Lexikon der Chemie: Corticotropin
Corticotropin, Adrenocorticotropin, adrenocorticotropes Hormon, Abk. ACTH, H-Ser-Tyr-Ser-Met-Glu-His-Phe-Arg-Trp-Gly-Lys-Pro-Val-Gly-Lys-Lys-Arg-Arg-Pro-Val-Lys-Val-Tyr-Pro-Asn-Gly-Ala-Glu-Asp-Glu-Ser-Ala-Glu-Ala-Phe-Pro-Leu-Glu-Phe-OH (Human-ACTH), ein lineares Polypeptidhormon mit 39 Aminosäurebausteinen. C. reguliert als Hypophysenvorderlappenhormon das Wachstum der Nebennierenrinde und die Bildung der Steroidhormone Cortisol, Cortison und Corticosteron. Sobald der Blutspiegel der Nebennierenhormone den Sollwert erreicht, wird durch einen Feedback-Mechanismus die Ausschüttung des C. durch die Hirnanhangdrüse verringert. Streß oder ein zu geringer Blutspiegel der Nebennierenrindenhormone veranlaßt den Hypophysenvorderlappen durch das Hypothalamushormon Corticoliberin zur Ausschüttung von C. Die eindimensionale Organisation der biologischen Information in der Aminosäuresequenz wurde durch Struktur-Aktivitätsstudien eingehend untersucht. Das aktive Zentrum umfaßt die Sequenz 5-10, während die Rezeptorbindungsregion durch den Abschnitt 11-18 gekennzeichnet ist. Die Sequenz 1-13 des formelmäßig aufgeführten Human-C. entspricht der Primärstruktur des α-Melanotropins. Biosynthetisch wird C. aus dem Präkursor-Glucoprotein Pro-Opiomelanocortin gebildet, das neben der Sequenz des C. noch die des β-Lipotropins und damit auch die der Endorphine und Melanotropine enthält.
C. wird durch Chemosynthese hergestellt, insbesondere das ACTH-(1-24), das als pharmazeutisches Präparat (Synacthen®) bei speziellen Formen der Hypophyseninsuffizienz, Allergien, Arthritis u. a. therapeutisch genutzt wird. Bestimmte Teilsequenzen des C., ACTH-(4-10) und entsprechende Analoga, beeinflussen das Leistungsvermögen sowie eine Verlangsamung der Extinktionsphase verschiedener konditionierter Verhaltensweisen.
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