Lexikon der Biologie: Ritterfalter
Ritterfalter, Ritter, Edelfalter, Papilionidae, mit Ausnahme der Arktis weltweit, vor allem tropisch verbreitete Tagfalterfamilie mittelgroßer bis sehr großer Falter (Spannweite 30–250 mm), etwa 600 Arten, in Mitteleuropa 6 Vertreter ( vgl. Tab. ), darunter so bekannte Schmetterlinge wie der Schwalbenschwanz, Segelfalter und Apollofalter. Die Ritterfalter sind wahrscheinlich mit den Weißlingen näher verwandt; sie sind im Aussehen und Körperbau oft sehr verschiedenartig, haben aber folgende Merkmale gemeinsam: Falter mit 3 voll ausgebildeten Beinpaaren mit 1 Klauenpaar am Fuß, Vorderbeine mit blattartiger Erweiterung auf der Tibia; Flügelgeäder mit nur einer Analader, Innenrand der Hinterflügel konkav erweitert; Eier rund, werden meist einzeln abgelegt; Larven mit eigenartiger Struktur, der Nackengabel; Raupen häufig, insbesondere bei tropischen Arten, mit Augenzeichnungen (Augenfleck) auf dem Thorax; Verpuppung normalerweise als Gürtelpuppe (Puppe [Abb.]), nur bei den Apollofaltern in leichtem Gespinst am Boden. Die Ritterfalter gehören zu den auffälligsten und buntesten Schmetterlingen, die schon seit jeher die besondere Aufmerksamkeit der Sammler und leider auch der Händler erregten. Sie sind kraftvolle Flieger, halten sich aber oft hoch oben in den Baumkronen auf, vor allem tropische Arten; wie z.B. die farbenprächtigen indo-australischen Vogelflügler oder Vogelfalter (Ornithoptera, Troides;Insekten IV ), deren oft unscheinbare Weibchen mit Flügelspannweiten bis zu 250 mm die größten Tagfalter sind. Die kleineren Männchen tragen prächtig leuchtende grüne, blaue, rötliche und goldgelbe Interferenz-Farben auf samtschwarzem Grund. Durch ihr isoliertes Vorkommen auf verschiedenen Inseln haben sich viele Rassen herausgebildet. Die Larven der Vogelfalter fressen an giftigen Arten der Osterluzei und geben durch Aufnahme der Giftstoffe auch dem Falter einen gewissen Schutz vor Freßfeinden; ihre Färbungen können daher in vielen Fällen als Warntracht verstanden werden. Das gilt auch für die Aristolochienfalter der Gattungen Battus, Parides und anderer, die als mimetische Vorbilder (Mimese) Nachahmern der eigenen und anderer Schmetterlingsfamilie dienen. So ist in Nordamerika z.B. Battus philenor Vorbild für die ungeschützten Ritterfalter Papilio polyxenus, Papilio glaucus und Papilio troilus. Sie gehören zur größten Gruppe der Ritterfalter, den Schwalbenschwänzen, zu denen auch unsere einheimischen Arten Schwalbenschwanz und Segelfalter gehören. Der Name kommt von den geschwänzten Hinterflügeln der meisten Vertreter. Ihre Larven fressen an verschiedenen Gewächsen, wie Dolden- und Lippenblütlern, Rauten- und Lorbeergewächsen und anderen. Die tropisch-afrikanische Art Papilio dardanus ist eines der bestuntersuchten Beispiele für Batessche Mimikry ( Mimikry II ). Die polymorphen Weibchen dieser Art ahmen mit ihrer Färbung in unterschiedlichen Regionen entsprechend aussehende ungenießbare Modelle nach. So gibt es eine Morphe, die den giftigen Chrysippusfalter Danaus chrysippus (Danaidae) imitiert. – Den Schwalbenschwänzen ähneln nur wenig die auf die Gebirge der Nordhalbkugel, vor allem der Paläarktis, beschränkten Apollofalter oder Augenspiegelfalter. Ihre Flügel sind gerundet, ungeschwänzt und halbtransparent mit Fleckenzeichnungen; sie sind träge Flieger. Eine weitere Gruppe, die nach der Raupenfutterpflanze Osterluzeifalter heißen, ist mit einigen Arten in Europa vertreten. Sie sind eine ursprüngliche Unterfamilie mit Reliktformen: Zerynthia (Thais) polyxena, Kleinasien und Südeuropa mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel, Spannweite etwa 50 mm, Falter bizarr auf gelblich-weißem Grund schwarz und rot gezeichnet, fliegt im Frühjahr; sehr ähnlich Zerynthia rumina, vertritt vorige Art in Südwesteuropa und Nordafrika. Biodiversität (Abb.); Alpentiere II , Insekten IV , Metamorphose I , Schmetterlinge .
H.St.
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