Mike
Sara Leonhardt ist Biologin aus Würzburg. Auf Borneo erforscht sie das Leben Harz sammelnder stachelloser Bienen und berichtet für spektrumdirekt aus dem Alltag einer Tropenökologin.
Wenn Mike etwas besonders gut kann, dann ist es lachen – und wenn er lacht, dann ist das sehr ansteckend: Man kommt nicht umhin, mitzulachen, auch wenn man eigentlich gar nicht weiß, warum gelacht wird. Mike ist der einzige Indonesier auf der Station hier in Malaysia und lebt in Danum, seitdem ich es kenne, wo er als wissenschaftlicher Assistent für die britische "Royal Society" arbeitet. Nach Malaysia kam Mike vor 26 Jahren, in der Hoffnung, hier einen Job zu finden, mit dem er die Schulausbildung seiner jüngeren Geschwister finanzieren könnte. Seine eigene Schulausbildung hatte er zuvor abgebrochen, um schneller arbeiten zu können. Was für uns ungewohnt klingt, ist in den Ländern Südostasiens häufig: Die ältesten Geschwister finanzieren die Ausbildung der jüngeren, selbst wenn sie dafür ihr eigenes Heimatland und somit ihre Familie verlassen müssen.
Mike kam zunächst bei einer Forstwirtschaftsgesellschaft in Sandakan unter. Hier lernte er das, was ihn Jahre später in Danum unentbehrlich macht: die Identifikation sämtlicher Baum- und Pflanzenarten Borneos. 1985 entdeckte ein Geschäftsmann seine Fähigkeit, während er die Feldstation in Danum mit aufbaute. Mike wurde spontan für die Station eingestellt, und von da an dienten die Kenntnisse, die er bei der Rodung des Waldes erlernt hatte, dem Schutz des Waldes. Er selbst lernte, den Wald zu lieben.
Heute ist Mike – der eigentlich Bernardus Bala Ola heißt, zur Vereinfachung aber einfach nur Mike gerufen wird – der erste Ansprechpartner, wenn es um Bäume geht. Seine eigentliche Leidenschaft sind jedoch Vögel. Er erkennt jeden Piepmatz schon aus der Ferne am Gesang, während für mich Borneos Vogelstimmen immer noch ein heilloses Chaos bilden. Will man also etwas über den Regenwald und seine Bewohner lernen, gibt es somit kaum einen besseren Weggefährten als Mike.
Auf diesen Streifzügen sammelt man zudem genügend Pakis (essbaren Farn) fürs Abendessen und erhält mindestens eine Lektion in der Landessprache Bahasa Malaysia. Diese beginnt stets mit den Worten für Awas (Achtung) und pajat (Blutegel), gefolgt von einem seiner Lieblingssätze: Menari bogel di atas bokok (Nackt auf einem Baum tanzen). Wie alt Mike ist? Die Antwort kommt mit einem Grinsen: "Immer jung, weil er zufrieden mit seinem Leben und glücklich mit seiner Arbeit ist". Kaum hat er mir das gesagt, bricht er auch schon wieder in sein ansteckendes Lachen aus und stößt mir spielerisch mit der geschlossenen Faust gegen die Schulter.
Nur zwei Dinge betrüben den Indonesier von Zeit zu Zeit: Unter den jungen Malaien in Danum findet er keinen, der auch nur annähernd sein Interesse an der Tier- und Pflanzenwelt des Regenwaldes teilt – und leider besitzt er nicht genügend Geld für einen Elefantenstoßzahn, den er gemäß der Tradition seines Dorfes für die Eltern einer potenziellen Gemahlin kaufen müsste. Somit bleibt der Wald Mikes größte Leidenschaft – neben Karaoke, versteht sich.
Wenn Mike etwas besonders gut kann, dann ist es lachen – und wenn er lacht, dann ist das sehr ansteckend: Man kommt nicht umhin, mitzulachen, auch wenn man eigentlich gar nicht weiß, warum gelacht wird. Mike ist der einzige Indonesier auf der Station hier in Malaysia und lebt in Danum, seitdem ich es kenne, wo er als wissenschaftlicher Assistent für die britische "Royal Society" arbeitet. Nach Malaysia kam Mike vor 26 Jahren, in der Hoffnung, hier einen Job zu finden, mit dem er die Schulausbildung seiner jüngeren Geschwister finanzieren könnte. Seine eigene Schulausbildung hatte er zuvor abgebrochen, um schneller arbeiten zu können. Was für uns ungewohnt klingt, ist in den Ländern Südostasiens häufig: Die ältesten Geschwister finanzieren die Ausbildung der jüngeren, selbst wenn sie dafür ihr eigenes Heimatland und somit ihre Familie verlassen müssen.
Mike kam zunächst bei einer Forstwirtschaftsgesellschaft in Sandakan unter. Hier lernte er das, was ihn Jahre später in Danum unentbehrlich macht: die Identifikation sämtlicher Baum- und Pflanzenarten Borneos. 1985 entdeckte ein Geschäftsmann seine Fähigkeit, während er die Feldstation in Danum mit aufbaute. Mike wurde spontan für die Station eingestellt, und von da an dienten die Kenntnisse, die er bei der Rodung des Waldes erlernt hatte, dem Schutz des Waldes. Er selbst lernte, den Wald zu lieben.
Heute ist Mike – der eigentlich Bernardus Bala Ola heißt, zur Vereinfachung aber einfach nur Mike gerufen wird – der erste Ansprechpartner, wenn es um Bäume geht. Seine eigentliche Leidenschaft sind jedoch Vögel. Er erkennt jeden Piepmatz schon aus der Ferne am Gesang, während für mich Borneos Vogelstimmen immer noch ein heilloses Chaos bilden. Will man also etwas über den Regenwald und seine Bewohner lernen, gibt es somit kaum einen besseren Weggefährten als Mike.
Auf diesen Streifzügen sammelt man zudem genügend Pakis (essbaren Farn) fürs Abendessen und erhält mindestens eine Lektion in der Landessprache Bahasa Malaysia. Diese beginnt stets mit den Worten für Awas (Achtung) und pajat (Blutegel), gefolgt von einem seiner Lieblingssätze: Menari bogel di atas bokok (Nackt auf einem Baum tanzen). Wie alt Mike ist? Die Antwort kommt mit einem Grinsen: "Immer jung, weil er zufrieden mit seinem Leben und glücklich mit seiner Arbeit ist". Kaum hat er mir das gesagt, bricht er auch schon wieder in sein ansteckendes Lachen aus und stößt mir spielerisch mit der geschlossenen Faust gegen die Schulter.
Nur zwei Dinge betrüben den Indonesier von Zeit zu Zeit: Unter den jungen Malaien in Danum findet er keinen, der auch nur annähernd sein Interesse an der Tier- und Pflanzenwelt des Regenwaldes teilt – und leider besitzt er nicht genügend Geld für einen Elefantenstoßzahn, den er gemäß der Tradition seines Dorfes für die Eltern einer potenziellen Gemahlin kaufen müsste. Somit bleibt der Wald Mikes größte Leidenschaft – neben Karaoke, versteht sich.
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