten davon leben in Südafrika, der Rest u.a. in Zimbabwe, Kenia, Namibia. Durch intensive Schutzmaßnahmen scheint diese Unterart im Fortbestand vorläufig gesichert; im Gegensatz zur nördlichen Unterart (Ceratotherium simum cottoni; früher: Kongo, Zaire, Uganda, Sudan), von der kürzlich nur noch 22 Tiere im Garamba-Nationalpark (Kongo) existierten.
H.Kör.
Nashörner
1 Panzernashorn (Rhinoceros unicornis);2 Breitmaulnashorn, „Weißes Nashorn“ (Ceratotherium simum)
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