Lexikon der Biologie: Osterluzei
Osterluzeiw [umgebildet von griech. aristolochia, =], Pfeifenblume, Aristolochia, weltweit verbreitete, insbesondere in den Tropen und Subtropen Amerikas, in Afrika und Südostasien anzutreffende Gattung der Osterluzeigewächse mit rund 300 Arten. Überwiegend Kletterpflanzen, aber auch aufrechte Stauden und Sträucher mit ganzrandigen oder gelappten, oft herzförmigen Blättern und meist zygomorphen, ungewöhnlich geformten Blüten. Diese können einzeln in den Blattachseln stehen oder in traubigen bzw. wickligen Blütenständen angeordnet sein. Für die Gattung typisch ist eine 3–50 cm große Kesselfallenblüte ( vgl. Abb. 3 und Gleitfallenblumen [Abb.]). Über dem unterständigen Fruchtknoten ist ein kleiner kugeliger "Kessel" entwickelt, der sich zu einer Blütenröhre verengt. Diese mündet in einen schiefen Trichter, der auf einer Seite zungenförmig verlängert ist. Durch den meist aasartigen Geruch der Blüte (Aasblumen) und die oft weißlich und purpurn marmorierte Trichteröffnung (Farbe erinnert ebenfalls an Aas) werden kleine Fliegen angelockt, die in die Röhre hineinkriechen, diese aber wegen der an der Innenseite befindlichen Reusenhaare ("Sperrhaare") nicht mehr verlassen können. In der Umgebung des Gynostemiums (Verwachsung der Staubblätter und Griffel) enthalten die Zellen oft kein Chlorophyll. Durch das einfallende Licht wirkt dieser Bereich für das Insekt wie ein helles Fenster (Fensterblüte), auf das es zustrebt. Dabei kommt es in unmittelbaren Kontakt mit den Narben und den nach vorangegangener Bestäubung geöffneten Staubbeuteln. Anschließend welken die Reusenhaare, und das mit Pollen beladene Insekt kann zur nächsten Blüte fliegen. Die Frucht der Osterluzei ist eine Kapsel, bei der die Fruchtblätter zur Zeit der Reife an der Spitze zusammenhängen. In der Nähe des Blütenstiels lösen sie sich in Einzelfasern auf, so daß die reife Frucht wie eine Ampel am Stiel hängt. Die Aufrechte Osterluzei (Aristolochia clematitis;vgl. Abb. 1 ) ist eine bis 1 m hohe Staude mit hellgrünen, ei-herzförmigen Blättern und in den oberen Blattachseln stehenden gelben Blüten. Die aus dem Mittelmeerraum stammende, in Mitteleuropa selten vorkommende, wärmeliebende Pflanze wächst in Gebüschsäumen, feuchten Wäldern und Weinbergen, wo sie zu einem Unkraut werden kann, da sie durch ihr tiefliegendes, gut regenerierendes Rhizom nur schwer zu bekämpfen ist. Sowohl das Rhizom als auch der Rest der Pflanze sind giftig. Sie können Erbrechen, Krämpfe, Magen-Darm-Entzündungen, eine Absenkung des Blutdrucks und Tod durch Atemlähmung verursachen. Hauptwirkstoffe sind die Aristolochiasäuren, die im Verdacht stehen auch mutagen (Mutagene) und cancerogen zu wirken, und das Alkaloid Magnoflorin. Früher fand das Rhizom von Aristolochia clematitis in der Volksmedizin u.a. als Wundheilmittel Verwendung. Die Rhizome anderer Arten, wie z.B. Aristolochia serpentaria, Aristolochia reticulata oder Aristolochia medicinalis, dienten ebenfalls medizinischen Zwecken. Aristolochia brasiliensis wurde zur Herstellung von Schlangenseren kultiviert. Verschiedene Arten der Gattung werden wegen ihrer außergewöhnlichen Blüten als Zierpflanzen gezogen. Hierzu gehören: die Pfeifenwinde (Aristolochia macrophylla), eine nordamerikanische Kletterpflanze mit kleinen, pfeifenförmig gebogenen, grünlich und purpurbraun gemusterten Blüten, die südamerikanische "Calicoblume" (Aristolochia littoralis, syn. Aristolochia elegans), deren dicke, stark gekrümmte, grünlichgelbe Blütenröhre in einen etwa 10 cm breiten, flachen, purpurbraunen, weiß geaderten schiefen Trichter übergeht, sowie die "Pelikanblume" (Aristolochia grandiflora, Mittelamerika), deren "Blütentrichter" einen Durchmesser von 50 cm erreichen kann. Ritterfalter.
B.Le./N.D.
Osterluzei
1 Aufrechte Osterluzei (Aristolochia clematitis),2 Kapselfrüchte einer tropischen Osterluzei
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