Lexikon der Biologie: Pythonschlangen
Pythonschlangen [von *pyth- ], Pythoninae, Unterfamilie der Riesenschlangen mit 8 Gattungen und 26 Arten, wobei die systematische Unterteilung aufgrund noch ungeklärter Verwandtschaftsverhältnisse nicht gesichert ist; auf die Alte Welt beschränkt von Afrika und Südasien bis zur indo-australischen Inselwelt. Pythonschlangen sind nicht giftig; sie ersticken ihre Beute durch Umschlingen; besitzen im Gegensatz zu den naheverwandten Boaschlangen Augenbrauenknochen (Supraorbitale) am seitlichen Schädelrand, einen meist bezahnten Zwischenkiefer; sie sind eierlegend, wobei die Weibchen ihre Gelege meist bewachen und sogar bebrüten; die Schwanzschilde sind 2reihig. Viele Arten haben temperaturempfindliche Lippenorgane (Riesenschlangen, Temperatursinn). – Zu den urtümlichsten Pythonschlangen gehören die 2 Vertreter der Gattung Schwarzkopfpythons (Aspidites); in Australien beheimatet; symmetrische Kopfschilde groß (wie Gattung Liasis, s.u.); ernähren sich von Echsen, Vögeln und Kleinsäugern, die größere Art Aspidites melanocephalus (bis 2,5 m lang; lebt nur in Nordaustralien) auch von Schlangen. Eine der größten Schlangen überhaupt ist der massige, bodenbewohnende Netzpython oder die Gitterschlange, Python reticulatus (bis ca. 10 m lang und 115 kg schwer; vgl. Abb. ); in den Urwäldern und Reisfeldern Südostasiens – oft in der Nähe menschlicher Siedlungen – verbreitet ( Asien VIII ); mit netzförmig gefärbtem und gemustertem Schuppenkleid; ernährt sich von Geflügel, Ratten, Hunden, Schweinen und anderen mittelgroßen Wirbeltieren (in wenigen Ausnahmefällen auch Menschen); feuchtigkeitsliebend, guter Schwimmer; neben dem Tigerpython häufig im Zoo und Zirkus zu sehen; das Weibchen legt, wie alle Pythonarten, 3–4 Monate nach der Begattung 10 bis mehr als 100, bis 10 cm große Eier. In Afrika südlich der Sahara lebt in Gras- und Baumsteppen, im Buschdickicht und an Flußufern der bis 7 m lange Felsenpython (Python sebae; Afrika II ); er ernährt sich von kleinen Antilopen, größeren Nagetieren, Vögeln und Schweinen; kann bei Reizung auch dem Menschen gefährliche Verletzungen beibringen. Der hellbraune, breit dunkelbraun mit gelben Rändern gemusterte, selten über 6 m, doch bis 8 m lange Tigerpython, Python molurus ( Reptilien III ), lebt in Indien und Sri Lanka, eine große Unterart in Burma und im indoaustralischen Raum; ernährt sich vor allem von Säugetieren, Vögeln und Reptilien; das Gelege aus bis zu 100 Eiern wird vom Weibchen bebrütet. Seinem Lebensraum hervorragend angepaßt, der Grünen Hundskopfboa sehr ähnlich ist der meist um 1,3 m lange Grüne Baumpython (Morelia viridis, früher Chondropython viridis; schlank mit Greifschwanz und stark verlängerten Vorderzähnen; grün gefärbt mit weißen Rückenflecken) aus Neuguinea; er ernährt sich fast ausschließlich von Baumfröschen. Ebenfalls im Geäst lebt der schlanke, meist um 2,5 m, doch bis über 6 m lange Amethystpython (Morelia amethistina, früher Liasis amethistinus) vor allem in den Mangrovewäldern der indoaustralischen Inselwelt; seine Nahrung sind kleinere Wirbeltiere. Im gleichen Gebiet leben die 3 meist mittelgroßen Arten der Wasserpythons (Liasis), sowohl in offenen Landschaften wie in Sümpfen und Wäldern; sie ernähren sich von Fischen, Amphibien und anderen Wirbeltieren. Sowohl Boden- als auch Baumbewohner ist der fast 4 m lange Rautenpython (Morelia argus; mit rautenförmigen, leuchtend gelben oder dunkelbraunen Rückenflecken sowie langem, einrollbarem Schwanz; Australien I ) aus den Feuchtwäldern Nordaustraliens und Neuguineas; schwimmt gut. Wenig bekannt, dem Leben im feuchten Erdreich angepaßt und von kleinen Wirbeltieren lebend, die er nachts auch an der Oberfläche fängt, ist der bis 1 m lange Erdpython oder die Calabar-Zwergboa (Charina reinhardtii, früher Calabaria reinhardtii) Mittel- und Westafrikas; er wird neuerdings zu den Sandboas gestellt. Zu den kleineren Pythonschlangen gehört der in Neuguinea und auf den benachbarten Inseln beheimatete, schlanke, bis 1,5 m lange Zwergpython (Bothrochilus boa); er ernährt sich von Ratten und Mäusen, denen er oft in menschlichen Siedlungen und Hühnerställen nachstellt. Brutpflege , rudimentäre Organe.
H.S./T.J.
Pythonschlangen
Netzpython, Gitterschlange
(Python reticulatus).
Am Tigerpython (Python molurus) wurde in den letzten Jahren detailliert die außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit des Verdauungstrakts von Riesenschlangen an die wechselnde Nahrungsaufnahme untersucht (Darm).
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