Lexikon der Ernährung: Ernährungstrends
Ernährungstrends, Etrends of nutritional behaviour, systematische Tendenz in der Veränderung des Ernährungsverhaltens in der Bevölkerung bzw. in Bevölkerungsgruppen. Die Ermittlung von E. erfolgt auf Grund von zeitabhängigen Beobachtungswerten, wobei zufällige und periodische Schwankungen vernachlässigt werden. In Deutschland hat sich das Ernährungsverhalten seit Ende der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts stark verändert. Dadurch, dass sich die Bevölkerung aus der Mangelsituation zur Überflussgesellschaft entwickelte, wurden preiswerte, kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Getreide und Kartoffeln immer weniger gegessen, zuvor knappe Lebensmittel, wie Fleisch- und Wurstwaren, Käse und Eier, gewannen dagegen an Bedeutung. Die Energiezufuhr stieg deutlich an, der Fettanteil erhöhte sich auf Kosten der Kohlenhydratzufuhr (Abb.).
In Bezug auf das Lebensmittelangebot und die Einstellungen zur Ernährung zeigen sich in den westlichen Industrieländern die folgenden Trends:
1. Verlust der Wertschätzung durch die fehlende Erfahrung der Lebensmittelknappheit,
2. Verlust der Lebensmittelidentität durch fehlende Unterschiede zu non-food-Artikeln z. B. durch Angebot im gleichen Geschäft (Supermarkt, gleiche Angebotsform, Sortimentstiefe, Preisauszeichnung etc.,
3. Verlust der originären Beziehung zur Herkunft: durch den hohen Grad der Lebensmittelverarbeitung, ist die originäre Quelle nicht mehr erkennbar, z. B. Verbindung zwischen H-Milch im Tetrapak und Kuh, Cornflakes und Mais, und
4. Verlust der emotionalen Beziehung: traditionelle, regionale und familientypische Gerichte verschwinden durch die Zunahme der Außer-Haus-Verpflegung und der Auflösung der häuslichen Tischgemeinschaft.
Gegenüber diesem generellen Trend der Standardisierung und Entfremdung entstehen aber auch gegenläufige Bewegungen, z. B. die Bevorzugung kleiner Spezialitäten- und Feinkostläden mit Bedienung statt der Anonymität des Supermarktes.
Ernährungstrends: Abb. Verbrauchstrends bei Eiern und Geflügelfleisch. 1)Früheres Bundesgebiet in Schlachtgewicht. Dicke durchgezogene und punktierte Linien: früheres Bundesgebiet, dünne Linien: ehemalige DDR. [n. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.), Ernährungsbericht 2000, Frankfurt, S. 23] Ernährungstrends
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