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Gute Frage: Werden wir im Alter glücklicher?

Wir alle haben glückliche und unglückliche – oder jedenfalls weniger glückliche – Phasen im Leben. Wie gut es für uns läuft, hängt von vielen verschiedenen Dingen ab. Eins ist dabei unvermeidlich und anscheinend gar nicht schlecht fürs Wohlbefinden: Wir werden älter.
Glücklich im Alter

Der Lebensweg wird oft mit einer Treppe verglichen. Deren Stufen stehen für einzelne Abschnitte wie Kindheit, Schulzeit, Ausbildung, Karriere, Familiengründung und so weiter. Etwa bis zur Lebensmitte steigere der Mensch seine Möglichkeiten und sein Glück, so lautet eine verbreitete Ansicht. Dann gehe es langsam, aber kontinuierlich abwärts. Krisen wie eine Scheidung oder Krankheit würden mit zunehmendem Alter häufiger, und das Glückserleben schwinde entsprechend.

Das Bild der auf- und absteigenden Lebenstreppe stimmt mit der Realität allerdings kaum überein. Zwar ­belegen Forschungsergebnisse, dass viele Menschen in ihrer Kindheit und Jugend besonders glücklich sind. Doch im Alter zwischen 30 und 60 Jahren sinkt die Zufriedenheit im Mittel eher – und steigt danach wieder an. Wir sprechen daher von einer U-Kurve des Glücks: Als Graph dargestellt ist die allgemeine Zufriedenheit im ers­ten Lebensabschnitt hoch, sinkt zur Mitte hin ab und steigt dann auf ein zweites Hoch. Insofern ist das Alter zwar nicht unbedingt die glücklichste Phase, statistisch gesehen jedoch oft von Zufriedenheit geprägt.

Das bestätigen Daten des Sozio-oekonomischen ­Panels (SOEP), der größten sozialwissenschaftlichen Rei­henuntersuchung in Deutschland, sowie viele internationale Studien. Im Jahr 2021 etwa veröffentlichte ­David Blanchflower vom Dartmouth College in Hanover (USA) eine zusammenfassende Analyse von Erhebungen aus 145 Ländern, die ebenfalls einen U-förmi­gen Verlauf der »Glückskurve« ergab.

Deren Tiefpunkt ist nicht allein typischen Krisen in der Lebensmitte geschuldet. Vielmehr haben körpereigene Botenstoffe wie Dopamin, Adrenalin und Morphium ebenfalls einen Einfluss. Der letztgenannte Botenstoff entspannt uns und kann Glücksgefühle auslösen, weshalb das Opiat als Droge beliebt ist. Dopamin wiederum, eine Vorstufe von Morphium, vermittelt Vorfreude und treibt uns an; seine Wirkung verpufft bei Gewöhnung allerdings rasch. Adrenalin versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und wird vor allem bei Stress ausgeschüttet. Es hilft, schwierige Situationen zu meis­tern, und beeinflusst ebenfalls die Bildung von Morphium: Laut Laboruntersuchungen kann aus Dopamin unter Vermittlung von AdrenalinMorphium gebildet werden.

Vergleicht man nun die Wirkungen dieser Botenstoffe, so fällt auf, dass sie sich gut mit den dominieren­den Gefühlen in den drei großen Lebensabschnitten des Menschen decken: Kindheit und Jugend sind geprägt von Aufbruch und Ekstase – Zuständen, die vor allem mit Dopamin zusammenhängen. Das Erwachsenenalter und die Zeit der Berufstätigkeit bringen häufig Herausforderun­gen mit sich, bei denen vermehrt Adrenalin ausgeschüttet wird. Glück entspringt in dieser Phase oft der Erleichterung, die eintritt, wenn der Stress nachlässt. Und im fortgeschrittenen Alter jenseits der 60 erfahren viele Menschen einen Zustand nachhaltiger Zufriedenheit, wie ihn beispielsweise Morphium vermittelt.

Sicherlich entscheidet das komplexe Wechselspiel zwischen Alter, Lebensumständen und biologischen Faktoren über die Konzentration von Botenstoffen im Gehirn. Im Schnitt setzt das Gehirn junger Menschen jedoch besonders viel Dopamin frei, im mittleren Lebensalter stehen hingegen die Stresshormone im Vordergrund und bei Älteren möglicherweise der Effekt des Morphiums. Diese Theorie ist bislang noch nicht bewiesen, würde aber eine biochemische Erklärung für die auffällige U-Kurve liefern. Brauchen wir uns also nur zurückzulehnen und auf das Glück des Alters zu warten? Ganz so einfach ist es nicht, denn die Lebenszufriedenheit hängt vom eigenen Tun ab. Freundschaften pflegen, sich regelmäßig bewegen und lustvollen Aktivitäten nachgehen, genug schlafen und sich ausgewogen ernähren – all das hilft, dem Glück die Tür zu öffnen.

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