Lexikon der Biologie: Unpaarhufer
Unpaarhufer, Unpaarzeher, Perissodactyla, Mesaxonia, früher mit den Paarhufern und weiteren Ordnungen zu den Huftieren gestellte Ordnung der Säugetiere, deren Vertreter sich parallel zu den Paarhufern zu reinen Pflanzenfressern entwickelt haben. Relativ große Tiere, die in Wald (Tapire) und Savanne (Nashörner, Pferde) leben und zu rascher Flucht fähig sind. In Anpassung daran sind Hand- und Fußskelett (Autopodium) verlängert, nur die Endglieder der Phalangen berühren den Boden (Zehenspitzengänger, unguligrade Fortbewegung; Unguligrada) und tragen Hufe. Schlüsselbeine (Clavicula) fehlen, die Extremitäten bewegen sich nur in der Sagittalebene (Achse). Typisch für die Unpaarhufer ist, daß die Achse des Hand- und Fußskeletts durch den mittleren Strahl (3. Mittelhand- bzw. Mittelfußknochen und 3. Finger bzw. Zehe; Hand, Fuß) verläuft (daher der Name Mesaxonia = Mittelachsentiere), der die Hauptlast des Körpers (Biomechanik, Körpergewicht) zu tragen hat und entsprechend stark entwickelt ist ( vgl. Abb. ). Die seitlichen Strahlen sind mehr oder weniger stark zurückgebildet. Bei den Tapiren sind an der Vorderextremität 4 (2. bis 5. Finger, letzterer berührt den Boden nicht), an der Hinterextremität 3 (2. bis 4. Zehe) Strahlen erhalten, bei den Nashörnern an Vorder- und Hinterextremität je 3, und bei den Pferdeartigen ist nur noch 1 Strahl (der 3.) erhalten (Monodaktylie;vgl. Abb. ). Zum Abrupfen der Pflanzennahrung sind die Lippen muskulös und beweglich, bei Tapiren ist die Oberlippe zu einem kurzen Rüssel entwickelt. Anpassungen an die Pflanzennahrung zeigen Gebiß und Darmtrakt (Darm). Die Zähne sind wurzellos und wachsen dauernd nach (hypsodont), so die Abnutzung durch die teils harte (silicathaltige) Grasnahrung ausgleichend. Vorbacken- und Backenzähne sind gleichgestaltet (Molarisierung der Praemolaren), stehen in geschlossenen Reihen und haben quadratischen Umriß. Bei den Tapiren mit Höckern (bunodont) versehen, entwickelt sich bei den Pferdeartigen ein typisches Leistenmuster auf den Backenzähnen (lophodont). Zwischen Backenzähnen und Eckzähnen ist eine große Lücke (Diastema) ausgebildet, die Eckzähne sind nicht größer als die Schneidezähne, letztere sind kegel- oder meißelförmig und fallen bei Nashörnern früh aus. Da Säugetiere keine Cellulose spaltenden Enzyme besitzen, erfolgt die Cellulose-Verdauung durch symbiontische Bakterien (celluloseabbauende Mikroorganismen, Endosymbiose, Pansenbakterien, Pansensymbiose) im Blinddarm und Dickdarm. Ersterer ist (besonders stark bei den Pferden; vgl. Abb. ) als große Fermentationskammer (Gärkammern) entwickelt. Eine Gallenblase fehlt. Unpaarhufer haben einen Uterus bicornis (Gebärmutter) und bringen meist nur 1 Junges als Nestflüchter zur Welt. Die Milchdrüsen münden in 1 Paar Zitzen im hinteren Bauchbereich. – Erste Unpaarhufer traten im Eozän in Nordamerika auf, drangen jedoch bald nach Eurasien (Europa, Asien) und Afrika vor. Im frühen Tertiär die dominierende Gruppe der „Huftiere“, wurden die Unpaarhufer seit dem mittleren Oligozän durch die starke Entfaltung der Paarhufer zurückgedrängt. Von ehemals 15 Familien von Unpaarhufern sind heute nur noch folgende 3 Familien erhalten: Tapire(Tapiridae), Nashörner(Rhinocerotidae) und Pferde(Equidae) mit insgesamt nur 17 Arten in 9 Gattungen, die sich auf Mittel- und Südamerika, Asien und Afrika (Nashörner) verteilen. Pferde IPferde II , ä Säugetiere .
G.O.
Unpaarhufer
1 Hinterextremität des Pferdes. Man beachte die Verlängerung des Fußes (mit Fußwurzelknochen, Mittelfußknochen und Zehe) im Verhältnis zu Oberschenkel und Unterschenkel (mit Schienbein und Wadenbein). 2 Linke Vorderextremität (Hand) von a Tapir, b Nashorn, c Pferd. Fi Finger (Phalangen), Hw Handwurzelknochen (Carpalia), Mh Mittelhandknochen (Metacarpalia). 3 Eingeweide des Pferdes. Bl Blinddarm (graue Linie), Da aufsteigender und absteigender Ast des Dickdarms (Colon), He Herz, Le Leber.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.