Lexikon der Biologie: Spechte
Spechte, Picidae, Familie baumkletternder Vögel aus der Ordnung Spechtartige mit 204 Arten, die auf 3 Unterfamilien verteilt werden: Wendehälse (Jynginae; zum Teil auch als eigene Familie Jyngidae angesehen), Weichschwanzspechte (Picumninae) und Stützschwanzspechte (Picinae). Kräftiger meißelartiger Schnabel, mit dem Baumrinde aufgehackt und abgehebelt wird, um darunter nach Insektennahrung zu suchen; in feine Spalten dringt die lange, klebrige, zum Teil mit Widerhaken versehene Zunge, mit deren Hilfe die Beutetiere aufgenommen werden. Stützschwanz mit besonderen Federn, deren Festigkeit häufig durch die Einlagerung von schwarzen Melaninfarbstoffen erhöht ist. Lediglich bei den tropischen Zwergspechten oder Weichschwanzspechten, die mit einer Länge bis hinunter zu 8 cm gleichzeitig die kleinsten Spechte sind, ist der Schwanz weich. Die größten Arten mit 55 cm Länge sind der amerikanische Elfenbeinspecht und der Kaiserspecht (Campephilus principalis, Campephilus imperialis;Nordamerika V ). Der harte Schnabel der Spechte wird neben der Nahrungssuche zum Aushacken der Bruthöhle und zum „Trommeln“ (instrumentelle Laute im Dienste der Revierbegrenzung und Partnersuche) verwendet. Die Wucht der Schläge wird von stoßdämpferartig wirkenden Knochen- und Muskelkonstruktionen im Kopf-/Halsbereich aufgefangen. Die Bruthöhle wird in Baumstämmen, Kakteen und Uferböschungen gezimmert. Wo derartiges fehlt, dienen auch Schädelskelette größerer Säugetiere als Höhle. 2–12 glänzende, weiße Eier; die Brutzeit ist auffallend kurz und beträgt selbst beim Schwarzspecht (Dryocopus martius; vgl. Abb. und Europa XI ) nur 13 Tage; er ist mit 46 cm Länge der größte europäische Specht und bewohnt größere Nadel- und Mischwälder. In Mitteleuropa kommen 5 Arten der schwarz-weiß-rot gezeichneten Gattung Dendrocopos vor. Am häufigsten tritt der Buntspecht (Dendrocopos major; vgl. Abb. , Europa XI , Vögel I) auf. Sehr ähnlich sind der durch eine rote Kopfplatte gekennzeichnete Mittelspecht (Dendrocopos medius), der besonders Eichenwälder mit Altholzbeständen bewohnt, und der Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos) mit weißem Gefieder vom Mantel bis zum Bürzel, der im Alpenraum und sonst in Deutschland noch im Bayerischen Wald vorkommt und in Osteuropa und im mittleren Skandinavien in altholzreichen Urwäldern häufiger ist; mit bis 26 cm Länge ist er die größte Art dieser Spechtgattung. Der Blutspecht (Dendrocopos syriacus) ähnelt dem Buntspecht am meisten und unterscheidet sich vor allem durch andere Zeichnung der Kopfseiten; er ist in Mitteleuropa auf das östliche Österreich beschränkt, ansonsten bis zum Nahen Osten in offeneren baumbestandenen Bereichen, wie Parks, verbreitet. Schließlich ist der Kleinspecht (Dendrocopos minor;vgl. Abb. ) die mit 15 cm Länge kleinste europäische Art, welche auch in Obstpflanzungen mit morschem Holz vorkommt. Der Dreizehenspecht (Picoides tridactylus) hat eine sehr weite Verbreitung; während die übrigen Arten seiner Gattung alle auf Nordamerika beschränkt sind, findet man ihn holarktisch-circumpolar von Westskandinavien bis Kamtschatka und von Alaska bis Neufundland, in Mitteleuropa in den höheren Nadelwaldgebirgslagen der Alpen, des Bayerischen/Böhmerwalds und des Schwarzwalds (Wiederbesiedlung). Während sich alle diese Arten zur Nahrungssuche überwiegend auf Bäumen aufhalten, suchen die „Bodenspechte“, zu denen der 32 cm große Grünspecht (Picus viridis;vgl. Abb. und Europa XI , Vogeleier I) und der 25 cm große Grauspecht (Picus canus) gehören, ihre Nahrung am Boden; insbesondere der Grünspecht ist auf Ameisennahrung spezialisiert. Dies trifft auch für den im Habitus sonst völlig verschiedenen Wendehals(Jynx torquilla) zu. Greiffuß, Nest.
M.N./O.H.
Spechte
1 Schwarzspecht (Dryocopus martius), 2 Kleinspecht (Dendrocopos minor), 3 Grünspecht (Picus viridis), 4 Buntspecht (Dendrocopos major)
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