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Lexikon der Mathematik: Pascal, Blaise

Mathematiker, Physiker, und Philosoph, geb. 19.6.1623 Clermont (Clermont-Ferrand), gest. 19.8.1662 Paris.

Der Sohn eines hochgebildeten und einflußreichen Verwaltungsbeamten wurde von seinem Vater unterrichtet. Ab 1631 in Paris lebend, wurde er auch hier privat ausgebildet und konnte seinen frühen wissenschaftlichen Neigungen freien Lauf lassen. Erst sich mit Akustik beschäftigend („Traité des sons“, 1635), dann aber sich der Mathematik widmend, erschien 1640 sein „Essay pour les coniques“, das den Pascalschen Kegelschnittsatz enthielt. Aus dem „Essay“ entwickelte Pascal ab 1648 eine ausgedehnte Theorie der Kegelschnitte („Traite des coniques“). Das Werk ist verlorengegangen.

Ab 1640 war der Vater in Rouen tätig. Um ihm bei seinen Steuerberechnungen zu helfen, konstruierte Pascal ab 1642 eine Rechenmaschine, die ab 1645 voll funktionstüchtig war und auch kommerziell vertrieben wurde. Ab 1646 wandte sich Pascal erstmals verstärkt der Theologie (Jansenismus) zu, bearbeitete aber auch gleichzeitig physikalische Fragen (1647 Abhandlung über das Vakuum, 1648 Messung des Luftdrucks in Abhängigkeit von der Höhe über dem Erdboden). Ab 1648 lebten die Pascals meist wieder in Paris. Der Schriftsteller und Lebemann A.G. de Méré (1607–1684), ein Bekannter Pascals, lenkte diesen auf die Theorie der Glücksspiele und damit auf die Entwicklung von Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung (1654, Briefwechsel mit P. Fermat und C.Huygens). Eng mit diesen Studien zusammenhängend entstand eine Arbeit über das „Pascalsche Dreieck“ (gedruckt erst 1665). Ende 1654 wandte sich Pascal, teilweise aus mystischen Erwägungen heraus, erneut dem Jansenismus zu und griff 1656 vehement die Jesuiten an („Lettres un Provincil“). Die fast sofort verbotenen „Briefe“ gelten als ein Höhepunkt der französischen Literatur. Auch in dieser Zeit verfaßte Pascal mathematische Schriften (Lehrbuch der Elementargeometrie, über Wert und Grenzen der axiomatischen Methode). Ab 1657/58 beschäftigte er sich genauer mit Problemen der „Infinitesimalmathematik“. Er führte das „charakteristische Dreieck“ ein, behandelte statische Momente und schwierige Quadraturen. Er veröffentlichte unter einem Pseudonym ein Preisausschreiben, das eine Behandlung von sechs unerledigten Problemen der Zykloide verlangte. Pascal selbst beteiligte sich am Preisausschreiben („Theorie général de la Roulette“, 1659). Nach 1659 konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr wissenschaftlich arbeiten.

  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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