Lexikon der Neurowissenschaft: Bahnung
Bahnung, synaptische Bahnung, Facilitation, Fazilitation, E synaptic facilitation, eine Sekunden bis Minuten lang anhaltende Verstärkung der Neurotransmission nach vorausgegangener Aktivität in der präsynaptischen Endigung (Endknöpfchen; siehe Zusatzinfo ). Synaptische Bahnung und Depression werden unter dem Begriff Kurzzeitplastizität zusammengefaßt. Ursachen sind eine Veränderung der Wahrscheinlichkeit der Transmitterfreisetzung und der Zahl der freigesetzten Neurotransmitterquanten. Es handelt sich um eine spezifische, allerdings veränderbare Eigenschaft von Synapsen. Synapsen einer präsynaptischen Nervenzelle können zu einem gegebenen Zeitpunkt unterschiedliches Verhalten zeigen. Zwei oder mehrere Aktionspotentiale führen zu einer anhaltenden Erhöhung des Spiegels des intrazellulären Calciums in der präsynaptischen Endigung, so daß es zu homosynaptischer Verstärkung erregender synaptischer Übertragung kommt. Neben Cotransmittern, die homosynaptisch an der gleichen Synapse über Autorezeptoren die Freisetzungsrate erhöhen, können dies auch von anderen Nervenfasern freigesetzte Stoffe heterosynaptisch bewirken. Ein Beispiel ist die Blockade eines präsynaptischen Kaliumkanals durch Serotonin bei der Meeresschnecke Aplysia. Bei Säugern findet man z.B. die Förderung der GABA-Freisetzung durch Dopamin in den Basalganglien. Experimentell wird synaptische Bahnung mittels gepaarter elektrischer Reize (Doppelpulsbahnung) oder tetanischer Stimulation (tetanische Potenzierung und posttetanische Potenzierung) getestet. Das Ausmaß der Potenzierung hängt hierbei von der gewählten Reizfrequenz ab. – In der kognitiven Psychologie wird von assoziativer Bahnung(assoziative Aktivierung, Voraktivierung) gesprochen, wenn z.B. ein dargebotenes Wort schneller erkannt wird, nachdem zuvor ein inhaltlich bzw. semantisch verwandtes Wort dargeboten wurde. Es ist anzunehmen, daß dies auf die oben beschriebenen synaptischen Bahnungeffekte zurückzuführen ist.
Bahnung
Man kann auch eine räumliche Bahnung (Fremdbahnung) von einer zeitlichen Bahnung (Eigenbahnung) unterscheiden. Eine räumliche Bahnung kann z.B. bedeutsam werden, wenn die Neurotransmitterfreisetzung an einer einzelnen Synapse die postsynaptische Nervenzelle nicht überschwellig erregen kann, sondern wenn dies erst geschieht, wenn mehrere eng beieinanderliegende Synapsen gleichzeitig aktiv werden. Zeitliche Bahnung kann dann zustandekommen, wenn in einer Synapse mehrere Aktionspotentiale in hinreichend kurzem Abstand eintreffen und das folgende Aktionspotential schon wirksam zu werden beginnt, wenn die postsynaptische Wirkung des vorausgegangenen noch nicht abgeklungen ist.
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