Lexikon der Neurowissenschaft: Delphine
Delphine [von griech. delphis = Delphin, Meerschwein (von griech. delphax = Schwein)],E dolphins, 1) allgemein gebräuchliche Bezeichnung für die kleineren Arten unter den Zahnwalen (Odontoceti) ohne Berücksichtigung ihrer systematischen Einordnung. Im Gegensatz dazu spricht man bei größeren Arten von Walen. 2) Delphinidae, mit über 30 Arten die umfangreichste Familie der Zahnwale ( siehe Abb. ). Zahlreiche ältere Erzählungen berichten von der Rettung Ertrinkender durch Delphine. Tatsache ist, daß Delphine versuchen, kranke oder verletzte Artgenossen mit deren Atemöffnung an die Wasseroberfläche zu bringen. Vermutlich kann diese angeborene Verhaltensweise auch durch einen im Wasser treibenden Menschen ausgelöst werden. Das Gehirn der Delphine ist im Vergleich zu anderen Säugetieren besonders hochentwickelt. Es ist im Verhältnis zum übrigen Körper relativ groß, ist stärker gefurcht (Gyrierung) als das des Menschen und besitzt einen sonst nur noch vom menschlichen Gehirn bekannten Bezirk, die Substantia nigra. Die biologische Grundlage für diesen hohen Differenzierungsgrad ist unbekannt. Andererseits haben neuere Untersuchungen eine relativ (zu anderen Säugern) geringe Neuronendichte in der Großhirnrinde ergeben. – Zu den erstaunlichsten Sinnesleistungen im Tierreich gehört die Sonarortung (Sonar) der Delphine. Die obere Grenze des Hörbereichs liegt bei Delphinen um 200 kHz. Mit Hilfe von Ultraschallauten können Delphine nach dem Echolotprinzip akustisch Hindernisse orten, um ihnen auszuweichen, und sogar Fischarten unterscheiden (Echoorientierung). Nach G. Pilleri (Bern) werden die Schwingungen in der Kehlkopftasche (Wale haben keine Stimmbänder!) erzeugt, auf den palatopharyngealen Muskel und von diesem durch das Rostrum auf das Wasser übertragen. Die hochfrequenten Ortungssignale bestehen aus Serien einzelner "Clicks" von Mikro- oder Millisekundendauer und einer Lautstärke bis über 200 Dezibel. In Versuchen konnte gezeigt werden, daß sich Delphine einmal geortete Objekte sogar in deren dreidimensionaler Form merken können. – Dank ihrer starken Anhänglichkeit gegenüber dem Menschen und ihres ausgeprägten Lernvermögens wurden Delphine zu beliebten Dressurtieren (Dressur). Bei der "Delphintherapie" werden neuerdings (hauptsächlich in den USA) dressierte Delphine auch zur Behandlung bestimmter Krankheiten eingesetzt. Gewisse Erfolge konnten bisher vor allem bei Autismus und beim Down-Syndrom beobachtet werden. Eine wissenschaftliche Erklärung dafür steht noch aus; diskutiert wird u.a. eine erhöhte Ausschüttung von Endorphinen bei den Patienten während ihres Umgangs mit den dressierten Tieren. Zur psychischen Komponente hierbei, wie auch zur allgemeinen Beliebtheit der Delphine überhaupt, trägt neben ihrer Zutraulichkeit ganz wesentlich ihr auf uns freundlich wirkender "Gesichtsausdruck" bei, der jedoch lediglich eine Folge der nach oben gewachsenen Mundwinkel ist. Spiegelbild-Erkennung.
Delphine
Delphin
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.