News: Der Elektrosensibilität auf der Spur
In zwei doppelblind ausgelegten Studien wurde nach Reaktionen auf zufällig ein- und ausgeschaltete elektrische und magnetische Felder gesucht. Dabei waren unter den Testpersonen auch 54 Personen zwischen 17 und 76 Jahren, die sich selber als elektrosensibel bezeichnen. Die erste Studie dauerte pro Proband 20 bis 25 Nächte. Die Untersuchung wurde in den Wohnungen der Versuchspersonen durchgeführt, um keine Reaktionen durch eine ungewohnte Umgebung hervorzurufen. Während des Experiments wurden Veränderungen der Schlafqualität, der Schlaftiefe, des Befindens am Morgen und am folgenden Tag sowie physiologische Größen wie Bewegung, Atmung, Herzschlag und Ausweichverhalten erfasst. In der zweiten Studie wurde die Fähigkeit der direkten Wahrnehmung elektrischer oder magnetischer Felder in einem Labor des Instituts untersucht.
Die Schlaftiefe und das Befinden nach dem Aufwachen wurden bei den Probanden durch die nächtliche Einwirkung der Felder beeinflusst. Bei allen Personen unterschieden sich die Nächte mit Feld von Nächten ohne Feld. Zwar veränderte das Feld die Schlafqualität, das Befinden am Tag und die Anzahl der Bewegungen im Bett nicht nachweisbar. Dennoch ließ die Auswertung einzelner Herzparameter Veränderungen unter Feldeinfluss erkennen. Einige Versuchspersonen wichen der Stelle mit der größten Magnetfeldbelastung aus. Diese unbewusste Verhaltensanpassung wurde bei mehreren Probanden beobachtet, sodass es nicht allein duch zufällige Bewegungen im Bett zu erklären ist. Interessanterweise fühlten sich die Personen am Morgen nach einer Feldexposition oft besser und wacher. In der Laborstudie wurde die Hypothese bestätigt, dass die untersuchten Felder direkt wahrgenommen werden können. Es zeigte sich aber kein Unterschied zwischen der Gruppe der subjektiv Elektrosensiblen und einer nicht-sensiblen Kontrollgruppe. In beiden Gruppen waren im Verhältnis gleich viele Personen mit überzufällig vielen guten Treffern vertreten. Die Überzeugung, elektrosensibel zu sein, hängt offenbar nicht mit der Fähigkeit einer Wahrnehmung elektrischer oder magnetischer Felder zusammen.
Die kombinierte Auswertung aller Untersuchungen des Projekts zeigt, dass es vereinzelt Menschen gibt, die auf schwache elektrische oder magnetische Felder direkt oder indirekt reagieren, indem sich bei ihnen physische und psychische Veränderungen bemerkbar machen. Die Eigenschaft der Wahrnehmung elektrischer oder magnetischer Felder ist je nach der momentanen "Empfänglichkeit" der Person unterschiedlich gut ausgeprägt. Sie wird von vielen körperlichen, physikalischen, psychischen und sozialen Faktoren mitbestimmt. Subjektive Elektrosensibilität, bei der Betroffene eine Anzahl Krankheitszeichen unklarer Ursache beklagen und die Wahrnehmung der Felder sind zwei voneinander unabhängige Erscheinungen.
Nach den Ergebnissen ihrer Studie schließen die Wissenschaftler nicht auf eine Gesundheitsgefährdung durch die untersuchten Felder. Es zeigte sich außerdem, wie auch schon bei einer schwedischen Studie, dass Betroffene lernen können, mit der Elektrosensibilität zu leben. In einigen dokumentierten Fällen verschwand die Elektrosensibilität sogar von selbst. Also kein Grund auf das Handy zu verzichten?
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 22.9.2000
"Gesundheit unter Spannung "
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 8.12.1999
"Schadstoffsmog unter Hochspannungsleitungen "
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 5.12.1997
"Arbeitsmediziner: Wirkung von Elektrosmog nicht nachweisbar "
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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