Lexikon der Biologie: Ribes
Ribess [von arab. ribās = sauer schmeckende Pflanze, Rhapontik], überwiegend in der nördlichen gemäßigten Zone heimische Gattung der Steinbrechgewächse (nach der neueren Systematik einzige Gattung der Stachelbeergewächse, Grossulariaceae) mit ca. 150 Arten. Eher kleine laubwerfende oder immergrüne, oft mit Stacheln bewehrte Sträucher mit wechselständigen, häufig 3–5lappigen, grob gesägten Blättern. Die kleinen, einzeln oder in Trauben angeordneten, 4–5zähligen Blüten sind meist unscheinbar und bringen saftige Beerenfrüchte mit zahlreichen Samen hervor. Die in Schlucht- und Auenwäldern wachsende Stachelbeere, Ribes uva-crispa (Europa, Nordwestafrika, Asien; Fruchtsäuren [Tab.]; vgl. Abb. und Beerenobst , Kulturpflanzen VII ), ist reich verzweigt, besitzt nadelförmige Stacheln und zu 1–3 in den Blattachseln stehende grünliche Blüten, aus denen sich grün-, gelb- oder rötliche Früchte entwickeln. Sie wird in Mitteleuropa seit dem 16. Jahrhundert kultiviert (Inhaltsstoffe vgl. Tab. 1 ) und ist heute in zahlreichen großfrüchtigen Sorten zu haben. Unreife Beeren werden eingemacht oder zu Gelee verarbeitet, reife Beeren frisch gegessen oder für Marmelade, Saft, Süßspeisen oder Kuchen verwendet. Die Rote Garten-Johannisbeere, Ribes sylvestre syn. Ribes rubrum (Fruchtsäuren [Tab.]; vgl. Abb. , Beerenobst und Kulturpflanzen VII ), wird ebenfalls seit dem 16. Jahrhundert kultiviert. Sie stammt von den europäischen Wildarten Nordische Johannisbeere (Ribes spicatum) und Felsen-Johannisbeere (Ribes petraeum) ab. Der stachellose Strauch hat größere Blätter und kleine gelbliche, in langen, hängenden Trauben angeordnete Blüten, die über mehrere Jahre an Kurztrieben gebildet werden. Die säuerlich schmeckenden, meist roten (teils auch weißen), runden, etwa 1cm großen Beeren (Inhaltsstoffe vgl. Tab. 2 ) enthalten u.a. reichlich Citronensäure und werden wie Stachelbeeren genutzt. Die wild in Erlenbrüchen und Auenwäldern vorkommende, rötlich blühende Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum; Beerenobst und Kulturpflanzen VII ) ist erst seit dem 18. Jahrhundert in Kultur. Sie besitzt mit Harzdrüsen besetzte, charakteristisch riechende Blätter („Wanzenbeere“, „Bocksbeere“); ihre schwarzen, eigenartig schmeckenden Früchte enthalten viel Vitamin C (Inhaltsstoffe vgl. Tab. 2 ) und werden zu Marmelade, Saft, Sirup oder Likör (Cassis) verarbeitet. Sowohl Blätter als auch Früchte finden in der Volksmedizin Verwendung. Ebenfalls schwarze, aber größere Früchte liefern Kreuzungen der Schwarzen Johannisbeere mit anderen Arten der Gattung. Zu ihnen gehören Jostabeere (Ribes nigrum × Ribes divaricatum) und Jochelbeere (Ribes nigrum × Ribes uva-crispa). Die seltene Felsen-Johannisbeere (Ribes petraeum) kommt in hochmontanen Berg- und Schluchtwäldern, die Berg-Johannisbeere (Ribes alpinum; Europa XII ) in Bergmisch- und Schluchtwäldern (in den Alpen bis 2000 m) vor. Beide bilden rote Früchte; Ribes alpinum zeichnet sich aus durch meist eingeschlechtige, vorwiegend zweihäusig verteilte Blüten in aufrechten Trauben. Wie einige andere Arten der Gattung wird die Art auch als Zierstrauch gezogen. Bekannter sind die Blutrote Johannisbeere (Ribes sanguineum) mit hübschen roten, angenehm duftenden Blütenständen sowie die gelb blühende Gold-Johannisbeere (Ribes aureum), die beide aus dem Westen Nordamerikas stammen. Nutzpflanzen (Tab.).
N.D.
Ribes
1 Stachelbeere (Ribes uva-crispa), Zweig mit Früchten; 2 Rote Garten-Johannisbeere (Ribes sylvestre)
Ribes
Tab. 1: Einige Inhaltsstoffe der Stachelbeere (in 100 g eßbarem Anteil).
Die Stachelbeere ist reich an Carotin und Vitamin C.
Energiegehalt: 160 kJ = 38 kcal
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Wasser: 87,3 g | Carotin*: 210 μg | Natrium: 2 mg | |
Protein: 0,8 g | Vitamin E: 370 μg | Kalium: 205 mg | |
Fett: 0,2 g | Vitamin B1: 16 μg | Magnesium: 15 mg | |
Kohlenhydrate: 7,1 g | Vitamin B2: 18 μg | Calcium: 30 mg | |
Ballaststoffe: 3,0 g | Vitamin B6: 15 μg | Phosphor: 30 mg | |
Organische Säuren: 1,4 g | Niacin: 250 μg | Zink: 100 μg | |
Mineralien: 0,5 g | Vitamin C: 35 mg | Eisen: 630 μg |
* Carotin = Summe aller Provitamin A-Carotinoide
Ribes
Tab. 2: Einige Inhaltsstoffe der Johannisbeere (in 100 g eßbarem Anteil).
Besonders die Schwarze Johannisbeere ist sehr reich an Vitamin C und liefert viel Carotin, Kalium, Magnesium, Eisen und Anthocyanine.
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Energie (kJ/kcal) | 187/44 | 144/34 | |
Wasser | 81,3 g | 84,7 g | |
Protein | 1,3 g | 1,1 g | |
Fett | 0,2 g | 0,2 g | |
Kohlenhydrate | 6,7 g | 5,1 g | |
Ballaststoffe | 6,8 g | 3,5 g | |
Organische Säuren | 3,3 g | 2,4 g | |
Vitamine | |||
Carotin* | 140 μg | 40μg | |
Vitamin E | 1000 μg | 210μg | |
Vitamin B1 | 50 μg | 40μg | |
Vitamin B2 | 45 μg | 30μg | |
Niacin | 280 μg | 230μg | |
Vitamin C | 175 mg | 35 mg | |
Mineralien | 0,8 g | 0,6 g | |
Natrium | 2 mg | 1 mg | |
Kalium | 310 mg | 240 mg | |
Magnesium | 17 mg | 13 mg | |
Calcium | 45 mg | 30 mg | |
Eisen | 1290 μg | 910 μg |
* Carotin = Summe aller Provitamin A-Carotinoide
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