News: Chemotherapie über alle Schranken
Die Wissenschaftler wendeten bei 74 Patienten, die an Lymphgewebe-Geschwulsten des Zentralen Nervensystems litten, eine gesteigerte Chemoterapie an, indem sie die Blut-Hirn-Schranke unterbrachen. Keiner der Personen hatte vorher eine Strahlentherapie durchgemacht. Insgesamt überlebten 42 Prozent der so behandelten Personen fünf Jahre und länger. Die Chance, diese Zeit zu überstehen, liegt bei Patienten, die auf herkömmliche Weise mit einer Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie behandelt werden, zwischen 9 und 22 Prozent. 48 der 74 Patienten reagierten so vollständig auf die Therapie, daß die Forscher mit Computer-Tomographie keine Tumoren mehr nachweisen konnten (Neurosurgery vom Januar 2000).
Zusätzlich führten die Wissenschaftler mit ihren Patienten regelmäßig neurophysiologische Tests durch. Dazu gehörte eine Kontrolle von Aufmerksamkeit, Konzentration und motorischen Fähigkeiten der Personen. Außerdem wurde ihr Kurz- und Langzeitgedächtnis getestet. Dabei stellten die Forscher fest, daß 36 Patienten keine erkennbaren oder nur sehr geringe Beeinträchtigungen durch die Chemotherapie zeigten.
Neuwelt sieht durch diese Ergebnisse einen Nachweis für die Langzeit-Effektivität der gesteigerten Chemotherapie. "Bisher haben die Menschen einen Gehirn-Tumor als unverzügliches Todesurteil angesehen", sagt er. "Das muß nicht mehr unbedingt stimmen. Viele unserer Patienten mit Lymphomen im Zentralen Nervensystem leben fünf Jahre nach ihrer ersten Behandlung glücklich und mit keinen erkennbaren oder nur sehr geringen Beschwerden."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 17.6.1998
- Spektrum Ticker vom 5.1.2000
"Pförtner für's Gehirn"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 10.9.1999
"Auf Schleichwegen ins Gehirn"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 8.4.1999
"Die Wacht am Hirn"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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