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Lexikon der Kartographie und Geomatik: Kriging-Verfahren

Kriging-Verfahren, E variants of kriging, Sammelbezeichnung für geostatistischen Verfahren, im engeren Sinn die zahlreichen Erweiterungen des Krigings. Die einzelnen Verfahren berücksichtigen zum einen die speziellen Eigenschaften der Datengrundlage, zum anderen die häufigsten Zielsetzungen der Datenauswertung. Seit Matheron die "Theorie der Regionalisierten Variablen" veröffentlichte, wurden sehr viele Adaptionen und Erweiterungen der "Kriging-Methode" vorgenommen. Für die englischen Fachtermini gibt es nur teilweise deutsche Übersetzungen.
Die wichtigsten Kriging-Verfahren sind: 1. normales Kriging, E ordinary kriging, OK, ist der "normale", lineare Kriging-Fall; die Daten erfüllen die Voraussetzung der Stationarität, d. h. der Mittelwert ist konstant, es liegt keine großräumige Drift in den Daten vor. Damit ist eine Interpolation möglich, die das a priori-Wissen über den Mittelwert nicht notwendigerweise voraussetzt. Diese Form des Krigings kann durchgeführt werden als:
a) Punktkriging, bei dem der Mittelwert einer regionalisierten Variable in begrenztem Bereich (lokal) geschätzt wird (einfachster Fall). Zur Berechnung vgl. Kriging, das Resultat ist ein exakter Wert. Als Anwendungsbereiche sind zu nennen: Auffüllen von Datenlücken und regelmäßige Rasteranordnung als Basis einer Isoliniendarstellung.
Punktkriging ist eigentlich ein Sonderfalls des
b) Block- oder Volumenkriging, bei dem durchschnittliche Werten über eine Fläche oder ein Volumen einer zwei- (drei-) dimensionalen, regionalisierten Variable geschätzt werden. Meistens wird Isotropie angenommen. Dieses Verfahren wird am häufigsten für geologische oder hydrogeologische Fragestellungen eingesetzt.
2. einfaches Kriging, E simple kriging, ist eine Abwandlung der Kriging-Methode, bei der a priori-Informationen über die Datengrundlage einfließen, z. B. wenn der Mittelwert der Daten bekannt ist. Dieser Wert wird von den original Stichprobenwerten subtrahiert, anschließend wird mit den Residuen gearbeitet. Obwohl die Interpolation dadurch vereinfacht wird, kann einfaches Kriging aufgrund der erforderlichen Annahmen dieser speziellen Methode seltener angewendet werden als andere Kriging-Verfahren.
3. universal Kriging, UK, heißt das lineare Krigingverfahren in Anwesenheit einer Drift. Eine Drift, d. h. eine lokale Fluktuation, liegt vor, wenn das experimentelle Variogramm und das Residuen-Variogramm schon bei geringen Distanzen divergieren. Existenz und Art der lokalen Drift können durch Kreuzvalidierung nachgewiesen werden. Durch Zerlegung des Erwartungswertes E [Z(x)] in eine Driftkomponente m(x) und eine Residualkomponente Y(x) wird die Eigenschaft der Stationarität erfüllt:
Z(x) = Y(x) + m(x) mit E[Y(x)] = 0 und m(x) =





als Polynomansatz.
Die gängigen Kriging-Interpolationsmethoden berücksichtigen a) eine konstante Drift
m(x) = const.,
b) eine lineare Drift
m(x1,x2) = a0 + a1x1 + a2x2 und c) eine quadratische Drift.
Theoretisch können auch höherwertige Polynomialfunktionen verwendet werden. Die mathematische Berechnung gleicht in Fall a) dem OK-Gleichungssystem, in Fall b) und c) wird dies ergänzt durch die Driftkomponenten. So gesehen, ist Ordinary Kriging (OK) eigentlich ein Sonderfall des Universal Krigings (UK) und zwar ohne Trendkomponente.
4. Kokriging, E cokriging, bedeutet lineares und multivariates Krigingverfahren, das die Korrelation verschiedener Variablen in einem Untersuchungsgebiet ausnutzt. Der Schätzwert der Variable U* an einer bestimmten Stelle x0 wird nicht nur durch die benachbarten Werte von U(xi) bestimmt, sondern zusätzlich durch die Messwerte der Variable V(xj), an der gleichen Stelle und in der Umgebung. Der Aufwand ist höher als beim univariaten Kriging, da beide Variogramme und das gemeinsame Kreuzvariogramm berechnet und modelliert werden müssen. Ist die zu untersuchende Variable jedoch zu wenig beprobt oder schwer zu messen und die Korrelation zu einer besser in räumlicher Auflösung und/oder Messgenauigkeit beprobten Variable hoch, so liefert Kokriging eine sehr gute Schätzung. Der Kokrigingansatz entspricht dem OK mit einer Linearkombination der beiden Variablen:





ai, bj: Gewichtungsfaktoren, mit





und





Anwendungsbeispiele sind geochemische oder hydrochemische Daten, Schwermetalle einer Lagerstätte, Abbauwürdigkeit von Erzen in Abhängigkeit von Verunreinigungen.
5. Indikatorkriging, E indicator kriging, ist ein nichtlineares Krigingverfahren, das kein neues mathematisches Verfahren erfordert, sondern nur eine geeignete Codierung der Daten verlangt. Neben der Analyse der räumlichen Verteilung von qualitativen Daten ist die Schätzung der lokalen Verteilungsfunktion einer regionalisierten Variable möglich.
6. sonstige Verfahren: Neben dem einfachen Indikatorkriging gibt es Weiterentwicklungen wie multi-indicator kriging, probability kriging und soft kriging. Zu den linearen Verfahren zählt Kriging mit externer Drift (KED), das eine großräumige Trendvariable mit einbeziehen und damit über den Wertebereich der Stichprobe hinaus extrapolieren kann. Als weitere Verfahren sind zu nennen: Disjunktives Kriging (disjunctive kriging), Zufallskriging (random kriging), verteilungsfreies Kriging (Rank Uniform Kriging).

MSR

Literatur: [1] CLARK, I. & HARPER, B. (2000): Practical Geostatistics 2000. Columbus, Ohio USA. [2] SCHAFMEISTER, M.-T. (1999): Geostatistik für die hydrogeologische Praxis. Berlin. [3] WACKERNAGEL, H. (1995): Multivariate Geostatistics. Berlin.

  • Die Autoren

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lexikons der Kartographie und Geomatik

Herausgeber und Redaktion (jew. mit Kürzel)

JBN

Prof. Dr. Jürgen Bollmann, Universität Trier, FB VI/Kartographie

WKH

Prof. Dr. Wolf Günther Koch, Technische Universität Dresden, Institut für Kartographie

ALI

Dipl.-Geogr. Annette Lipinski, Köln

Autorinnen und Autoren (jew. mit Kürzel)

CBE

Prof. Dr. Christoph Becker, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Fremdenverkehrsgeographie

WBE

Dipl.-Met. Wolfgang Benesch, Offenbach

ABH

Dr. Achim Bobrich, Universität Hannover, Institut für Kartographie und Geoinformatik

GBR

Dr.-Ing. Gerd Boedecker, Bayrische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Erdmessung, München

JBN

Prof. Dr. Jürgen Bollmann, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

WBO

Dr. Wolfgang Bosch, Deutsches Geodätisches Forschungsinstitut, München

CBR

Dr. Christoph Brandenberger, ETH Zürich, Institut für Kartographie, (CH)

TBR

Dipl.-Geogr. Till Bräuninger, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

KBR

Prof. Dr. Kurt Brunner, Universität der Bundeswehr, Institut für Photogrammetrie und Kartographie, Neubiberg

MBR

Prof. Dr. Manfred F. Buchroithner, TU Dresden, Institut für Kartographie

EBN

Dr.-Ing. Dr. sc. techn. Ernst Buschmann, Potsdam

WBH

Prof. Dr. Wolfgang Busch, TU Clausthal-Zellerfeld

GBK

Dr. Gerd Buziek, München

ECS

Prof. Dr. Elmar Csaplovics, TU Dresden, Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung

WDK

Prof. Dr. Wolfgang Denk, FH Karlsruhe, Hochschule für Technik, FB Geoinformationswesen

FDN

Doz. Dr. Frank Dickmann, TU Dresden, Institut für Kartographie

RDH

Prof. Dr. Reinhard Dietrich, TU Dresden, Institut für Planetare Geodäsie

DDH

Dr. Doris Dransch, Berlin

HDS

Prof. Dr. Hermann Drewes, Deutsches Geodätisches Forschungsinstitut, München

DER

Dr. Dieter Egger, TU München, Institut für Astronomische und Physikalisch Geodäsie

RET

Dr. jur. Dipl.-Ing. Rita Eggert, Karlsruhe

HFY

Dipl.-Geogr. Holger Faby, Europäisches Tourismus Institut GmbH an der Universität Trier

GGR

Univ. Ass. Dr. MA Georg Gartner, TU Wien, Institut für Kartographie und Reproduktionstechnik, (A)

CGR

Prof. Dr. Cornelia Gläßer, Martin-Luther-Universität, Halle/S.-Wittenberg, Institut für Geographie

KGR

Dr. Konrad Großer, Institut für Länderkunde, Leipzig

RHA

Dr. Ralph Hansen, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

HHT

Dipl.-Met. Horst Hecht, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Hamburg

BHK

Prof. Dr.-Ing. Bernhard Heck, Universität Karlsruhe, Geodätisches Institut

FHN

Dr. Frank Heidmann, Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart

RHN

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Didaktik der Geographie

KIK

Prof. Dr. Karl-Heinz Ilk, Universität Bonn, Institut für Theoretische Geodäsie

WKR

Dipl.-Geol. Wolfgang Kaseebeer, Universität Karlsruhe, Lehrstuhl für Angewandte Geologie

KKN

Prof. Dr. Ing. Karl-Hans Klein, Bergische Universität Wuppertal, FB 11, Vermessungskunde/ Ingenieurvermessung

AKL

Dipl.-Geogr. Alexander Klippel, Universität Hamburg, FB Informatik

CKL

Dr. Christof Kneisel, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

WKH

Prof. Dr. Wolf Günther Koch, Technische Universität Dresden, Institut für Kartographie

IKR

Prof. Dr. Ingrid Kretschmer, Universität Wien, Institut für Geographie und Regionalforschung, (A)

JKI

Dr. Jan Krupski, Universität Wroclaw (Breslau), Institut für Geographie, (PL)

CLT

Dipl.-Geogr. Christian Lambrecht, Institut für Länderkunde, Leipzig

ALI

Dipl.-Geogr. Annette Lipinski, Köln

KLL

Dr. Karl-Heinz Löbel, TU Bergakademie Freiberg

OMF

Dr. Otti Margraf, Beucha

SMR

Prof. Dr. Siegfried Meier, TU Dresden, Institut für Planetare Geodäsie

SMI

Dipl.-Geogr. Stefan Neier-Zielinski, Basel (CH)

GML

Dr. Gotthard Meinel, Institut für Ökologische Raumentwicklung, Dresden

RMS

Roland Meis, Puls

BMR

Prof. Dr. Bernd Meißner, Technische Fachhochschule Berlin, FB 7

MMY

Doz. Dr. Dipl.-Ing. Miroslav Miksovsky, TU Prag, Fakultät Bauwesen, (CZ)

AMR

Dr. Andreas Müller, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt.Kartographie

JMR

Dr.-Ing. Jürgen Müller, TU München, Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie

MND

Dr. Maik Netzband, Universität Leipzig, Institut für Geographie

JNN

Prof. Dr. Joachim Neumann, Wachtberg

ANL

Dr. Axel Nothnagel, Universität Bonn, Geodätisches Institut

FOG

Prof. Dr. Ferjan Ormeling, Universität Utrecht, Institut für Geographie, (NL)

NPL

Dr. Nikolas Prechtel, TU Dresden, Institut für Kartographie

WER

Dr. Wolf-Dieter Rase, Bundesamt für Städtebau und Raumplanung, Abt. I, Bonn

KRR

Prof. Dr. em. Karl Regensburger, TU Dresden, Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung

WRT

Prof. Dr. Wolfgang Reinhardt, Universität der Bundeswehr, Institut für Geoinformation und Landentwicklung, Neubiberg

HRR

Heinz W. Reuter, DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, Offenbach

SRI

Dipl.-Geogr. Simon Rolli, Basel (CH)

CRE

Dipl.-Ing. Christine Rülke, TU Dresden, Institut für Kartographie

DSB

PD Dr. Daniel Schaub, Aarau (CH)

MST

Dr. Mirko Scheinert, TU Dresden, Institut für Planetare Geodäsie

WSR

Dr.-Ing. Wolfgang Schlüter, Wetzell

RST

Dr. Reinhard-Günter Schmidt, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

JSR

PD Dr. Ing. Johannes Schoppmeyer, Universität Bonn, Institut für Kartographie und Geoinformation

HSN

Prof. Dr. Heidrun Schumann, Universität Rostock, Institut für Computergraphik, FB Informatik

BST

PD Dr. Brigitta Schütt, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

HSH

Prof. Dr.-Ing. Harald Schuh, TU Wien, Institut für Geodäsie und Geophysik, (A)

GSR

Prof. Dr. Günter Seeber, Universität Hannover, Institut für Erdmessung

KSA

Prof. Dr. Kira B. Shingareva, Moskauer Staatliche Universität für Geodäsie und Kartographie, (RU)

JSS

Dr. Jörn Sievers, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt

MSL

Prof. Dr. Michael H. Soffel, TU Dresden, Lohrmann-Observatorium

ESS

Prof. Dr. em. h.c. Ernst Spiess, Forch (CH)

WSS

Doz. i.R. Dr. Werner Stams, Radebeul

MSR

Dipl.-Geogr. Monika Stauber, Berlin

KST

Prof. Dr. em. Klaus-Günter Steinert, TU Dresden, Lohrmann-Observatorium

PTZ

Dr. Peter Tainz, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

ETL

Dr. Elisabeth Tressel, Universität Trier, FB VI/Physische Geographie

AUE

Dr. Anne-Dore Uthe, Institut für Stadtentwicklung und Wohnen des Landes Brandenburg, Frankfurt/Oder

GVS

Dr.-Ing. Georg Vickus, Hildesheim

WWR

Dipl.-Geogr. Wilfried Weber, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

IWT

Prof. Dr. Ingeborg Wilfert, TU Dresden, Institut für Kartographie

HWL

Dr. Hagen Will, Gießen

DWF

Dipl.-Ing. Detlef Wolff, Leverkusen

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