Kompaktlexikon der Biologie: Epiphyse
Epiphyse, 1) Zirbeldrüse, Pinealorgan, Corpus pineale, ein reich durchblutetes Organ, das wie ein kleiner Pinienzapfen (Name!) am Dach des Zwischenhirns der Wirbeltiere befestigt ist. Bei vielen poikilothermen Wirbeltieren dient die E. als Lichtsinnesorgan („drittes Auge“). Sie enthält fotorezeptive Zellen, die in Aufbau und Funktion Ähnlichkeit mit den Fotorezeptoren der Netzhaut zeigen. Auch die wichtigen Moleküle in der Kaskade retinaler Fototransduktion (z.B. Opsin) können in Zellen (Pinealocyten) der E. nachgewiesen werden. Viele dieser Moleküle kommen auch bei Säugetieren vor, jedoch fehlt ihnen das Retinal und damit die Fähigkeit zur Fotorezeption durch die E. Bei ihnen kommt die Information über die Helligkeit von den Augen über den Hypothalamus (Nucleus suprachiasmaticus) sowie sympathische präganglionäre Neurone aus dem oberen Halsganglion. Die E. setzt u.a. die Hormone Melatonin und Noradrenalin in die Blutbahn frei. Stimuliert wird die Melatonin-Freisetzung durch einen Mangel an Licht; Lichteinfall hemmt die endokrine Aktivität der E. Sie nimmt auf diese Weise Einfluss auf den Tages- und Jahresrhythmus des Verhaltens (Biorhythmik). Die variable Tageslänge im Verlauf der Jahreszeiten beeinflusst über die E. u.a. auch den jährlichen Fortpflanzungsrhythmus vieler Wirbeltiere. Darüber hinaus soll die E. durch Verbindungen mit dem hinteren Hypothalamus die Sympathikus-Aktivität beeinflussen. Zerstörung der E. beim Menschen, z.B. durch Tumoren, geht häufig mit vorzeitiger Geschlechtsreife (Pubertas praecox) und anormaler Beschleunigung des Körperwachstums einher.
2) rundlich verdickter Endabschnitt von Röhrenknochen jeweils am oberen und unteren Ende des Knochenschaftes (Knochen).
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.