Lexikon der Ernährung: Sphingolipide
Sphingolipide, Esphingolipids, von dem Arzt und Chemiker Johann Thudicum (1829–1901) entdeckte, komplexe Lipide, die anstelle von Glycerin den langkettigen Aminoalkohol Sphingosin enthalten oder eines seiner Derivate. Sphingosin ist als Säureamid mit einer Fettsäure (C16, 18,22 oder 24, gesättigt, ungesättigt und / oder hydroxyliert, vgl. Hydroxyfettsäuren) verknüpft (Ceramide) und esterartig / glycosidisch mit einem Phosphorsäurederivat (Sphingophospholipide = Sphingomyeline) oder einem Kohlenhydrat(derivat) (= Glycosphingolipide = Ceramidzucker; Cerebroside; Ganglioside, s. a. Glycolipide) verknüpft (Abb.). In einer 3., nur aus pflanzlichem Material isolierten Klasse der S., ist das Ceramid über eine Phosphatbrücke mit Zucker verknüpft.
Die Bezeichnung S. ist von Sphinx abgeleitet; dem Entdecker war die biologische Bedeutung der Substanzgruppe zunächst rätselhaft. S. werden in der Darmmucosa und in anderen Organen gebildet; sie sind Bestandteil von Biomembranen (Strukturlipide). S. kommen in tierischem Gewebe vor, bevorzugt in den Myelinscheiden (Myelin) der Neuronen (Hauptlipid im Gehirn), außerdem in Milch, im Rückenmark und im Pankreas, in Pflanzen u. a. in Getreideerzeugnissen. In der Fettkomponente von Lebensmitteln finden sich geringe Mengen; sie werden entweder als solche oder nach hydrolytischer Spaltung resorbiert. Im Stoffwechsel werden permanent S. synthetisiert und abgebaut. Genetisch bedingter Enzymmangel beim S.-Abbau führt zur lysosomalen Speicherung von S.; (Sphingolipidosen, s. a. Lipidosen).
Sphingolipide: Grundstruktur. R1 = Fettsäurerest, R2 = Phosphorsäurederivat, Kohlenhydrat (glycosidische Bindung oder Phosphatbrücke-Kohlenhydrat).
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