Kompaktlexikon der Biologie: Windfaktor
Windfaktor, Einfluss des Windes (Wind) auf den pflanzlichen oder tierischen Organismus. Wind verstärkt die Effekte der Außentemperatur auf Organismen, indem er den Wärmeverlust durch Verdunstung erhöht. Entsprechendes gilt für den Wasserverlust durch Steigerung der Evaporation und Transpiration.
Bei winterlich gefrorenem Boden und Erschwerung des Wassernachschubs kann es bei Pflanzen zu Vertrocknungsschäden (Frosttrocknis) kommen. Darüber hinaus kann der Wind die Morphologie der Pflanzen stark beeinflussen: auf der dem Wind zugewandten Seite hemmt er das Wachstum der Äste bei Bäumen, während die Äste der Windschattenseite normal wachsen, so entsteht eine fahnenartige Wuchsform. Krautige Pflanzen bleiben bei dauernder Windexposition kleiner und bilden weniger Blattmasse aus. Als Transportmittel trägt der Wind zur Verbreitung der Pollen (Anemogamie) und Samen (Anemochorie) bei.
Bei Tieren ist der Wind für die passive Verbreitung und den Flug von Insekten und Vögeln von Bedeutung sowie bei der Orientierung. Eine Einstellung oder Bewegung zur Windrichtung und eine Orientierung nach dem Wind wird als Anemotaxis bezeichnet. Sie ist bei manchen Käfern, Wanderheuschrecken (Wanderinsekten) u.a. Insekten festgestellt worden. Kleinere Tiere werden oft über große Entfernungen verdriftet, teilweise haben sie dafür spezielle Hilfsmittel wie Spinnfäden (Altweibersommer) oder Wachsfäden (bei Blattläusen) ausgebildet. Auf den besonders windexponierten Kerguelen gibt es Fliegen, die eine Reduktion der Flügel zeigen.
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