Lexikon der Ernährung: Jod
Jod, chemisch: Iod, Elementsymbol I, Eiodine, für den Menschen essenzielles Spurenelement, als Jodid (I–) Bestandteil der Schilddrüsenhormone (T3 / Trijodthyronin, T4 / Thyroxin). Der Jodbestand ausreichend jodversorgter Erwachsener beträgt 10–20 mg, davon sind 8–15 mg in der Schilddrüse lokalisiert. Der Bedarf an J. wird abgeleitet aus der täglichen Syntheserate der Schilddrüsenhormone (ca. 50 µg T3, 80 µg T4), aus der Wiederverwertungsrate vom beim Abbau von T3 und T4 anfallenden Jods, vom Erhalt der Joddepots in der Schilddrüse sowie aus der Jodaufnahme in Populationen jodmangel- bzw. strumafreier Regionen (Struma). In Deutschland und Österreich wird erwachsenen Personen eine Aufnahme von 180–200 µg / d empfohlen. Diese Werte liegen aufgrund der Jodmangelsituation in diesen Ländern höher als die WHO-Empfehlungen. In der Schweiz jedoch, in der die Jodversorgung aufgrund eines jahrzehntelangen Jodsalzprogramms besser ist, gelten die WHO-Empfehlungen (Tab.).
Als oberen tolerablen Zufuhrwert gibt die WHO 1 mg Jod / d an. Eine Jodüberdosierung tritt in Deutschland vor allem bei älteren Menschen auf, und ist nicht alimentär bedingt, sondern ist die Folge fehlerhafter Einnahme von Jodtabletten oder auf die Verwendung jodhaltiger Medikamente (z. B. bestimmte Geriatrika, Antiseptika zum Gurgeln etc.) zurückzuführen. Als Folge dieser chronischen Jodüberdosierung kann es zu funktionellen Autonomien der Schilddrüse („Heiße Knoten“) kommen. Daher sollte die Jodzufuhr 500 µg / d nicht überschreiten.
Resorption und Stoffwechsel: Mit der Nahrung aufgenommenes Jodid (I–)und Jodat (IO3–, wird zu Jodid reduziert) werden im oberen Dünndarm rasch und nahezu vollständig resorbiert. Resorbiertes Jodid wird an Plasmaeiweiße gebunden. Bei Bedarf wird Jodid von der Schilddrüse durch einen effektiven, aktiven Transportmechanismus gegen ein hohes Konzentrationsgefälle (1 : 100 und mehr) aus dem Blut aufgenommen (Natrium-Jod-Symporter, NIS). In der Schilddrüse wird Jodid durch das Thyreoidperoxidasesystem oxidiert. Elementares Jod wird in Tyrosylreste des Thyreoglobulins eingebaut, es entstehen Mono-Jod-Tyrosin und Di-Jod-Tyrosin. Durch Kopplungsreaktionen entstehen daraus thyreoglobulingebundenes T3 und T4.
Strumigene (Kropf erzeugende) Substanzen (Goitrogene) können die Jodaufnahme in die Schilddrüse oder den thyreoidalen Stoffwechsel hemmen.
J. wird zu ca. 90 % über die Nieren ausgeschieden, nur etwa 15–20 µg / Tag gehen mit dem Stuhl verloren. Die Jodurie gilt daher als ein Kriterium für die Jodversorgung. Jodunverträglichkeiten: Jod-Akne, Jod-Allergie.
Jod: Tab. Referenzwerte für Jodzufuhr. [DACH, Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 1. Auflage, Umschau Braus GmbH, Frankfurt / Main 2000]
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Deutschland Österreich | WHO / Schweiz | ||
0–4 Monate 4–12 Monate | 40 80 | 50 50 | |
1–4 Jahre 4–7 Jahre 7–10 Jahre 10–13 Jahre 13–15 Jahre | 100 120 140 180 200 | 90 90 120 120 150 | |
15–19 Jahre 19–25 Jahre 25–51 Jahre 51–65 Jahre 65 Jahre und älter | 200 200 200 180 180 | 150 150 150 150 150 | |
Schwangere | 230 | 200 | |
Stillende | 260 | 200 |
*Die WHO empfiehlt eine Aufnahme von 150 µg / Tag bzw. von 2 µg / kg Körpergewicht für Erwachsene in Regionen mit ausgeglichener Jodversorgung. Für den Ausgleich lange bestehenden Jodmangels ist eine höhere Zufuhr als oben angegeben notwendig, bis sich der Jodgehalt der Schilddrüse normalisiert hat.
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