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Hai-Angriffe: Meinung: Medien-Attacke auf Hai

Weite Teile der Berichterstattung über den vermeintlichen Haiangriff auf einen Surfer sind blanke Verleumdung einer ohnehin bedrohten Tiergruppe, findet Lars Fischer.
Tote Haie mit abgeschnittenen Flossen

"Urängste" löse das Video der Begegnung des Profi-Surfers Mick Fanning mit einem großen Hai aus, hieß es in der Berichterstattung über die spektakuläre Aufnahme. Aber es ist keineswegs der Hai, der hier in hirnlose Raserei verfiel. Vielmehr lassen es sich Medien überall auf der Welt nicht entgehen, den Vorfall reflexartig als "Angriff" zu betiteln und alle Klischees und Vorurteile zu bedienen: Fanning als strahlender Held, der die bösartige Bestie mit bloßen Händen abwehrt.

Lars Fischer | Lars Fischer ist Wissenschaftsjournalist und Redakteur bei "Spektrum.de".

Doch machen wir uns nichts vor: Haie sind schnelle und präzise Raubtiere, die ihre Beute überfallartig angreifen. Wenn der Hai die Absicht gehabt hätte, Fanning zwischen die Zähne zu nehmen, dann hätte er das wohl auch getan. Die Realität ist, dass Haie nur sehr selten Menschen angreifen – möglicherweise war das Tier einfach neugierig.

Dass der Sportler es nach dem Zusammentreffen einigermaßen eilig hatte, aus dem Wasser zu kommen, ist ohne Weiteres nachvollziehbar – nicht aber das Ausmaß des Hypes um den Vorfall, speziell in englischsprachigen Medien. Der mediale Umgang mit dem Tier ist blanke Verleumdung, gemessen daran, wie wenige Menschen tatsächlich von Haien angegriffen werden.

Mick Fanning und der Hai | Der Hai tauchte hinter dem Surfer auf und verfing sich wohl in einem Seil an seinem Fuß. Screenshot aus dem Video des Vorfalls.

Das ist keine bloße Lappalie: Solche Berichte, die Haie immer und immer wieder als gefährliche Fressmaschinen karikieren, richten erheblichen Schaden an. Nicht nur, dass die Akzeptanz für ihren Schutz sinkt, in Australien zum Beispiel werden sogar große Haie, die zu nah an die Küste kommen, gezielt getötet – eine völlig überzogene Maßnahme, zu der die mediale Hai-Hysterie ihren Teil beiträgt. Dabei nehmen die Bestände der Raubfische seit Jahren deutlich ab, einerseits dezimiert die Fischereiindustrie sie gleichsam nebenher als Beifang, zusätzlich sind ihr Fleisch und ihre Flossen begehrte Delikatessen besonders in Asien. Mehrere Arten, darunter der Weiße Hai, stehen bereits auf der Roten Liste.

Menschen scheinen sich schwerzutun, andere Fleischfresser neben sich zu akzeptieren. Die Schicksale von Tiger, Wolf und Bär in den letzten Jahrhunderten sprechen Bände. Doch während die Landräuber zumindest teilweise wieder Fuß fassen dürfen, leiden Haie immer noch unter ihrem Ruf als gierige, unaufhaltsame Menschenfresser. Mit Urängsten hat das allerdings nichts zu tun – sondern mit medial geschürten Vorurteilen fernab jeglicher Realität.

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