Lexikon der Ernährung: Abwehrmechanismen
Abwehrmechanismen, Edefense mechanisms, von dem Psychoanalytiker S. Freud (1894) eingeführter Begriff für Vorgänge, durch die das „Ich“ (Psychoanalyse) seelische Inhalte abwehrt, die mit Angst besetzt sind. Dies können sowohl Triebwünsche des „Es“ als auch Forderungen des „Über-Ich“ sein. Die wichtigsten Abwehrmechanismen sind in der Tabelle zusammengestellt.
In der Ernährungsberatung ist es von Vorteil, diese A. zu kennen, denn so kann der Berater zunächst nicht nachvollziehbare Äußerungen oder Handlungen des Ratsuchenden besser einordnen. Deutliche Abwehrmechanismen weisen darauf hin, dass das Ernährungsproblem lediglich Symptom eines tiefgreifenden seelischen Konfliktes ist (z. B. bei Essstörungen, Enkopresis bei Kindern) und nicht das eigentliche Problem darstellt. In diesen Fällen führt die Ernährungsberatung nicht zum Erfolg – der Patient benötigt eine psychotherapeutische Behandlung.
Abwehrmechanismen: Tab. Die wichtigsten Abwehrmechanismen.
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Realitätsverleugnung | Ignorieren oder Negieren von Tatbeständenz. B. Verleugnung einer ärztlichen Diagnose oder Verleugnung der Krankheit bei Magersüchtigen | |
Projektion | Verlagerung von eigenen Fehlern, Wünschen u. ä. auf andere Personen, Situationen etc.in der Beratung können diese dem Berater zugeschrieben werden (Ausdruck eigener Schuldgefühle) | |
Isolierung | die Verbindung von einem Verhalten / Gedanken zu sonstigen Kognitionen oder Verhaltensweisen wird abgebrochenz. B. Einteilung der Lebensmittel durch Magersüchtige in „gut” und „schlecht” als isolierter Denkinhalt | |
Reaktionsbildung | Abwehr eines unbewussten Wunsches durch genau entgegengesetztes Verhaltenz. B. Aggression gegenüber einem Kind äußert sich in übermäßiger Fürsorge | |
Rationalisierung | Rechtfertigung eines Verhaltens mit einem vorgeschobenen Grundz. B. Begründung des Misserfolgs eines Abnehmversuchs damit, dass das Übergewicht auf Vererbung beruht | |
Fixierung | durch Frustration während einer Entwicklungsphase entsteht ein Überschuss an Bedürftigkeitmangelnde Befriedigung in der oralen Phase kann zu Daumenlutschen, übermäßigem Essen, Trinken oder Rauchen führen | |
Regression | Rückschritt auf Verhaltensweisen früherer Entwicklungsphasensetzt eine vorangegangene Fixierung voraus„Kummerspeck” nach Trennung vom Partner stellt z. B. eine Regression auf die orale Phase dar | |
Sublimierung | Umwandlung von Triebimpulsen in gesellschaftlich anerkannte Zielez. B. Magersüchtige bilden sich zu Ernährungsfachkräften aus | |
Identifikation | Verinnerlichung eines anderen Menschen und Übernahme von dessen Einstellungen und Verhaltensweisendas Gleichsetzen mit überlegenen Menschen und Personengruppen stärkt das schwache Selbstwertgefühl, [z. B. bewusst exklusive Ernährungsweise] |
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