Direkt zum Inhalt

Lexikon der Kartographie und Geomatik: Terminologie

Terminologie, E terminology, die Gesamtheit der Fachwörter (Termini) eines Fachgebietes bzw. einer Wissenschaft, verschiedentlich auch synonym für Terminologielehre gebraucht. Im Normalfall sind die Fachbegriffe in einem Thesaurus, in einem Fachwörterbuch oder in einer terminographischen Datensammlung zusammengestellt mit den ihnen zugeordneten Benennungen. Die Zuordnung zwischen dem Begriff und seiner Benennung wird durch eine Definition, die Beschreibung des Begriffsinhalts und des Begriffsumfangs, hergestellt. Die geordnete Menge der Termini kann als ein System betrachtet werden. Die Struktur eines solchen terminologischen Systems und damit auch der Ort, der dem einzelnen Begriff darin in seiner Beziehung zu Ober-, Nachbar- und Unterbegriffen zugewiesen wird, ist nicht universell und ein für allemal festgelegt. Es zeigt sich gerade beim Vergleich der Begriffssysteme ein und desselben Fachgebiets in verschiedenen Ländern, insbesondere aber in verschiedenen Sprachgebieten, dass diese Systeme einander zwar in weiten Bereichen mehr oder weniger ähnlich, aber durchaus nicht vollständig gleich sind.
Die Arbeit an der Terminologie eines Fachgebiets beschränkt sich deshalb anfangs auf ein Sprachgebiet; sie schafft hier zunächst die Basis für die Verständigung unter Fachleuten gleicher Muttersprache. Die verbindliche Festlegung äquivalenter Benennungen in anderen Sprachen bzw. Sprachgebieten ist dann das Ergebnis intensiver internationaler Gemeinschaftsarbeit. Ausgehend vom Begriff muss durch Vergleich der Definitionen untersucht werden, welche Benennung in der jeweiligen Sprache der bestgeeignete Ausdruck ist.
Bemühungen um Terminologienormung gibt es bereits seit dem 18. Jh., verstärkt jedoch seit der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Dabei geht es nicht darum, die fachsprachlichen Möglichkeiten einzuengen, sondern die Termini durch eine autorisierte Institution eindeutig festzulegen. In Deutschland nimmt diese Funktion das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) wahr, aber auch zahlreiche wissenschaftliche und technische Fachverbände, die eng mit dem Institut zusammenarbeiten. International ist die International Organization for Standardization (ISO) auch auf dem Gebiet der Terminologienormung aktiv.
Terminologische Arbeit in Geodäsie, Photogrammetrie, Fernerkundung und Kartographie der Bundesrepublik Deutschland wird vorrangig durch spezielle Kommissionen oder Arbeitsgruppen der entsprechenden Fachgesellschaften geleistet. So entstanden in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. verschiedene Glossare, Wörterbücher und auch Fachlexika (z. B. das "Lexikon Photogrammetrie und Fernerkundung" von H. Schöler im Auftrag der Kammer der Technik der DDR, Leipzig 1989). In dieser Zeit wurden auch bereits internationale Bemühungen unterstützt und wesentliche Beiträge zu mehrsprachigen Wörterbüchern geleistet. Mit Unterstützung der Fédération Internationale des Géomètres (FIG) konnten vom Institut für Angewandte Geodäsie (IfAG) bereits 1971 erste Arbeitsergebnisse vorgelegt werden. Seit 1984 gibt die Nachfolgebehörde, das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, das "Fachwörterbuch – Benennungen und Definitionen im deutschen Vermessungswesen mit englischen und französischen Äquivalenten" in 16 Teilbänden heraus.
Die kartographische Terminologie hat sich zusammen mit der kartographischen Wissenschaft und Praxis entwickelt, was anfangs zumeist wenig systemhaft erfolgte. Etwa um 1960, nachdem sich der kartographische Wortschatz aufgrund der raschen Entwicklung der Kartographie als Wissenschaft und Technik erheblich vermehrt hatte, wurde im deutschen Sprachraum, zugleich aber auch international im Rahmen einer Kommission der Internationalen Kartographischen Vereinigung (IKV/ICA/ICA) unter der Leitung von E.  Meynen, mit intensiver terminologischer Arbeit begonnen. 1973 erschien das erste mehrsprachige kartographische Wörterbuch (Multilingual Dictionary of Technical Terms in Cartography) in Wiesbaden in fünf Hauptsprachen und 14 Nebensprachen. 1997 konnte die 2. erweiterte Ausgabe dieses Wörterbuchs in München erscheinen, nunmehr in 25 Sprachen. Abgeleitet von diesem internationalen kartographischen Wörterbuch haben verschiedene Länder nationale Wörterbücher erstellt (z. B. Jugoslawien, Niederlande). Die Erweiterung von Wörterbüchern und anderen Begriffssammlungen um ausführliche Erläuterungstexte, vielfach gekoppelt mit Abbildungen, führt zu Fachlexika. Lexikonähnliche Wörterbücher sind vor allem in den USA (z. B. "Practical handbook of digital mapping: terms and concepts" von S.L. Arlinghaus, 1994, "Glossary of the Mapping Sciences" des American Congress on Surveying and Mapping et al., 1994) und in der UdSSR bzw. in Russland (sog. spravotschniki) herausgegeben worden.
Größere kartographische Lexika sind bisher nur im deutschsprachigen Raum erschienen: 1979 von W.  Witt das "Lexikon der Kartographie" (Wien), 1983 von R. Ogrissek als Herausgeber das "Brockhaus abc Kartenkunde" (Leipzig) und 1986 das "Lexikon zur Geschichte der Kartographie" in 2 Bänden, bearbeitet von I. Kretschmer, J. Dörflinger und F. Wawrik (Wien). 2001/02 folgte das zweibändige Werk "Lexikon der Kartographie und Geomatik" (Heidelberg/Berlin, Herausgeber J. Bollmann und W.G. Koch). Aufgrund der Theorie-, Methoden- und Technologieentwicklung, aber auch aufgrund der Ausweitung der Anwendungsfelder der Kartographie nimmt die absolute Anzahl der Termini auf dem Gebiet der Kartographie ständig zu, obwohl bestimmte Begriffe auch entfallen, weil sie keine aktuelle Bedeutung mehr haben. Auffallend ist auch die Kurzlebigkeit bestimmter Begriffe. Besondere Probleme erwachsen der deutschsprachigen kartographischen Terminologie durch das Eindringen von Fachwörtern aus dem angloamerikanischen Raum. Das betrifft vor allem das Gebiet der digitalen Kartentechnologie, die Multimedia-, Animations- und Internetkartographie. Aber auch die Übernahme von Begriffen aus Nachbar- und Hilfswissenschaften hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Somit hat die kartographische Terminologie eine Dynamik entwickelt, deren Verfolgung und Beeinflussung eine ständige Aufgabe ist.

WKH

Literatur: [1] ARNTZ, R. & PICHT, H. (1995): Einführung in die Terminologiearbeit, Hildesheim, Zürich, New York. [2] HAKE, G. (1990): Bedeutung und Kritik fachlicher Begriffe im Vermessungswesen. In: Festschrift für Gottfried Konecny zum 60. Geburtstag, Hannover, 141-153. [3] KOCH, W.G. (2001): Aktuelle Probleme der kartographischen Terminologie in Deutschland. In: Kartographische Bausteine, Band 19, TU Dresden. [4] NEUMANN, J. (2000): Arbeitskreis/Kommission Kartographische Terminologie. In: Kartographische Schriften, Bd. 5, Bonn, 172-173.

  • Die Autoren

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lexikons der Kartographie und Geomatik

Herausgeber und Redaktion (jew. mit Kürzel)

JBN

Prof. Dr. Jürgen Bollmann, Universität Trier, FB VI/Kartographie

WKH

Prof. Dr. Wolf Günther Koch, Technische Universität Dresden, Institut für Kartographie

ALI

Dipl.-Geogr. Annette Lipinski, Köln

Autorinnen und Autoren (jew. mit Kürzel)

CBE

Prof. Dr. Christoph Becker, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Fremdenverkehrsgeographie

WBE

Dipl.-Met. Wolfgang Benesch, Offenbach

ABH

Dr. Achim Bobrich, Universität Hannover, Institut für Kartographie und Geoinformatik

GBR

Dr.-Ing. Gerd Boedecker, Bayrische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Erdmessung, München

JBN

Prof. Dr. Jürgen Bollmann, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

WBO

Dr. Wolfgang Bosch, Deutsches Geodätisches Forschungsinstitut, München

CBR

Dr. Christoph Brandenberger, ETH Zürich, Institut für Kartographie, (CH)

TBR

Dipl.-Geogr. Till Bräuninger, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

KBR

Prof. Dr. Kurt Brunner, Universität der Bundeswehr, Institut für Photogrammetrie und Kartographie, Neubiberg

MBR

Prof. Dr. Manfred F. Buchroithner, TU Dresden, Institut für Kartographie

EBN

Dr.-Ing. Dr. sc. techn. Ernst Buschmann, Potsdam

WBH

Prof. Dr. Wolfgang Busch, TU Clausthal-Zellerfeld

GBK

Dr. Gerd Buziek, München

ECS

Prof. Dr. Elmar Csaplovics, TU Dresden, Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung

WDK

Prof. Dr. Wolfgang Denk, FH Karlsruhe, Hochschule für Technik, FB Geoinformationswesen

FDN

Doz. Dr. Frank Dickmann, TU Dresden, Institut für Kartographie

RDH

Prof. Dr. Reinhard Dietrich, TU Dresden, Institut für Planetare Geodäsie

DDH

Dr. Doris Dransch, Berlin

HDS

Prof. Dr. Hermann Drewes, Deutsches Geodätisches Forschungsinstitut, München

DER

Dr. Dieter Egger, TU München, Institut für Astronomische und Physikalisch Geodäsie

RET

Dr. jur. Dipl.-Ing. Rita Eggert, Karlsruhe

HFY

Dipl.-Geogr. Holger Faby, Europäisches Tourismus Institut GmbH an der Universität Trier

GGR

Univ. Ass. Dr. MA Georg Gartner, TU Wien, Institut für Kartographie und Reproduktionstechnik, (A)

CGR

Prof. Dr. Cornelia Gläßer, Martin-Luther-Universität, Halle/S.-Wittenberg, Institut für Geographie

KGR

Dr. Konrad Großer, Institut für Länderkunde, Leipzig

RHA

Dr. Ralph Hansen, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

HHT

Dipl.-Met. Horst Hecht, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Hamburg

BHK

Prof. Dr.-Ing. Bernhard Heck, Universität Karlsruhe, Geodätisches Institut

FHN

Dr. Frank Heidmann, Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart

RHN

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Didaktik der Geographie

KIK

Prof. Dr. Karl-Heinz Ilk, Universität Bonn, Institut für Theoretische Geodäsie

WKR

Dipl.-Geol. Wolfgang Kaseebeer, Universität Karlsruhe, Lehrstuhl für Angewandte Geologie

KKN

Prof. Dr. Ing. Karl-Hans Klein, Bergische Universität Wuppertal, FB 11, Vermessungskunde/ Ingenieurvermessung

AKL

Dipl.-Geogr. Alexander Klippel, Universität Hamburg, FB Informatik

CKL

Dr. Christof Kneisel, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

WKH

Prof. Dr. Wolf Günther Koch, Technische Universität Dresden, Institut für Kartographie

IKR

Prof. Dr. Ingrid Kretschmer, Universität Wien, Institut für Geographie und Regionalforschung, (A)

JKI

Dr. Jan Krupski, Universität Wroclaw (Breslau), Institut für Geographie, (PL)

CLT

Dipl.-Geogr. Christian Lambrecht, Institut für Länderkunde, Leipzig

ALI

Dipl.-Geogr. Annette Lipinski, Köln

KLL

Dr. Karl-Heinz Löbel, TU Bergakademie Freiberg

OMF

Dr. Otti Margraf, Beucha

SMR

Prof. Dr. Siegfried Meier, TU Dresden, Institut für Planetare Geodäsie

SMI

Dipl.-Geogr. Stefan Neier-Zielinski, Basel (CH)

GML

Dr. Gotthard Meinel, Institut für Ökologische Raumentwicklung, Dresden

RMS

Roland Meis, Puls

BMR

Prof. Dr. Bernd Meißner, Technische Fachhochschule Berlin, FB 7

MMY

Doz. Dr. Dipl.-Ing. Miroslav Miksovsky, TU Prag, Fakultät Bauwesen, (CZ)

AMR

Dr. Andreas Müller, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt.Kartographie

JMR

Dr.-Ing. Jürgen Müller, TU München, Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie

MND

Dr. Maik Netzband, Universität Leipzig, Institut für Geographie

JNN

Prof. Dr. Joachim Neumann, Wachtberg

ANL

Dr. Axel Nothnagel, Universität Bonn, Geodätisches Institut

FOG

Prof. Dr. Ferjan Ormeling, Universität Utrecht, Institut für Geographie, (NL)

NPL

Dr. Nikolas Prechtel, TU Dresden, Institut für Kartographie

WER

Dr. Wolf-Dieter Rase, Bundesamt für Städtebau und Raumplanung, Abt. I, Bonn

KRR

Prof. Dr. em. Karl Regensburger, TU Dresden, Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung

WRT

Prof. Dr. Wolfgang Reinhardt, Universität der Bundeswehr, Institut für Geoinformation und Landentwicklung, Neubiberg

HRR

Heinz W. Reuter, DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, Offenbach

SRI

Dipl.-Geogr. Simon Rolli, Basel (CH)

CRE

Dipl.-Ing. Christine Rülke, TU Dresden, Institut für Kartographie

DSB

PD Dr. Daniel Schaub, Aarau (CH)

MST

Dr. Mirko Scheinert, TU Dresden, Institut für Planetare Geodäsie

WSR

Dr.-Ing. Wolfgang Schlüter, Wetzell

RST

Dr. Reinhard-Günter Schmidt, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

JSR

PD Dr. Ing. Johannes Schoppmeyer, Universität Bonn, Institut für Kartographie und Geoinformation

HSN

Prof. Dr. Heidrun Schumann, Universität Rostock, Institut für Computergraphik, FB Informatik

BST

PD Dr. Brigitta Schütt, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

HSH

Prof. Dr.-Ing. Harald Schuh, TU Wien, Institut für Geodäsie und Geophysik, (A)

GSR

Prof. Dr. Günter Seeber, Universität Hannover, Institut für Erdmessung

KSA

Prof. Dr. Kira B. Shingareva, Moskauer Staatliche Universität für Geodäsie und Kartographie, (RU)

JSS

Dr. Jörn Sievers, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt

MSL

Prof. Dr. Michael H. Soffel, TU Dresden, Lohrmann-Observatorium

ESS

Prof. Dr. em. h.c. Ernst Spiess, Forch (CH)

WSS

Doz. i.R. Dr. Werner Stams, Radebeul

MSR

Dipl.-Geogr. Monika Stauber, Berlin

KST

Prof. Dr. em. Klaus-Günter Steinert, TU Dresden, Lohrmann-Observatorium

PTZ

Dr. Peter Tainz, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

ETL

Dr. Elisabeth Tressel, Universität Trier, FB VI/Physische Geographie

AUE

Dr. Anne-Dore Uthe, Institut für Stadtentwicklung und Wohnen des Landes Brandenburg, Frankfurt/Oder

GVS

Dr.-Ing. Georg Vickus, Hildesheim

WWR

Dipl.-Geogr. Wilfried Weber, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

IWT

Prof. Dr. Ingeborg Wilfert, TU Dresden, Institut für Kartographie

HWL

Dr. Hagen Will, Gießen

DWF

Dipl.-Ing. Detlef Wolff, Leverkusen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.