Justiz: Absurde Scharade in Italien
Was kann man von Wissenschaftlern fordern, gar einklagen? Redlichkeit und sorgfältige Arbeit sicherlich, und auch, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen den Stand der Forschung wiedergeben. Doch nun stehen in Italien Forscher vor Gericht, weil sie das Unmögliche nicht vollbracht haben: ein Erdbeben vorherzusagen.
Dieser Tage begann, begleitet von großer internationaler Aufmerksamkeit, in L’Aquila der Prozess gegen sieben Seismologen, Mitglieder eines Panels zur Gefahrenabschätzung. Dem Wortlaut der Anklage zufolge haben sie auf fahrlässige Weise eine allgemeine, unpräzise und ineffektive Erdbebenwarnung abgegeben, kurz bevor die Stadt 2009 von einem Erdbeben der Magnitude 6,3 heimgesucht wurde, bei dem über 300 Menschen starben.
Seismologen weltweit beobachten dieses bizarre Vorgehen der italienischen Justiz mit Sorge. Staatsanwaltschaft und Gericht fallen hier auf den klassischen Denkfehler herein, mit dem Wissen um das Erdbeben selbst Ereignisse zuvor zu unmissverständlichen Vorzeichen zu erklären. Doch hinterher schlau zu sein ist einfach, und nachträglich eine folgerichtige Kette von Vorzeichen zu konstruieren, ist weder Wissenschaft noch Rechtsprechung, es ist pure Legendenbildung. Die sieben italienischen Wissenschaftler werden auf der Basis eines Märchens angeklagt.
Die Realität der Erdbebenvorhersage sieht anders aus. Kleinere Bebenschwärme wie der vor dem Erdbeben von 2009 sind in den Abbruzzen keineswegs selten, und nur in einem verschwindend geringen Teil der Fälle folgt auf sie ein schwerer Stoß. Auch der Grundwasserspiegel kann sich durch Beben verändern, aber solche Signale, wie auch eine – nachträglich – dokumentierte ungewöhnliche Krötenwanderung im Bebengebiet treten aus den verschiedensten Gründen auf. Erst durch einen nachfolgenden Erdstoß werden sie zu dem Vorzeichen, das einzelne Anekdoten immer wieder beschwören. Erdbeben sicher genug zu prognostizieren, um Evakuierungen großer Regionen zu rechtfertigen, ist heute unmöglich. Die Bebenvorhersage nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft ist genau das: allgemein, unpräzise und ineffektiv.
Wofür also stehen die italienischen Wissenschaftler nun vor Gericht? Dass sie den Stand der Wissenschaft korrekt wiedergegeben haben? Dass die Realität sich nicht an das von der Staatsanwaltschaft konstruierte Märchen von der Kausalkette hält? Möglicherweise haben ja doch jene Recht, die sagen, der Prozess sei nur ein Ablenkungsmanöver – vom schleppenden Wiederaufbau oder gar von Schlamperei und Korruption bei der Vorbereitung auf genau solche Erdbeben. Auf jeden Fall empfahl das Panel eine Woche vor dem Beben striktere Bauvorschriften zum Schutz vor genau solchen Ereignissen. Davon redet jetzt in Italien dank der absurden Scharade des Prozesses niemand mehr.
Seismologen weltweit beobachten dieses bizarre Vorgehen der italienischen Justiz mit Sorge. Staatsanwaltschaft und Gericht fallen hier auf den klassischen Denkfehler herein, mit dem Wissen um das Erdbeben selbst Ereignisse zuvor zu unmissverständlichen Vorzeichen zu erklären. Doch hinterher schlau zu sein ist einfach, und nachträglich eine folgerichtige Kette von Vorzeichen zu konstruieren, ist weder Wissenschaft noch Rechtsprechung, es ist pure Legendenbildung. Die sieben italienischen Wissenschaftler werden auf der Basis eines Märchens angeklagt.
Die Realität der Erdbebenvorhersage sieht anders aus. Kleinere Bebenschwärme wie der vor dem Erdbeben von 2009 sind in den Abbruzzen keineswegs selten, und nur in einem verschwindend geringen Teil der Fälle folgt auf sie ein schwerer Stoß. Auch der Grundwasserspiegel kann sich durch Beben verändern, aber solche Signale, wie auch eine – nachträglich – dokumentierte ungewöhnliche Krötenwanderung im Bebengebiet treten aus den verschiedensten Gründen auf. Erst durch einen nachfolgenden Erdstoß werden sie zu dem Vorzeichen, das einzelne Anekdoten immer wieder beschwören. Erdbeben sicher genug zu prognostizieren, um Evakuierungen großer Regionen zu rechtfertigen, ist heute unmöglich. Die Bebenvorhersage nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft ist genau das: allgemein, unpräzise und ineffektiv.
Wofür also stehen die italienischen Wissenschaftler nun vor Gericht? Dass sie den Stand der Wissenschaft korrekt wiedergegeben haben? Dass die Realität sich nicht an das von der Staatsanwaltschaft konstruierte Märchen von der Kausalkette hält? Möglicherweise haben ja doch jene Recht, die sagen, der Prozess sei nur ein Ablenkungsmanöver – vom schleppenden Wiederaufbau oder gar von Schlamperei und Korruption bei der Vorbereitung auf genau solche Erdbeben. Auf jeden Fall empfahl das Panel eine Woche vor dem Beben striktere Bauvorschriften zum Schutz vor genau solchen Ereignissen. Davon redet jetzt in Italien dank der absurden Scharade des Prozesses niemand mehr.
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