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Klimakonferenz COP26: Die Entwaldung muss enden

Die Welt will die Vernichtung der Wälder bis 2030 stoppen. Darauf haben sich 100 Staaten geeinigt. Bleibt zu hoffen, dass es nicht wieder bloß Greenwashing ist. Ein Kommentar
Entwaldung mit dem Bulldozer

Rund 30 Fußballfelder Wald vernichtet die Menschheit momentan pro Minute. Dabei sind Wälder enorm wichtig für das Klima der Erde und den Erhalt der Artenvielfalt; fallen sie als Kohlenstoffsenken aus und setzen stattdessen Kohlendioxid durch die Brandrodung frei, beschleunigt das die Erderwärmung. Der Raubbau soll deshalb bis 2030 enden. Darauf haben sich rund 100 Staaten während der Weltklimakonferenz in Glasgow am 1. November geeinigt: Die Vereinbarung gilt als erster großer Erfolg des Gipfels, auf dem endlich konkrete Ziele und Maßnahmen zum Klimaschutz vereinbart werden sollen.

Zu den Unterzeichnern gehören die EU-Staaten sowie Kanada, Russland, Brasilien, Kolumbien, Indonesien, China und die Demokratische Republik Kongo. In den beteiligten Ländern finden sich 85 Prozent der global noch vorhandenen Waldgebiete. Bis 2025 sollen knapp 20 Milliarden US-Dollar aus staatlichen und privaten Quellen zur Verfügung gestellt werden, um die Wälder zu schützen. Etwas mehr als ein Viertel der beteiligten Staaten hat zudem versprochen, dass die gesteigerte Produktion landwirtschaftlicher Güter endlich nicht mehr durch Entwaldung geschieht: Diese Länder repräsentieren 75 Prozent des globalen Handels mit Agrarrohstoffen.

Doch ist das wirklich ein Durchbruch? Während viele Politikerinnen und Politiker die Vereinbarung feiern, kritisieren Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace oder der WWF, dass die Abholzung noch fast zehn Jahre weiterlaufen soll. Allein in Brasilien könnten beim gegenwärtigen Tempo der Waldvernichtung weitere 100 000 bis 150 000 Quadratkilometer Regenwald verloren gehen. In anderen Amazonasanrainern zeigen die Rodungszahlen ebenso wie etwa im Kongobecken oder auf Neuguinea nach oben. Und selbst in höher und hoch entwickelten Staaten wie Rumänien oder Australien findet weiterhin Raubbau statt.

Die Vereinbarung ist zudem nicht die erste, die sich den Stopp der Entwaldung zum Ziel gesetzt hat. Die »New York Declaration on Forests« von 2014 beispielsweise hatte sich ebenfalls vorgenommen, die Rodungen bis 2020 zu halbieren und bis 2030 gänzlich zu beenden. Erreicht wurde das Etappenziel nicht – im Gegenteil: Die meisten der beteiligten Staaten schenken dem Papier wenig bis keine Beachtung.

Der Blick auf die Politik einzelner Staaten verheißt ebenfalls nichts Gutes: In Brasilien unterminiert die Regierung Bolsonaro jegliche Politik zum Schutz der Wälder; Umweltbehörden werden rechtlich und finanziell schlechter gestellt, iIlegale Brandrodung oder verbotener Bergbau selbst in Schutzgebieten nicht geahndet und Landnahme in den Siedlungsgebieten indigener Völker rhetorisch angeheizt. Die Demokratische Republik Kongo plant nach 20 Jahren das Fällen von Bäumen im Urwald im Kongobecken wieder zuzulassen. In Indonesien endete im September ein Moratorium, das drei Jahre lang den Stopp neuer Ölpalmplantagen vorsah. Und Deutschland, wo zumindest die Waldfläche nicht schrumpft, importiert Holz aus vielen Ländern, um hier Kraftwerke und Heizungen befeuern zu lassen – ohne dass ein Ende in Sicht ist.

Immerhin einen Gewinn könnte es geben: Zwei Milliarden US-Dollar sollen in den kommenden Jahren an indigene Menschen gehen, damit diese ihre Lebensgrundlage weiterhin schützen können. Trotz steigendem Druck bilden ihre Reservate oft noch die letzte Bastion gegen den Kahlschlag. Diese Menschen sind die wahren Hüter der Wälder, und es wird Zeit, dass die Welt dies anerkennt. Abgesehen davon sieht die Bilanz schlecht aus. Schon bald werden wir sehen, ob die Vereinbarung von Glasgow zum Waldschutz ein echter Fortschritt ist oder erneut nur ein Greenwashing für Politiker.

Vom 31. Oktober bis zum 12. November 2021 fand in Glasgow das 26. Treffen der Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention von Rio (Conference of the Parties, COP) statt. Unsere aktuelle Berichterstattung können Sie im Liveblog nachlesen. Mehr rund um Klimawandel und Klimaschutz auf unserer Themenseite.

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