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Lexikon der Ernährung: Biotin

Biotin, veralt. Vitamin H (Hautvitamin), Coenzym R, Bios II, Ebiotin, wasserlösliches Vitamin. Chemisch ist B. ein kondensierter Ring aus Imidazolidon und Thiophan mit einer Valeriansäure-Seitenkette; von den 8 möglichen Stereoisomeren ist nur die D-cis-(+)-Version biologisch aktiv (Abb.)
Eigenschaften: B. kristallisiert farblos; es ist wasserlöslich, hitze- und lichtstabil, leicht oxidierbar und empfindlich gegen starke Alkalien.
Biosynthese und Vorkommen in Lebensmitteln: B. wird in Mikroorganismen und in keimendem Getreide aus Pimelinsäure und Cystin gebildet; entdeckt wurde es 1924 als Hefewuchsstoff, in den 30er Jahren dann erstmals isoliert aus Eidotter und Leber; die Struktur klärte du Vigneaud 1942 auf. B. kommt in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vor, im Wesentlichen proteingebunden (Biotinylpeptide) und als Biocytin. Gute Quellen sind Leber, Eidotter, Hülsenfrüchte, Nüsse, Haferflocken, Pilze.
Mit Avidin aus Eiklar bildet B. ein nicht resorbierbares, hitzelabiles Reaktionsprodukt. Überreichlicher Verzehr von rohem Ei kann B.-Mangel verursachen.
Verdauung und Resorption: Resorbiert wird nur das freie B.; Biotinylpeptide und Biocytin werden im Dünndarm mit Hilfe der Biotinidase hydrolysiert und im oberen Jejunum Natrium-abhängig, aktiv resorbiert, in pharmakologischen Dosen durch einfache Diffusion.
Physiologische Bedeutung: B. ist Coenzym einiger Carboxylasen (Biotinenzyme). Der deutsche Biochemiker und Nobelpreisträger Feodor Felix Konrad Lynen (1911–1979) beschrieb die Funktionen erstmals im Zusammenhang mit grundlegenden Arbeiten zum Mechanismus des Fettsäurestoffwechsels. Neuerdings wird auch ein Einfluss auf Zellwachstum und DNA-Synthese diskutiert.
Zufuhrempfehlung / Bedarf: Exakte Angaben gibt es nicht; die Zufuhr mit der Nahrung schwankt zwischen < 30 und 150 µg / d. Die SCF nennt 15–100 µg / d als annehmbar; die Schätzwerte deutscher, österreichischer und schweizerischer Ernährungsexperten zeigt die Tab.
Der Beitrag des enteral durch die Darmflora produzierten B. zur Versorgung wird als gering eingeschätzt.
Mangel: Bei Ernährung mit konventionellen Lebensmitteln ist er praktisch ausgeschlossen; Ausnahme: Hemmung der Bioverfügbarkeit durch Avidin bei extremen Ernährungsgewohnheiten. Hauptursachen für B.-Mangel sind:

parenterale Ernährung oder Hämodialyse über lange Zeit ohne Biotin-Supplementation,Langzeittherapie mit Anticonvulsiva, z. B. Valproinsäure,Malabsorption bei Kurzdarmsyndrom,Biotinidasemangel,Defekt der Holocarboxylase-Synthetase.

Biotin: Tab. D-A-CH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr.

Alterµg Biotin / d
Säuglinge 0 bis unter 4 Monate5
Säuglinge 4 bis unter 12 Monate5–10
Kinder 1 bis unter 7 Jahre10–15
Kinder 7 bis unter 10 Jahre15–20
Kinder 10 bis unter 13 Jahre20–30
Kinder 13 bis unter 15 Jahre25–35
Jugendliche, Erwachsene, Schwangere, Stillende30–60

Biotin: Biotin
  • Die Autoren

Albus, Christian, Dr., Köln
Alexy, Ute, Dr., Witten
Anastassiades, Alkistis, Ravensburg
Biesalski, Hans Konrad, Prof. Dr., Stuttgart-Hohenheim
Brombach, Christine, Dr., Gießen
Bub, Achim, Dr., Karlsruhe
Daniel, Hannelore, Prof. Dr., Weihenstephan
Dorn, Prof. Dr., Jena
Empen, Klaus, Dr., München
Falkenburg, Patricia, Dr., Pulheim
Finkewirth-Zoller, Uta, Kerpen-Buir
Fresemann, Anne Georga, Dr., Biebertal-Frankenbach
Frenz, Renate, Ratingen
Gehrmann-Gödde, Susanne, Bonn
Geiss, Christian, Dr., München
Glei, Michael, Dr., Jena (auch BA)
Greiner, Ralf, Dr., Karlsruhe
Heine, Willi, Prof. Dr., Rostock
Hiller, Karl, Prof. Dr., Berlin (BA)
Jäger, Lothar, Prof. Dr., Jena
Just, Margit, Wolfenbüttel
Kersting, Mathilde, Dr., Dortmund
Kirchner, Vanessa, Reiskirchen
Kluthe, Bertil, Dr., Bad Rippoldsau
Kohlenberg-Müller, Kathrin, Prof. Dr., Fulda
Kohnhorst, Marie-Luise, Bonn
Köpp, Werner, Dr., Berlin
Krück, Elke, Gießen
Kulzer, Bernd, Bad Mergentheim
Küpper, Claudia, Dr., Köln
Laubach, Ester, Dr., München
Lehmkühler, Stephanie, Gießen
Leitzmann, Claus, Prof. Dr., Gießen
Leonhäuser, Ingrid-Ute, Prof. Dr., Gießen
Lück, Erich, Dr., Bad Soden am Taunus
Lutz, Thomas A., Dr., Zürich
Maid-Kohnert, Udo, Dr., Pohlheim
Maier, Hans Gerhard, Prof. Dr., Braunschweig
Matheis, Günter, Dr., Holzminden (auch BA)
Moch, Klaus-Jürgen, Dr., Gießen
Neuß, Britta, Erftstadt
Niedenthal, Renate, Hannover
Noack, Rudolf, Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke
Oberritter, Helmut, Dr., Bonn
Öhrig, Edith, Dr., München
Otto, Carsten, Dr., München
Parhofer, K., Dr., München
Petutschnig, Karl, Oberhaching
Pfau, Cornelie, Dr., Karlsruhe
Pfitzner, Inka, Stuttgart-Hohenheim
Pool-Zobel, Beatrice, Prof. Dr., Jena
Raatz, Ulrich, Prof. Dr., Düsseldorf
Rauh, Michael, Bad Rippoldsau
Rebscher, Kerstin, Karlsruhe
Roser, Silvia, Karlsruhe
Schek, Alexandra, Dr., Gießen
Schemann, Michael, Prof. Dr., Hannover (auch BA)
Schiele, Karin, Dr., Heilbronn
Schmid, Almut, Dr., Paderborn
Schmidt, Sabine, Dr., Gießen
Scholz, Vera, Dr., Langenfeld
Schorr-Neufing, Ulrike, Dr., Berlin
Schwandt, Peter, Prof. Dr., München
Sendtko, Andreas, Dr., Gundelfingen
Stangl, Gabriele, Dr. Dr., Weihenstephan
Stehle, Peter, Prof. Dr., Bonn
Stein, Jürgen, Prof. Dr. Dr., Frankfurt
Steinmüller, Rolf, Dr., Biebertal
Stremmel, Helga, Bad Rippoldsau
Ulbricht, Gottfried, Dr., Potsdam-Rehbrücke
Vieths, Stephan, Dr., Langen
Wächtershäuser, Astrid, Frankfurt
Wahrburg, Ursel, Prof. Dr., Münster
Weiß, Claudia, Karlsruhe
Wienken, Elisabeth, Neuss
Wisker, Elisabeth, Dr., Kiel
Wolter, Freya, Frankfurt
Zunft, Hans-Joachim F., Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke

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