Lexikon der Biologie: Mohn
Mohn, Papaver, in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel heimische Gattung der Mohngewächse mit ca. 50 Arten. Milchsaftführende 1–2jährige Kräuter oder Stauden mit meist fiederteiligen Blättern und einzeln endständigen, schalenförmigen Blüten. Diese mit 2 kurzlebigen Kelchblättern, 4 breiten, seidig schimmernden Kronblättern, zahlreichen Staubblättern und einem oberständigen, keulen- bis kugelförmigen Fruchtknoten mit scheibenförmiger Narbe. Die Frucht ist eine vielsamige, mit Poren ausgestattete Kapsel. Wirtschaftlich wichtigste Art ist Papaver somniferum, der Schlaf-Mohn ( vgl. Abb. und Giftpflanzen I , Kulturpflanzen X ), eine bis 1,5 m hohe, 1jährige Pflanze mit blaugrün bereiften, buchtig gezähnten Blättern, bis 10 cm breiten, weißen bis violetten Blüten mit dunklem Zentrum und großen Samenkapseln. Die Kulturpflanze stammt vermutlich von dem im Mittelmeerraum heimischen Borsten-Mohn Papaver setigerum (Papaver somniferum ssp. setigerum) ab, dessen ölhaltige Samen bereits in der Steinzeit als Nahrung genutzt wurden. In der Antike diente der Schlaf-Mohn als Ölpflanze und als schmerzstillende, schlaffördernde Droge. Erst später wurden im Orient besonders alkaloidreiche, zur Gewinnung von Rauschgift geeignete Sorten gezüchtet (Papaver somniferum ssp. somniferum mit weißen Blüten und weißen Samen). Der nach dem Anritzen noch unreifer Kapseln austretende, an der Luft trocknende weiße Milchsaft liefert das Roh-Opium mit den darin enthaltenen etwa 20 Opiumalkaloiden (Benzylisochinolinalkaloide). Wichtigster Vertreter dieser Stoffgruppe ist das Morphin. Die alkaloidfreien, grauen oder bläulichschwarzen Samen der blaßlila blühenden Unterart Papaver somniferum ssp. hortense dienen als Gewürz, Nahrungsmittel (Inhaltsstoffe vgl. Tab. 1 ) oder zur Gewinnung von Mohnöl ( vgl. Tab. 2 ). Durch Anbau von Mohn-Sorten, deren Kapseln ( ü Früchte , Fruchtformen ) geschlossen bleiben (Schließ-Mohn), werden Ernteverluste vermieden. Die Hauptanbaugebiete des Mohns liegen heute in Indien, China, Kleinasien und Südosteuropa. Die bei der Ölgewinnung anfallenden Rückstände werden als Kraftfutter genutzt. Der Saat-Mohn (Papaver dubium) und der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas;vgl. Abb. und Unkräuter) sind 1jährige Kräuter mit fiederteiligen Blättern und scharlachroten Blüten. Beide wachsen in Mitteleuropa in Unkrautgesellschaften, auf Äckern und Schutt. Der Alpen-Mohn (Papaver alpinum; Polarregion II) ist eine ausdauernde alpine Art der Steinschuttfluren (Charakterart des Thlaspietum rotundifolii; Thlaspietalia rotundifolii) mit weißen (ssp. sendtneri) oder gelben Blüten (ssp. rhaeticum; Alpenpflanzen ). Zahlreiche Mohn-Arten sind wegen ihrer schönen Blüten beliebte Gartenzierpflanzen; wichtig sind: der eher derbe Türkische Mohn (Papaver orientale, Vorderasien), von dem es unzählige Kultursorten mit langen, rauh behaarten Blättern und großen Blüten gibt; der zierliche Island-Mohn (Papaver nudicaule, subarktischen Regionen), dessen pastellfarbene Blüten sich auch als Schnittblumen eignen, sowie der Klatsch- und der Schlaf-Mohn mit jeweils zarten, bisweilen auch gefüllten Blüten. Ackerbau, Ackerunkräuter.
N.D.
Mohn
1 Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) mit Fruchtkapsel; 2 Schlaf-Mohn (Papaver somniferum), rechts Samen
Mohn
Tab. 1: Einige Inhaltsstoffe des getrockneten Samens von Schlaf-Mohn (in 100 g eßbarem Anteil). Energiegehalt: 2018 kJ = 477 kcal
| ||
Wasser: 6,1 g | Vitamin B1: 860 μg | |
Protein: 20,2 g | Vitamin B2: 170 μg | |
Fett: 42,2 g | Vitamin B6: 440 μg | |
Kohlenhydrate: 4,2 g | Niacin: 990 μg | |
Ballaststoffe: 20,5 g | Calcium: 1460 mg | |
Mineralien: 6,8 g | Eisen: 9500 μg |
Mohn
Tab. 2: Einige Inhaltsstoffe von Mohnöl (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 3781 kJ = 896 kcal
Palmitinsäure: 9500 mg
Stearinsäure: 1900 mg
Ölsäure: 10.500 mg
Linolsäure: 72.400 mg
Linolensäure: 1000 mg
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.