Lexikon der Biologie: Monogenea
Monogenea [von *mono- , griech. genea = Abstammung], Pectobothrii, Hakensaugwürmer, neben den Aspidobothrea (Aspidogastraea, Aspidobothrii) und den Digenea bisher und vielfach auch noch beibehalten (Mehlhorn, 1985) als eine Ordnung oder Unterklasse der Trematoda (Saugwürmer) geführt, neuerdings jedoch von Ax (1984), Ehlers (1984) und Westheide/Rieger (1996) zusammen mit den Cestoda (Bandwürmer) als Cercomeromorpha (Hakenplattwürmer) den Trematoda (Aspidobothrea und Digenea) gegenübergestellt. Beide, Trematoda und Cercomeromorpha, besitzen nach Ax und Ehlers eine nur ihnen gemeinsame Stammart und bilden daher das MonophylumNeodermata. Die Monogenea als Klasse umfassen 5 Ordnungen ( vgl. Tab. ), von denen die ersten 4, als Monoopisthocotylea zusammengefaßt, gegenüber der 5. Ordnung Polyopisthocotylea abgegrenzt werden können. – Die etwa 2000 bisher bekannten und weltweit verbreiteten Arten, die im allgemeinen Längen zwischen 0,15 und 20 mm erreichen (eine der größten Arten: Chimaericola leptogaster, 4 cm), dorsoventral abgeflacht und von spindel- bis zigarrenförmigem Körperumriß sind, leben meist ekto-, einige auch endoparasitisch an oder in Meeres- und Süßwasserfischen, Amphibien, Wasser-Reptilien und in Ausnahmen auch an fischparasitischen Asseln und in Säugern (Polyopisthocotylea). Die Ektoparasiten finden sich vor allem an den Kiemen oder auf der Haut, die Endoparasiten in Körperhöhlen, die mit der Außenwelt in Verbindung stehen (Mund- und Rachenhöhle, Harnblase, Kloake, selten Coelom). Sie sind streng wirtsspezifisch, wobei Haupt- und (nur vorübergehend genutzte) Nebenwirte zu beobachten sind; Wirtswechsel im Laufe der Entwicklung findet jedoch nicht statt, wie auch die Ontogenese direkt, ohne Generationswechsel (Name Monogenea!) verläuft. Mit Hilfe eines hinteren muskulösen und mit Haken, Klappen, Gruben und Drüsen versehenen Haftorgans (Opisthaptor) sind die Monogenea am Wirt verankert; getrennt vom Wirt sind sie nicht lebensfähig. Je nach dem Bau des Opisthaptors unterscheidet man zwischen Monoopisthocotylea und Polyopisthocotylea. Am vorderen Körperende ist ein Prohaptor ausgebildet, der vor allem mit Hilfe eines Sekrets aus den Kopfdrüsen ein vorübergehendes Anheften des Vorderkörpers am Wirt während der Nahrungsaufnahme ermöglicht. Als Nahrung dienen Gewebe, Schleim und Blut der Wirte. – Das Integument ist eine syncytiale „Epidermis“, deren Kerne in Perikaryen liegen. Ontogenetisch stellt es eine Neodermis dar und bildet mit der ihm unterlagerten Ring-, Diagonal- und Längsmuskulatur einen Hautmuskelschlauch. Wie für Plattwürmer typisch, fungiert das die Leibeshöhle ausfüllende Parenchym als Hydroskelett. Der mit einem muskulösen Pharynx beginnende und immer afterlose Darm teilt sich meist in 2 Schenkel auf, die verzweigt sein können, blind enden oder sich hinten ringförmig vereinigen. Die Exkretionsorgane sind Protonephridien. Das Nervensystem besteht aus einem Kopfganglion oder einem Ring um den Oesophagus und 3–4 nach vorn und hinten ziehenden Paaren von Nervensträngen. Fast immer, auch während des Larvenstadiums, sind Augen ausgebildet. Die zwittrigen Geschlechtsorgane umfassen 1, 2 und mehr Hoden, ein Germarium und meist ein Paar Vitellarien. Das Kopulationsorgan ist ein bestachelter oder unbestachelter muskulöser Penis oder ein Cirrus (Cirren). Bei den Polyopisthocotylea ist häufig ein Ductus genito-intestinalis ausgebildet. Mit Ausnahme der viviparen Gyrodactylidea sind alle Monogenea ovipar. In der Eikapsel entwickelt sich ein bewimpertes Oncomiracidium, das sich nach Ausschlüpfen innerhalb von 24 Stunden auf einem Wirt festsetzt, das Wimpernkleid abwirft und über eine Metamorphose in den Adultus übergeht. Nicht wenige Monogenea sind Krankheitserreger an Nutzfischen (Forelle, Karpfen, Hecht, Heilbutt, Seezunge).
D.Z.
Lit.:Ax, P.: Das Phylogenetische System. Systematisierung der lebenden Natur aufgrund ihrer Phylogenese. Stuttgart 1984. Ehlers, U.: Phylogenetisches System der Plathelminthes. Verh. naturwiss. Ver. Hamburg (NF) 27, 291–294, 1984. Mehlhorn, H.: Classis Trematodes, Saugwürmer. In: R. Siewing (Hg.): Lehrbuch der Zoologie, Bd. 2 Systematik. Stuttgart 1985. Odening, K.: Stamm Plathelminthes. In: H.-E. Gruner (Hg.) Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Bd. I: Wirbellose Tiere. Stuttgart 1984. Xylander, W.: Neodermata. In: Westheide, W., Rieger, R.: Spezielle Zoologie. 1. Teil: Einzeller und Wirbellose Tiere. Stuttgart 1996.
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